Angesichts der scharfen Kritik an der Benennung der neuen Frankfurter »Tatort«-Kommissarin nach einem Schoa-Opfer hat der Hessische Rundfunk (HR) eingelenkt. Man habe gemeinsam mit der Schauspielerin Margarita Broich beschlossen, auf den Rollennamen »Selma Jacobi« zu verzichten, teilte der Sender am Montag mit.
Die Kommissarin erhalte einen anderen Namen, obwohl der Urenkel von Selma Jacobi am Wochenende sein Einverständnis gegeben habe. Broich erklärte, sie habe mit der Namenswahl niemanden verletzen wollen. »Alle, die mich und meinen Hintergrund kennen, wissen, dass es für mich eine Geste gegen das Vergessen war«, sagte sie. »Offenbar gibt es aber Menschen, deren Gefühle ich dadurch verletzt habe. Das tut mir leid und dafür möchte ich mich entschuldigen.«
Künstlerisch Die HR-Fernsehspielchefin Liane Jessen erklärte, die Diskussion über die Namensgebung habe den Sender überrascht. Dadurch sei die Namensänderung auch aus künstlerischer Sicht notwendig geworden, sagte Jessen. »Die Rolle wäre immer mit dem Holocaust-Opfer Selma Jacobi in Verbindung gebracht worden. Eine freie Weiterentwicklung der Figur wäre unter diesem Aspekt nicht mehr möglich.« Selma Jacobi wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert.
Broich, die in Berlin wohnt, war auf einen Stolperstein, der an Jacobi erinnert, aufmerksam geworden. Die Schauspielerin schlug dem HR daraufhin vor, sich als Kommissarin nach Jacobi zu benennen.
Derzeit dreht der HR in Frankfurt und Umgebung den ersten »Tatort« mit dem neuen Ermittler-Team Broich und Wolfram Koch. Sie treten in der ARD-Reihe die Nachfolge von Joachim Król und Nina Kunzendorf an. Die erste Folge mit dem neuen Duo soll Anfang 2015 auf Sendung gehen. epd