Klassik

Musik für das »denkende Ohr«

Optisch spektakulär und mit phänomenalen Klang: der 680 Plätze umfassende Pierre-Boulez-Saal Foto: dpa

Berlin hat einen neuen, optisch spektakulären und phänomenal klingenden Kammermusiksaal. Einen geeigneteren Raum als den am vergangenen Wochenende feierlich eröffneten Pierre-Boulez-Saal hätte sich Daniel Barenboim für sein aufklärerisches Konzept einer »Bildung durch Musik« nicht ausmalen können.

Akustik Entworfen hat ihn der amerikanische Stararchitekt Frank Gehry für das ehemalige Magazin der Staatsoper Unter den Linden am Bebelplatz. Die Akustik richtete der weltweit für seine Expertise gefragte Japaner Yasuhisa Toyota ein, der auch für die Akustik der Elbphilharmonie verantwortlich zeichnet. Gehry und Toyota haben ihre Arbeiten der Barenboim-Said-Stiftung als Geschenk zur Verfügung gestellt.

Zwei Ellipsen sind in der holzvertäfelten Architektur so gegeneinander verschoben, dass der wellenförmige Rang im Raum zu schweben scheint. Die 680 Plätze des Saals sind wie in einer Arena rund um die Bühne angeordnet. Zugleich lassen sich die Sitzreihen im Parkett so verschieben, dass verschiedene Saalvarianten realisiert werden können. Spannend ist, dass der Saal eine optische Kommunikation nicht nur vom Zuhörer zur Bühne, sondern auch innerhalb des Publikums ermöglicht. Man blickt nicht nur auf den Rücken des Vordermanns, sondern auch in die Gesichter der anderen Zuhörer.

Die geistigen Energien der gesamten Hörerschaft schienen sich im Eröffnungskonzert zu bündeln, bei dem Barenboim den geladenen Gästen aus Politik und Kulturbetrieb ein höchst anspruchsvolles, über drei Stunden dauerndes Konzertprogramm zumutete, statt es mit einer leicht verdaulichen musikalischen Häppchenkultur abzuspeisen.

Mozart Gerahmt von zwei Werken des Namensgebers Pierre Boulez, waren in fabelhaft suggestiven und nuancierten Interpretationen Barenboims und seines neu gegründeten Boulez Ensembles kammermusikalische Werke von Mozart, Schubert, Alban Berg und Jörg Widmann zu hören, die wunderbar miteinander kommunizierten.

In diesem Saal, der an die Barenboim-Said-Akademie für Studenten aus Israel und den arabischen Ländern angeschlossen ist, wird Musik künftig als geistige Kraft im Kontext von Philosophie und Geisteswissenschaften ernst genommen. Das vielseitige Saisonprogramm verfolgt das Ziel, Musik als eine die kulturellen und politischen Grenzen übergreifende, universelle Sprache erfahrbar zu machen. Es ist aktueller denn je.

Biografie

Schauspieler Berkel: In der Synagoge sind mir die Tränen geflossen 

Er ging in die Kirche und war Messdiener - erst spät kam sein Interesse für das Judentum, berichtet Schauspieler Christian Berkel

von Leticia Witte  11.07.2025

TV-Tipp

Der Mythos Jeff Bridges: Arte feiert den »Dude«

Der Weg zum Erfolg war für Jeff Bridges steinig - auch weil der Schauspieler sich gegen die Erfordernisse des Business sträubte, wie eine Arte-Doku zeigt. Bis er eine entscheidende Rolle bekam, die alles veränderte

von Manfred Riepe  11.07.2025

Thüringen

Yiddish Summer startet mit Open-Air-Konzert

Vergangenes Jahr nahmen rund 12.000 Menschen an den mehr als 100 Veranstaltungen teil

 11.07.2025

Musik

Nach Eklat: Hamburg, Stuttgart und Köln sagen Bob-Vylan-Auftritte ab

Nach dem Eklat bei einem britischen Festival mit israelfeindlichen und antisemitischen Aussagen sind mehrere geplante Auftritte des Punk-Duos Bob Vylan in Deutschland abgesagt worden

 10.07.2025

Agententhriller

Wie drei Juden James Bond formten

Ohne Harry Saltzman, Richard Maibaum und Lewis Gilbert wäre Agent 007 möglicherweise nie ins Kino gekommen

von Imanuel Marcus  12.07.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Bilder, die bleiben

Rudi Weissensteins Foto-Archiv: Was die Druckwelle in Tel Aviv nicht zerstören konnte

von Laura Cazés  10.07.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  10.07.2025

Ethik

Der Weg zum Glück

Nichts ist so flüchtig wie der Zustand großer Zufriedenheit. Doch es gibt Möglichkeiten, ihn trotzdem immer wieder zu erreichen – und Verhaltensweisen, die das Glück geradezu unmöglich machen

von Shimon Lang  10.07.2025

Essay

Das Jewish-Hollywood-Paradox

Viele Stars mit jüdischen Wurzeln fühlen sich unter Druck: Sie distanzieren sich nicht nur von Israel und seiner Regierung, sondern auch von ihrem Judentum. Wie konnte es so weit kommen?

von Jana Talke  10.07.2025