Filmkritik

»Nobody Wants This« – die Zweite

Adam Brody und Kristen Bell spielen auch in der zweiten Staffel die Hauptrollen. Foto: picture alliance / Sipa USA

Als die Netflix-Serie Nobody Wants This vor einem Jahr überraschend viele Herzen und Lachmuskeln eroberte, war klar, dass es eine Fortsetzung der amerikanisch-jüdischen RomCom geben würde. Nun ist sie da, und die Macher hatten offensichtlich nicht einmal genug Zeit, um sich einen neuen Titel auszudenken oder auch nur eine »2« dahinter zu setzen. Und so sieht es am Ende auch aus. Die Weiterdrehe ist ein etwas atemloser und verwässerter Abklatsch des Hits geworden.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, die zehn Folgen von Nobody Wants This Nummer zwei sind immer noch leicht zu bingendes Popcorn-Material, das erfolgreich von Herbst-Tristesse und Realitäts-Depression ablenkt. Es gibt viel zu Lächeln – aber eben auch zum Stirnrunzeln.

Wieder bei null anfangen

Staffel eins endete mit der perfekten Richard-Curtis-dramatischen Liebesbezeugung des »hot rabbi«, der seiner Shiksa hinterherläuft, kurz nachdem beide festgestellt hatten, dass es wohl doch nicht klappt, aus den zwei Welten eine zu machen. Die Chemie zwischen Adam Brodys Noah und Kristen Bells Joanne ist wirklich funkelnd-schön. Allerdings fangen sie in Episode eins der Fortsetzung einfach wieder bei null an, was doch ein bisschen lahm daherkommt.

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Rettung naht immerhin durch Esther (Jackie Tohn) und Sasha (Timothy Simons), Rabbi Noahs Schwägerin und Bruder, die – unter tatkräftiger Mithilfe von Joannes wunderbar überkandidelter Schwester Morgan (Justine Lupe) – die Führung übernehmen. Und natürlich ist auf Noahs Mutter Bina (the one and only Tova Feldschuh), so klein wie angsteinflößend, Verlass: »Wow, Noah und Joanne haben wirklich eine besondere Verbindung«, sagt ein Freund der Familie. »Und ich habe eine Schere«, antwortet sie lächelnd.

Auf Schwiegermutter Bina (the one and only Tova Feldschuh), so klein wie angsteinflößend, ist Verlass.

Die Seitenstränge sind es diesmal, die die Gefühle in Wallungen bringen. Das Haupt-Liebespaar sorgt zuweilen eher für Verwirrung. Zum Beispiel, wenn aus dem perfekten Rabbi fast eine »Beziehungs-Ratte« wird, um die alte Beleidigung für Jude Law zu bemühen. Wenn Joanne mal wieder besonders oberflächlich Probleme löst. Oder wenn Noah sich im Über-Reform-Tempel Ahava vorstellt, wo niemand Geringeres als Seth Rogen einen Auftritt als »Rock’n Roll«-Rabbi hinlegt, wegen dem israelische Medien sogar schon von einem Skandal gesprochen haben. Großer Seufzer.

Manche Dinge brauchen Zeit, vor allem in der Liebe. Das muss Netflix noch lernen.

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