Nachruf

Trauer um Menahem Pressler

Der aus Magdeburg stammende Pianist Menahem Pressler am 18.11.2005 nach der Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz in Magdeburg. Foto: picture-alliance/ ZB

Die traurige Nachricht des Todes von Menahem Pressler verbreitete sich am Wochenende in der Welt der Klassischen Musik: Daniel Hope, der Musikalische Direktor des Zürcher Kammerorchesters schrieb auf Twitter: »Heute bekam die Welt einen König. Aber wir verloren zugleich einen. Mach’s gut, Menachem. Und danke. Für Alles.«

Die Berliner Philharmoniker schrieben: »Wir trauern um die Klavier-Legende Menahem Pressler. Unvergessen ist uns der gemeinsame Auftritt beim Silvesterkonzert 2014.« Zahlreiche Kollegen und Konzerthäuser drückten ihre Trauer aus.

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Flucht mit 16 Vor 99 Jahren, am 16. Dezember 1923, wurde Menahem Pressler in Magdeburg geboren. Er war zehn Jahre alt, als die Nazis an die Macht kamen. Im Jahr 1939 — als er gerade einmal 16 war — floh er mit seiner Familie über Italien nach Palästina. Seine Fähigkeiten als Pianist zeigten sich erst später in den Vereinigten Staaten.

Mit dem Beaux Arts Trio gründete Pressler 1955 eine Formation, die eine der bedeutendsten ihrer Art werden sollte. Er war derjenige, der das Trio über ein halbes Jahrhundert lang zusammenhielt. Mit dem Geiger Daniel Guilet und dem Cellisten Bernard Greenhouse spielte er bis 1987. Erst dann änderte sich die ursprüngliche Besetzung. Pressler war immer Teil des Trios, 53 Jahre lang.

Erster Preis Doch schon lange vorher deutete sich an, wie meisterhaft er Klavier spielte. Mit 23 Jahren, im Jahr 1946, gewann Menahem Pressler den ersten Preis der Debussy International Piano Competition in San Francisco. Kurz darauf spielte er mit dem Philadelphia Orchestra, mit dem er auch in Jerusalem gastierte.

Neben seiner Arbeit mit dem Beaux Arts Trio und dem Orchester lehrte er an der Piano-Fakultät der Indiana University Jacobs School of Music.

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Das Silvesterkonzert 2014 mit der Berliner Philharmoniker, dessen Teil er war, wurde weltweit im Fernsehen ausgestrahlt. Nach Deutschland kehrte Pressler allerdings nicht allzu oft zurück. Im Jahr 2005 erhielt er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Drei Jahre später, 2008, kam er zu einer Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Novemberpogrome nach Berlin. Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Magdeburg wurde er im November 2009.

Familie ermordet Viele Familienmitglieder des jüdischen Pianisten, darunter seine Großeltern, Tanten, Onkel und Cousins, wurden in deutschen Konzentrationslagern ermordet.

In den vergangenen Jahrzehnten lebte Menahem Pressler sowohl in Bloomington (Indiana) als auch in London, wo er am Samstag starb. Er hinterlässt zwei Kinder und eine Partnerin. Mit Sara Scherchen war er 65 Jahre lang verheiratet, bis sie 2014 starb.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den gestorbenen Musiker Menahem Pressler als »großartigen Menschen und begnadeten Pianisten« gewürdigt. Der deutsch-israelische Musiker habe den NS-Terror und die Verfolgung der europäischen Juden selbst erfahren, schrieb Steinmeier nach Angaben des Bundespräsidialamtes vom Montag. »Umso dankbarer waren wir, dass er sich nicht von Deutschland abgewandt hatte.«

Beseeltes Musizieren »Glück ist mein größtes Talent«, zitierte Steinmeier den Pianisten. »Dieses Glück übertrug sich beim Spielen auf die Zuhörer – stets wurde man Zeuge eines beseelten, glücklichen Musizierens.« Mit Innigkeit und großer Eleganz habe Pressler die Werke der Musikliteratur in ihrer ganzen Tiefe und Vielschichtigkeit neu ausgemessen. »Unzähligen Musikfreunden auf der ganzen Welt hat er auf diese Weise beglückende Erlebnisse beschert.«

Auch Sachsen-Anhalts Kultur- und Staatsminister Rainer Robra (CDU) würdigte Pressler als große Musikerpersönlichkeit. Der Magdeburger Ehrenbürger ist Namensgeber des Jugendmusikpreises des Landes. Er wird seit 2017 für Leistungen von Musikschülern verliehen. ja/dpa

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