Der britische TV-Journalist Sebastian Craig reist 1972 für die BBC nach München, um über die »heiteren Spiele« zu berichten. Er hat sich vorgenommen, am Rande der 20. Sommerspiele ein Stimmungsbild von Deutschland 36 Jahre nach der Verkehrung der olympischen Idee zur gigantischen NS-Propagandainszenierung einzufangen.
Skandal Im internationalen Pressetross trifft Craig auf Sam Cole von der New Yorker Jewish Week, der ihn sofort fasziniert. Gemeinsam planen sie, den amerikanischen Wunderschwimmer Mark Spitz zu interviewen. Da ahnen sie weder, dass der 22-Jährige mit sieben Goldmedaillen zum jüdischen Sport- und Superstar schlechthin werden wird, noch dass am 5. September die palästinensische Terrorgruppe »Schwarzer September« das israelische Mannschaftsquartier überfallen und Geiseln nehmen wird.
Auch wissen Craig und Cole noch nicht, wie sie mit ihrer anschwellenden Zuneigung füreinander umgehen sollen. In seinem vierten Roman hat Jean Mattern, Jahrgang 1965, dem mehrmals verfilmten und gut dokumentierten »Massaker von München« einen neuen Dreh gegeben: Auf niveauvolle Weise hat der als Lektor in Paris lebende rumänischstämmige Autor, der 2015 mit dem Friends of the Jerusalem Book Fair Award geehrt wurde, die bekannten Fakten der Tragödie in eine berührende Lovestory zwischen zwei Männern eingewoben, die damals noch ein Skandal gewesen wäre.
Jean Mattern: »September«. Roman. Berlin Verlag, Berlin 2016, 160 S., 15,99 €