Jüdisches Museum Frankfurt

Neukonzeption vorgestellt

Die Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt/Main: Mirjam Wenzel Foto: JM Frankfurt

Das Jüdische Museum Frankfurt am Main will mit seiner Neukonzeption gezielt auch Einwanderer ansprechen. Deutschland habe sich zu einer Einwanderungsgesellschaft entwickelt, sodass immer mehr Besucher nicht Teil der deutschen Erinnerungsgemeinschaft seien, sagte die neue Direktorin Mirjam Wenzel am Donnerstag.

Das Museum wolle auch Flüchtlinge aus islamisch geprägten Ländern erreichen und insbesondere nach den Gemeinsamkeiten fragen. Wenzel kündigte außerdem an, dass das erste große jüdische Museum im Nachkriegsdeutschland seinen Ausstellungs-schwerpunkt von zeitgeschichtlichen hin zu kulturhistorischen und religionsphilosophischen Themen verlagern werde.

Vermittler Das Museum werde etwa der Frage nachgehen, welche Bedeutung die Religion als Vermittlerin von Werten in der postsäkularen Gesellschaft habe und was Europa zusammenhalte. Daneben werde der Blick auf die Aktualität des Antisemitismus und die Formen des jüdischen Widerstands dagegen gerichtet, so Wenzel weiter.

Am 20. März wird nach Wenzels Angaben der Museumsteil Judengasse mit einem neuen Eingang gegenüber dem Jüdischen Friedhof am Börneplatz eröffnet. Die neue Dauerausstellung dort präsentiere die Geschichte des jüdischen Lebens in Frankfurt vom Mittelalter bis 1800.

Die Exponate würden in den restaurierten Grundmauern und Ruinen der ehemaligen Judengasse gezeigt. Die Vorbereitungen zum Umbau des Rothschild-Palais und zur Errichtung des benachbarten Neubaus lägen im Zeitplan. Mit der Eröffnung der beiden Gebäude am Mainufer sei 2018 zu rechnen.

digital Als erste Wechselausstellungen würden dort eine Schau zum Märtyrertum in der jüdischen Geschichte vorbereitet sowie eine Ausstellung über Juden in Europa zwischen 1945 und 1950, sagte Wenzel. Außerdem baue das Jüdische Museum ein »digitales Museum« auf, das die Sammlung so weit wie rechtlich möglich ins Internet stelle, Geschichten zu Objekten online erzähle und die Kanäle in sozialen Netzwerken erweitere.

Das 1988 eröffnete Jüdische Museum Frankfurt wird für 50 Millionen Euro grundlegend saniert, umgebaut und durch einen Neubau ergänzt. Die Fläche wird von 2200 Quadratmetern auf 5200 Quadratmeter erweitert.

Die frühere Leiterin der Medienabteilung am Jüdischen Museum Berlin, Mirjam Wenzel, hat Anfang 2016 die Leitung übernommen. Die Literaturwissenschaftlerin folgt Raphael Gross nach, der seit April 2015 Direktor des Leipziger Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur sowie Inhaber des Lehrstuhls für Jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig ist. epd

TV-Tipp

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Drama über einen jüdischen Belgier, der als angeblicher Perser in einem Konzentrationslager einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll

von Michael Ranze  21.01.2025

Meinung

Wenn Freunde peinlich werden

Das Auswärtige Amt hat einem deutsch-israelischen Stand bei der Frankfurter Buchmesse eine Absage erteilt. Ein Armutszeugnis für Außenministerin Baerbock, findet unsere Redakteurin Ayala Goldmann

von Ayala Goldmann  21.01.2025 Aktualisiert

Aufgegabelt

Tzimmes

Rezepte und Leckeres

 21.01.2025

Interview

»Vornamen prägen«

Rabbiner Dovid Gernetz über den beliebtesten Babynamen in Deutschland und seine jüdischen Wurzeln

von Mascha Malburg  21.01.2025

Kindertransport

Historischer Fund

Rund 10.000 jüdische Kinder konnten den Nazis nach dem Novemberpogrom von 1938 entkommen. Die Forscherin Amy Williams entdeckte in Yad Vashem fast die gesamten Transportlisten

von Bill Niven  21.01.2025

Literatur

Die Heimatsuchende

Heute vor 50 Jahren starb Mascha Kaléko. Ihre Dichtung bleibt erschreckend aktuell

von Nicole Dreyfus  21.01.2025

Kulturkolumne

Gogol oder Döblin?

Warum die Liebe zur Literatur stärker ist als Hass auf ein Regime

von Eugen El  20.01.2025

Imanuels Interpreten (4)

Lalo Schifrin: Der Alleskönner

Das argentinische Genie komponiert alles – von Bossa Nova bis hin zu Sinfonien. Seine bekannteste Komposition dürfte die Filmmusik für »Mission Impossible« sein

von Imanuel Marcus  20.01.2025

Kommentar

Bleibt stark, Emily, Romi und Doron!

Die drei jungen Frauen sind endlich in Israel. Emily Damari gab nach ihrer Freilassung ein Zeichen, das ihren Schmerz zeigt – aber viel mehr noch ihre Kraft

von Katrin Richter  19.01.2025