Restitution

Massive Kritik an Gesetzentwurf zur Rückgabe von NS-Raubgut

Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutscher Kulturrats Foto: picture alliance / photothek

Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Rückgabe von NS-Raubkunst ist bei einer Sachverständigenanhörung des Rechtsausschusses am Montag auf massive Kritik gestoßen. Der Entwurf »zur erleichterten Durchsetzung der Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut« sieht unter anderem vor, dass es den ursprünglichen Eigentümern beziehungsweise deren Erben ermöglicht wird, Auskünfte über die betreffenden Werke zu erhalten.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sprach sich dafür aus, beim Thema Auskunftsanspruch den Kunsthandel besser einzubinden. Dass der Gesetzentwurf auf diese Chance verzichte, sei ihm unverständlich. Dringend änderungsbedürftig sei zudem, dass, sofern ein Kulturgut durch eine Privatperson an den Eigentümer zurückgegeben werde, der Eigentümer erhaltene staatliche Schadensersatzleistungen an den Bund zurückzahlen müsse. »Das halte ich für zutiefst unmoralisch«, sagte Zimmermann.

Der Geschäftsführer des Zentralrates der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, nannte den Entwurf ungeeignet. Botmann kritisierte, dass der Eigentümer seinen Anspruch auf Restitution kaum durchsetzen könne. Heutige Besitzer müssten lediglich darlegen, »dass sie keine Kenntnis über den NS-bedingten Entzug des Erwerbs hatten«.

Deutschland fällt bei Restitution zurück

Aus Sicht von Christina Berking von der Interessengemeinschaft Deutscher Kunsthandel verhindere das Gesetz Restitution. Mit ihm falle Deutschland weit hinter die derzeitige Rückgabepraxis zurück. Gut funktionierende Strukturen und Prozesse würden zerstört, weil der Kunsthandel aus seiner Vermittlerrolle gedrängt werde, sagte sie.

Mitte Oktober hatte der Bundestag den Gesetzentwurf der Bundesregierung erstmals beraten. Bei einem öffentlichen Fachgespräch im Kulturausschuss war Anfang November schon einmal massive Kritik geäußert worden. Ob das Gesetz noch vor der geplanten Neuwahl im Februar verabschiedet werden wird, ist ungewiss.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  02.12.2025

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025

TV-Kritik

Politisierende Ermittlungen

In »Schattenmord: Unter Feinden« muss eine arabisch-stämmige Polizistin den Mord an einem jüdischen Juristen aufklären

von Marco Krefting  02.12.2025

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025