USA

Mazal tow, Popeye!

Hat sich gut gehalten: Popeye Foto: dpa

Eigentlich war Popeye nur als Nebenfigur gedacht. Für die Zeitung »New York Journal« hatte der jüdische Autor und Cartoon-Zeichner Elzie Crisler Segar seit 1919 eine Serie rund um die Protagonisten Castor Oyl, Olive Oyl und Ham Gravy (auf Deutsch etwa: Rizinusöl, Olivenöl und Bratensaft) entworfen.

Die Comic-Reihe »Thimble Theatre« schaffte es zu einiger Beliebtheit, aber der Durchbruch kam erst diese Woche vor genau 90 Jahren, als eine neue Figur erstmals auftauchte: Popeye.

ANKER Der Name bedeutet grob übersetzt »Glotzauge«. Popeye ist ein Seemann mit einer Matrosenmütze, die ein Auge stets verkniffen aussehen lässt, einem Anker-Tattoo auf dem überdimensionalen linken Unterarm und einer Pfeife im Mund. Er war schnell der Star des Cartoons – und bald auch zahlreicher Zeichentrickserien, Filme und Computerspiele.

»Ja think I’m a cowboy?!«, ist Popeyes erster Satz bei seinem ersten Auftritt im Comic – »denkt ihr etwa, ich sei ein Cowboy?«. Einige Monate später küsst ihn die süße Olive Oyl, in den deutschen Ausgaben als Olivia bekannt, aus Versehen auf die Wange. Und Popeye ist unsterblich verliebt.

Der Seemann gibt sich oft knurrig, ist aber eigentlich herzensgut. Braucht er Superkräfte, schüttet er sich den Inhalt einer Dose Spinat in den Mund – was den Spinatverkauf in den USA nach Schätzungen der Industrie um rund ein Drittel steigen ließ.

KINOS Die Inspirationen für seine Figuren fand Zeichner Segar in seiner Heimatstadt Chester im US-Bundesstaat Illinois, wo die Comic-Legende bis heute mit einem kleinen Museum und einem jährlichen Picknick gefeiert wird. Mitte der 40er Jahre kam Popeye erstmals in Farbe in die Kinos, und 1957 erlebte er sein Fernsehdebüt.

Jahrelang liefen die Kurzfilmserien in zahlreichen Ländern. Der Spinatmatrose wurde auch in den entferntesten Ecken der Welt zu einem Inbegriff für Amerika, ähnlich wie Micky Maus, Coca-Cola oder Blue Jeans. Zeichner Segar erlebte das nicht mehr, er war schon 1938 gestorben und wurde durch immer neue Nachfolger ersetzt.

Popeye ging in die Populärkultur ein, wurde von Roy Lichtenstein gemalt und von Jeff Koons zur Statue verarbeitet. Zu seinem 75. Geburtstag leuchtete 2004 die Spitze des Empire State Buildings in New York spinatgrün. In den Jüdischen Museen dieser Welt sind Popeye und sein jüdischer Vater Elzie Crisler Segar Stammgast.

KONKURRENZ Zu seinem 90. aber ist der Spinat-Held ein wenig aus dem Scheinwerferlicht verschwunden, zu groß scheint die Konkurrenz neuer Comic-Superhelden, die für ihre Superkräfte nicht erst Spinat schlürfen müssen.

Die Firma hinter Popeye, King Features, hat zum 90. Geburtstag eine Reihe neuer Kurz-Videos produziert und ihren Star darin deutlich verjüngt. »Er ist jünger, aber man kann nicht genau sagen, wie alt er ist«, sagte Firmenpräsidentin C.J. Kettler der »New York Times«.

»Er ist nicht alt, er ist nicht jung, er ist irgendwo dazwischen«, sagt Kettler. »Aber er ist immer noch stark und fit und widerstandsfähig und ein Champion der Unterdrückten.«

Aufgegabelt

Hühnchen mit Aprikosen

Rezepte und Leckeres

 04.05.2024

Antisemitismus

Margot Friedländer: »So hat es damals auch angefangen«

Die 102 Jahre alte Holocaust-Überlebende hat beim Deutschen Filmpreis vor dem wachsenden Judenhass gewarnt

 04.05.2024

Berlin-Brandenburg

Jüdisches Filmfestival zeigt Filmreihen zu Terror und Sex

Das Festival zeigt zwischen dem 18. bis 23. Juni 70 Filme aus 15 Ländern

 03.05.2024

Literatur

Am Ort, an dem wir recht haben

Zum 100. Geburtstag des Jerusalemer Dichters Jehuda Amichai, der aus Unterfranken stammte

von Alexander Kluy  03.05.2024

Serie

Geschichte des Überlebens und der Liebe

Die Verfilmung des Romans »Der Tätowierer von Auschwitz« ist ab dem 8. Mai bei Sky zu sehen

von Patrick Heidmann  03.05.2024

Glosse

Stricken für den Frieden

Regelmäßig ineinander gehende Maschen als Sinnbild für eine nicht aus den Fugen geratene Welt?

von Nicole Dreyfus  03.05.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  03.05.2024

Demoskopie

Barometer der Beziehungen

Eine Umfrage beleuchtet die gegenseitige Wahrnehmung von Israelis und Europäern

von Ralf Balke  02.05.2024

Film

Wahrhaft und witzig

Der tragikomische Sechsteiler »Die Zweiflers« zeigt den Alltag einer jüdischen Familie in Deutschland

von Patrick Heidmann  02.05.2024