Aus der Sammlung Cornelius Gurlitt ist weitere NS-Raubkunst an die ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben worden. Das Gemälde La Seine, vue du Pont-Neuf, au fond le Louvre von Camille Pissarro (1830–1903) wurde in Absprache mit dem Kunstmuseum Bern nach Frankreich gebracht, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Das Bild sei dem in Paris lebenden französischen Unternehmer Max Heilbronn im Jahr 1942 von den Nazis geraubt worden.
Die Taskforce »Schwabinger Kunstfund« habe das Werk bereits Anfang 2015 als NS-Raubkunst identifiziert, hieß es. Wegen der gerichtlichen Auseinandersetzung um die Erbfolge nach dem Tod des Kunstsammlers Gurlitt 2014 konnte die Restitution lange Zeit nicht erfolgen. Erst im vergangenen Dezember hatte das Oberlandesgericht München abschließend entschieden, dass das Erbe Gurlitts dem Kunstmuseum Bern zusteht.
NS-Zeit Die Schweizer schlossen aber 2014 eine Vereinbarung mit Deutschland, wonach umstrittene Werke an ihre rechtmäßigen Besitzer oder deren Erben zurückgegeben werden sollen. Die Sammlung Gurlitts war 2012 beschlagnahmt worden. Cornelius Gurlitt hatte die Werke von seinem Vater Hildebrandt Gurlitt, Adolf Hitlers Kunsthändler, geerbt. Cornelius Gurlitt vermachte seine Sammlung dem Berner Kunstmuseum.
»Es ist gut, dass wir auch dieses Werk zurückgeben konnten«, erklärte Grütters. Jede Rückgabe eines geraubten Kunstwerks sei ein Baustein zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Im Februar hatte Grütters bereits eine Zeichnung Adolph von Menzels aus dem Nachlass Gurlitts an die Nachkommen der ursprünglichen Eigentümerin übergeben.
An der Arbeit und den Ergebnissen der inzwischen aufgelösten Taskforce »Schwabinger Kunstfund« hatte es in der Vergangenheit immer wieder massive Kritik gegeben. Mit deutlichen Worten hatte etwa Ronald S. Lauder die dürftigen Ergebnisse der von der Bundesregierung eingesetzten Taskforce infrage gestellt.
enttäuschung »Wir sind von den bisherigen Ergebnissen der Taskforce sehr enttäuscht«, sagte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses 2015 der Jüdischen Allgemeinen. »Nach Gründung der Arbeitsgruppe 2013 hatten wir gehofft, dass schnell Ergebnisse erzielt und alle Ressourcen zur Erforschung der Herkunft von Raubkunst in Gang gesetzt werden.« Diese Hoffnung sei jedoch enttäuscht worden.
Der Fall Gurlitt und der sogenannte Schwabinger Kunstfund hatten einmal mehr die Bedeutung des Themas NS-Raubkunst deutlich gemacht. Bei dem Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt waren im November 2013 in München durch Zufall weit über 1000 Bilder gefunden worden. Darunter befinden sich zahlreiche Raubkunst-Werke. Gurlitts Vater, Hildebrand Gurlitt (1895–1956), gehörte zu den zentralen Figuren des NS-Kunsthandels. epd/ppe