Wissenschaft

Naheliegender Ort

100-Jahr-Feier der Goethe-Universität 2014 Foto: dpa

Nachdem bekannt wurde, dass Raphael Gross als Professor nach Leipzig wechselt und die Leitung des renommierten Simon-Dubnow-Instituts übernimmt, hat sich an seiner bisherigen Wirkungsstätte Frankfurt eine Debatte über die Schaffung eines Lehrstuhls für Holocaust-Forschung an der Goethe-Universität entsponnen.

Der Schweizer Historiker Gross, in Doppelfunktion seit 2006/07 Direktor des Jüdischen Museums und des Fritz-Bauer-Instituts in Frankfurt, hatte an der Universität nur einen befristeten Vertrag als Honorarprofessor innegehabt. Jutta Ebeling, frühere grüne Bürgermeisterin der Stadt und Vorsitzende des Stiftungsrats des Fritz-Bauer-Instituts, hat die Forderung nach einem festen Lehrstuhl für Holocaust-Studien nun bekräftigt.

Nachfolger Das Fritz-Bauer-Institut forscht zur Geschichte und Wirkung der Schoa. Die Idee, den Posten des Institutsdirektors mit einer ordentlichen Professur an der Goethe-Universität zu verknüpfen und so eine deutschlandweit einzigartige Position zu schaffen, gibt es schon länger. Nun erhalte sie aber eine neue Dringlichkeit, so Ebeling. »Jetzt, wo eine Nachfolge für Raphael Gross gesucht werden muss, ist der richtige Zeitpunkt, endlich Nägel mit Köpfen zu machen«, betont die Vorsitzende des Stiftungsrates des Bauer-Institutes.

Das hessische Wissenschaftsministerium und die Hochschule beraten derzeit, wie ein solcher Lehrstuhl realisiert werden könnte. Birgitta Wolff, seit Januar neue Präsidentin der Goethe-Universität, hält die Idee zu einer Holocaust-Professur »an keiner deutschen Universität für so naheliegend wie in Frankfurt«.

Sie verweist auf die jüdischen Stifter, die vor 100 Jahren zur Gründung der Frankfurter Universität beigetragen haben, und auf die 1933 einsetzende Vertreibung und Verfolgung zahlloser jüdischer Wissenschaftler. Zusammen mit Raphael Gross habe sie einen Vorschlag »zur Etablierung von hochkarätiger Forschungskapazität auch über eine Professur hinaus« entwickelt und dem hessischen Wissenschaftsministerium vorgelegt.

Finanzierung In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden gibt es für diesen Vorschlag große Zustimmung. Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) begrüßt eine »ordentliche Professur zur Erforschung des Holocaust im Fachbereich Geschichtswissenschaften an der Goethe-Universität sehr«.

Und auch am Historischen Seminar wäre ein solcher Lehrstuhl willkommen. Offen aber ist die Frage der Finanzierung. Die Universität habe zurzeit »keinerlei Spielräume, solche Projekte selbst zu schultern«, heißt es aus Kreisen der Hochschule.

Würzburg

Barbara Honigmann erhält Jehuda-Amichai-Literaturpreis

Den Förderpreis erhält die Ukrainerin Marianna Kijanowska

 20.09.2024

Lesen!

»Fenster in der Nacht«

Eine Graphic Novel von Neal Shusterman und dem amerikanischen Comiczeichner Andrés Vera Martínez

von Katrin Diehl  20.09.2024

Berlin

»Autor, Friedensaktivist, Ikone«

Die erste Biografie zu Amos Oz erscheint

von Leticia Witte  20.09.2024

Kino

Die Frau in Hitlers Badewanne

Lee Miller war Model, Muse und Kriegsreporterin. Was sie sah, nahm ihr den Weg zurück in ihr altes Leben

von Sophie Albers Ben Chamo  20.09.2024

Fernsehen

Viele Jahre bis zum großen »Hallelujah«

Arte zeigt ein sehr sehenswertes Porträt des kanadischen Sängers Leonard Cohen

von Ulrich Kriest  20.09.2024 Aktualisiert

Interview

»Dieses Land hat keine Zeit«

Die Fotojournalistin Sara Klatt über Israel, ihren ersten Roman und Namen als Identitäten

von Joshua Schultheis  19.09.2024

Heidelberg

Andreas Brämer wird neuer Leiter der Hochschule für Jüdische Studien

Der Judaist löst im Oktober Werner Arnold ab

 18.09.2024

Zahl der Woche

10 Medaillen

Fun Facts und Wissenswertes

 18.09.2024

Bonn

Ausstellung »Nach Hitler« im Haus der Geschichte

Heute wird die Schau eröffnet

von Christoph Driessen  18.09.2024