NS-Verbrechen

Katalog des Unrechts

Online-Archiv über Raubkunst aus Frankreich und Belgien geht an den Start

von Ingo Way  18.10.2010 17:01 Uhr

US-General Eisenhower (r.) informiert sich über die Entdeckung von Raubkunst im Salzstollen von Merkers. (Symbolfoto) Foto: claimscon.org

Online-Archiv über Raubkunst aus Frankreich und Belgien geht an den Start

von Ingo Way  18.10.2010 17:01 Uhr

Eine neue Online-Datenbank ermöglicht die Suche nach mehr als 20.000 Kunstobjekten aus über 200 jüdischen Privatsammlungen aus Frankreich und Belgien, die unter der deutschen Besatzung zwischen 1941 und 1944 ihren Eigentümern geraubt wurden. »Plünderung von Kulturgut durch den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg: Datenbank mit Kunstobjekten im Jeu de Paume« – so der Name des Projekts, das von der Conference On Jewish Material Claims Against Germany (Claims Conference – JCC) verantwortet wird. Technische Unterstützung erhielt die JCC dabei vom United States Holocaust Memorial Museum.

kartiert Eine NS-Einsatzgruppe, der »Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg« (ERR) häufte hunderttausende Kunstobjekte von Juden und anderen Opfergruppen an; ebenso aus Museen, Bibliotheken und anderen kulturellen Einrichtungen in den von den Nazis besetzten Gebieten. In Paris hatte der ERR mehr als 20.000 Kunstobjekte auf Karteikarten oder Inventarlisten erfasst und im Jeu de Paume sortiert, um sie dann in Depots in Deutschland und Österreich zu überstellen.

Die Datenbank erfasst alle Unterlagen in elektronischer Form und ermöglicht die Recherche nach Titel, Künstler und Eigentümer. Ferner enthält sie eine detaillierte Objektbeschreibung. Aus der Online-Datei, die auch NS-Akten sowie Fotos der mehr als 20.000 Kunswerke aus dem Besitz französischer und belgischer Juden zugänglich macht, geht hervor, dass mindestens die Hälfte dieser Objekte nicht an ihre Eigentümer zurückgegeben wurde.

schatzsuche »Jahrzehnte nach dem größten Massendiebstahl der Geschichte können jetzt Familien, denen hoch geschätzte Kunstgegenstände gestohlen wurden, anhand der Liste nach ihren lang entbehrten Schätzen suchen«, sagt Julius Berman, Vorstandsvorsitzender der JCC. Es liege jetzt aber auch in der Verantwortung von Museen, Kunsthändlern und Auktionshäusern, ihre Sammlungen auf NS-Raubkunst zu untersuchen, so Berman. »Die Veröffentlichung der Raubkunstunterlagen im Internet ist ein wichtiger Schritt, historisches Unrecht zu korrigieren.«

Die Datenbank führt die originalen ERR-Akten der im Jeu de Paume angehäuften Kunstwerke wieder zusammen, die nach dem Krieg im Wesentlichen auf die folgenden drei Archive verteilt waren: die National Archives and Records Administration of the United States, das Deutsche Bundesarchiv und das Ministère des Affaires Etrangères et Européennes (MAEE). ja

www.errproject.org/jeudepaume
Fotos unter: www.claimscon.org/artphotos

Fernsehen

Er ist nicht Leonard Cohen und sie ist nicht Marianne

Warum eine Serie über die legendäre Lovestory von Leonard Cohen und Marianne Ihlen scheitern musste

von Maria Ossowski  02.10.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Champagner, Honig oder beides? Wie Rosch Haschana gelingt

von Nicole Dreyfus  02.10.2024

Zahl der Woche

72 Granatäpfel

Fun Facts und Wissenswertes

 02.10.2024

Aufgegabelt

Granatapfel-Gelee

Rezepte und Leckeres

 02.10.2024

Kolumne

Anwesenheit zählt

Eine Agnostikerin in der Dohány-Synagoge in Budapest

von Ayala Goldmann  01.10.2024

Meinung

Cem Özdemir, Diskursganoven und worüber eben doch gesprochen werden sollte

Ein Gastbeitrag von Rebecca Schönenbach

von Rebecca Schönenbach  01.10.2024

Gespräch

»In einer Welt ohne Israel kann ich nicht leben«

Leon Kahane über destruktive Dynamiken, Erlösungsfantasien und Antisemitismus im Kunstbetrieb

von Eugen El  01.10.2024

Literatur

Dana Vowinckel bekommt Buchpreis »Familienroman 2024«

Sie wird für ihren ersten Roman »Gewässer im Ziplock« ausgezeichnet

 30.09.2024

Kino

Liebhaber des Wahnsinns

Regisseur Todd Phillips widmet sich menschlichen Abgründen. Das zeigt er auch in der Fortsetzung von »Joker«

von Jens Balkenborg  27.09.2024