Berlin

Kate Tempest sagt umstrittenes Konzert ab

Kate Tempest Foto: dpa

Die britische Rapperin und Anti-Israel-Aktivistin Kate Tempest hat ihr Konzert an der Volksbühne Berlin am 6. Oktober abgesagt. Die Künstlerin erhalte per E-Mail und über die Sozialen Medien zahlreiche persönliche Bedrohungen, erklärte Kate Tempests Management am Mittwoch in London. »Kate möchte in einer solch aggressiven Atmosphäre nicht auftreten, und ich möchte kein Risiko für ihre psychische Gesundheit eingehen«, so das Management weiter.

Der Auftritt von Kate Tempest im Hangar 5 des ehemaligen Flughafens Tempelhof war aufgrund ihres Engagements für die israelfeindliche BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions) äußerst umstritten. Die Rapperin gilt als leidenschaftliche Unterstützerin von BDS, die ebenso regelmäßig wie wütend gegen den jüdischen Staat hetzt. Zuletzt unterschrieb sie mit 1200 anderen Künstlern eine BDS-Petition, die zum umfassenden Boykott Israels aufruft, um den »palästinensischen Kampf« zu unterstützen.

volksbühne Chris Dercon, der Intendant der Berliner Volksbühne, bedauert die Absage von Kate Tempest. »Das ist eine riesige Enttäuschung für uns und die vielen Besucher, die sich auf das Konzert gefreut haben«, sagte Dercon. »Obwohl ich ihr Unwohlsein in dieser Situation verstehen kann, hätte ich mir gewünscht, dass sich die Künstlerin für einen Dialog mit ihrem Publikum geöffnet hätte. Dafür machen wir Kunst.«

Die BDS-Bewegung wurde im Jahr 2005 auf den Aufruf von über 170 palästinensischen Nichtregierungsorganisationen hin ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, durch gezielte Boykottaufrufe Israel international zu isolieren und als angeblichen »Apartheidstaat« zu diffamieren. Dabei hat sie sowohl israelische Firmen und Institutionen als auch Wissenschaftler und Künstler im Visier.

antisemitismus In der deutschen Politik gerät die BDS-Bewegung aufgrund ihres von Experten als antisemitisch charakterisierten Engagements zunehmend unter Druck. Auf ihrem Parteitag Ende 2015 verabschiedete die CDU einstimmig eine deutliche Resolution gegen BDS. Der Aufruf zum Boykott israelischer Waren sei »nichts anderes als plumper Antisemitismus, wie ihn schon die Nationalsozialisten instrumentalisiert hatten«, begründete die Partei ihren Beschluss. Die Berliner SPD folgte Mitte dieses Jahres.

Jüngst hatten die Städte München, Frankfurt und Berlin beschlossen, die BDS-Bewegung zu ächten. Künftig soll in diesen Städten sichergestellt werden, jegliche Aktivitäten von Institutionen, Vereinen oder Einzelpersonen, die BDS unterstützen, weder Räumlichkeiten der Stadt noch der städtischen Gesellschaften zu stellen oder Zuschüsse zu zahlen.

Restitution

»Das Ausmaß hat uns überrascht«

Daniel Dudde über geraubte Bücher, Provenienzforschung an Bibliotheken und gerechte Lösungen

von Tobias Kühn  15.07.2025

Haskala

Medizin für die jüdische Nation

Aufgeklärte jüdische Ärzte sorgten sich um »Krankheiten der Juden«. Das wirkte auch im Zionismus nach

von Christoph Schulte  15.07.2025

Literatur

Vom Fremden angezogen

Die Schriftstellerin Ursula Krechel, Autorin des Romans »Landgericht«, wird mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet

von Oliver Pietschmann  15.07.2025

Interview

»Eine Heldin wider Willen«

Maya Lasker-Wallfisch über den 100. Geburtstag ihrer Mutter Anita Lasker-Wallfisch, die als Cellistin das KZ Auschwitz überlebte, eine schwierige Beziehung und die Zukunft der Erinnerung

von Ayala Goldmann  15.07.2025

Musik

Zehntes Album von Bush: »Wie eine Dusche für die Seele«

Auf ihrem neuen Album gibt sich die britische Rockband gewohnt schwermütig, aber es klingt auch Zuversicht durch. Frontmann Gavin Rossdale hofft, dass seine Musik Menschen helfen kann

von Philip Dethlefs  15.07.2025

Medien

Die Deutsche Welle und Israel: Mitarbeiter werfen ihrem Sender journalistisches Versagen vor

Die Hintergründe

von Edgar S. Hasse  14.07.2025

TV-Tipp

Der Mythos Jeff Bridges: Arte feiert den »Dude«

Der Weg zum Erfolg war für Jeff Bridges steinig - auch weil der Schauspieler sich gegen die Erfordernisse des Business sträubte. Bis er eine entscheidende Rolle von den Coen-Brüdern bekam, die alles veränderte

von Manfred Riepe  14.07.2025

Musik

Der die Wolken beschwört

Roy Amotz ist Flötist aus Israel. Sein neues Album verfolgt hohe Ziele

von Alicia Rust  14.07.2025

Imanuels Interpreten (11)

The Brecker Brothers: Virtuose Blechbläser und Jazz-Funk-Pioniere

Jazz-Funk und teure Arrangements waren und sind die Expertise der jüdischen Musiker Michael und Randy Brecker. Während Michael 2007 starb, ist Randy im Alter von fast 80 Jahren weiterhin aktiv

von Imanuel Marcus  14.07.2025