Internet

»Mein eigenes Tagebuch hieß auch Anne«

Ein gutes Team: Katja Riemann und ihre Tochter Paula (r.) Foto: Gregor Zielke

Frau Riemann, Sie haben zusammen mit Ihrer Tochter Paula an dem Projekt »Das Hinterhaus Online« des Anne Frank Zentrums in Berlin mitgewirkt. Was hat Sie an der Aufgabe gereizt?
Für mich war es erst einmal eine große Ehre, dass ich gefragt wurde. Ich habe schon oft mit dem Zentrum zusammengearbeitet, zum Beispiel aus der Biografie von Anne Frank gelesen. Und: Ich finde »Das Hinterhaus Online« einfach großartig.

Welche Herausforderungen gab es für Sie als Schauspielerin?
Wir haben während der Umsetzung wahnsinnig viele Texte eingelesen, die allerdings erst einen Sinn ergeben, wenn man das Bild dazu sieht. Wichtig war, immer wieder einen neuen Ansatz zu finden – etwa beim stimmlichen Ausdruck –, um die kurzen Textpassagen fortwährend interessant zu gestalten.

Wann sind Sie das erste Mal in Berührung mit der Geschichte von Anne Frank gekommen?
Das Buch stand bei uns zu Hause im Regal. Es war eine Rowohlt-Ausgabe aus den 50er-Jahren, die schon sehr abgegriffen war. Ich habe das Tagebuch oft gelesen und mich teilweise auch mit Anne identifiziert. Mein eigenes Tagebuch nannte ich natürlich dann auch Anne. Als ich kürzlich in Amsterdam war, dachte ich für einen Moment: Jetzt kaufe ich mir mal endlich eine neue Fassung. Aber ich konnte es nicht. Das wäre eine Art Verrat am alten Buch gewesen.

Warum ist die Geschichte von Anne heute noch so wichtig für Jugendliche?
Genau weiß ich das auch nicht. Doch die Aufzeichnungen öffnen jungen Menschen die Tür zu Anne Franks Leben. Sie war ein junges Mädchen, musste aber innerhalb der zwei Jahre im Versteck erwachsen werden. Darüber hinaus hatte sie ein unheimlich großes schriftstellerisches Talent. Ich glaube, wenn Jugendliche am Alltag, am Verliebtsein dieses Mädchens lesend teilnehmen, finden sie einen ganz persönlichen Zugang zu Annes Schicksal. So werden sie nicht gleich zu Beginn mit den großen weltpolitischen Fragen konfrontiert, die ja auch Anne erst im Laufe der Zeit beschäftigt haben.

»Das Hinterhaus Online« ist ausschließlich im Internet zu sehen. Ist dieses Medium geeignet, Themen wie den Holocaust zu vermitteln?
Ich kannte das Projekt des Anne Frank Zentrums schon in der niederländischen und englischen Version. Zugegebenermaßen fühle auch ich mich etwas verloren beim Durchklicken und bin froh, wenn ich durch das reale Haus in der Prinsengracht 263 gehen kann. Aber gerade junge Leute haben einen viel besseren und schnelleren Zugang zu diesen Dingen.

Mit der Schauspielerin sprachen Igor Mitchnik und Katrin Richter.

Berlin

Neue Nationalgalerie zeigt, wie Raubkunst erkannt wird

Von Salvador Dalí bis René Magritte: Die Neue Nationalgalerie zeigt 26 Werke von berühmten Surrealisten. Doch die Ausstellung hat einen weiteren Schwerpunkt

von Daniel Zander  17.10.2025

Theater

K. wie Kafka wie Kosky

Der Opernregisseur feiert den Schriftsteller auf Jiddisch – mit Musik und Gesang im Berliner Ensemble

von Christoph Schulte, Eva Lezzi  17.10.2025

Frankfurter Buchmesse

Schriftsteller auf dem Weg zum Frieden

Israelische Autoren lesen an einem Stand, der ziemlich versteckt wirkt – Eindrücke aus Halle 6.0

von Eugen El  17.10.2025

Kino

So beklemmend wie genial

Mit dem Film »Das Verschwinden des Josef Mengele« hat Kirill Serebrennikow ein Meisterwerk gedreht, das kaum zu ertragen ist

von Maria Ossowski  17.10.2025

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Esther Abrami

Die Klassik-Influencerin

Das jüngste Album der Französin ist eine Hommage an 14 Komponistinnen – von Hildegard von Bingen bis Miley Cyrus

von Christine Schmitt  16.10.2025

Berlin

Jüdisches Museum zeichnet Amy Gutmann und Daniel Zajfman aus

Die Institution ehrt die frühere US-Botschafterin und den Physiker für Verdienste um Verständigung und Toleranz

 16.10.2025

Nachruf

Vom Hilfsarbeiter zum Bestseller-Autor

Der Tscheche Ivan Klima machte spät Karriere – und half während der sowjetischen Besatzung anderen oppositionellen Schriftstellern

von Kilian Kirchgeßner  16.10.2025

Kulturkolumne

Hoffnung ist das Ding mit Federn

Niemand weiß, was nach dem Ende des Krieges passieren wird. Aber wer hätte zu hoffen gewagt, dass in diesen Zeiten noch ein Tag mit einem Lächeln beginnen kann?

von Sophie Albers Ben Chamo  16.10.2025