Limbach-Kommission

Jüdische Mitglieder sollen berufen werden

Namensgeberin der Beratenden Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter: Jutta Limbach Foto: dpa

Limbach-Kommission

Jüdische Mitglieder sollen berufen werden

Kulturstaatsministerin Monika Grütters will NS-Raubkunst-Gremium reformieren

von Philipp Peyman Engel  08.08.2016 15:59 Uhr

Die Nationalsozialisten raubten jüdischen Kunstsammlern einst massenhaft ihren Besitz. Doch bis heute haben unzählige Erben berechtigten Anspruch auf Gemälde, die einst ihnen oder ihren Familien gehörten. Im Jahr 2003 wurde deshalb die sogenannte Limbach-Kommission gegründet, die zwischen Opfern des Kunstraubs und heutigen Besitzern vermitteln soll.

Jetzt hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) angekündigt, bis zum Herbst dieses Jahres die Limbach-Kommission zu reformieren. In das Gremium sollen zukünftig ein oder zwei Persönlichkeiten aus dem jüdischen Leben als Mitglieder berufen werden, erklärte Grütters am Wochenende. Zudem solle die Kommission, die in der Vergangenheit immer wieder für ihre ineffektive Arbeit kritisiert wurde, transparenter agieren.

Lösung »Mir ist sehr daran gelegen, eine von allen Seiten anerkannte Lösung zu finden«, betonte Grütters. Entsprechende Gespräche mit den Mitgliedern der Kommission habe sie bereits geführt. Nun werde sie ihr Vorhaben den Ländern und Kommunen vortragen, die das Gremium mittragen.

Die Reform geht auch auf Forderungen von Opferverbänden ein. Anfang März hatte sich Kulturstaatsministerin Grütters laut einem Bericht der »New York Times« gegen einen jüdischen Vertreter in der Limbach-Kommission ausgesprochen. Die Zeitung zitierte die Ministerin mit den Worten: »Es wäre die einzige Stimme, die voreingenommen wäre.« Demnach solle wegen möglicher Interessenkonflikte kein Jude dem Gremium angehören, das in NS-Raubkunstfragen berät.

Daraufhin kritisierten mehrere Anwälte jüdischer Erben sowie auch der Jüdische Weltkongress die Einlassungen der Kulturstaatsministerin. »Es ist entscheidend, dass die Perspektive der Opfer in der Kommission vertreten ist«, sagte Lauder damals der Jüdischen Allgemeinen. »Wir hoffen, dass ein passender Kandidat bald gefunden wird und dass diese Ergänzung die Kommission stärken wird.«

Rüdiger Mahlo, Repräsentant der Jewish Claims Conference in Deutschland, betonte: »Ich kann aus verschiedenen Erfahrungsblickwinkeln sagen, dass eine Beteiligung der Opferseite es vielfach erst ermöglicht, die Opferperspektive mit in die Gesamtbetrachtung einzubeziehen.«

Objektivität Auf Anfrage des in Berlin erscheinenden »Tagesspiegel« hob Grütters wenig später hervor, sie habe den von der New York Times zitierten Satz niemals gesagt. »Niemand hat jemals einer jüdischen Persönlichkeit die Objektivität abgesprochen«, betonte Grütters. Kurz darauf gab sie bekannt, dass ein jüdischer Vertreter in die Limbach-Kommission berufen werden soll.

Die 2003 eingerichtete Limbach-Kommission vermittelt auf Wunsch zwischen Beteiligten, wenn es Streit um etwaige Raubkunst gibt. Sie spricht Empfehlungen aus für den Umgang mit Kunstwerken, deren Eigentum sowohl die ursprünglichen – jüdischen – Besitzer als auch die heutigen Eigentümer beanspruchen.

Der offizielle Titel des Gremiums lautet »Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz«.

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  17.11.2025

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  17.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  17.11.2025

Miss-Universe-Show

Miss Israel erhält Todesdrohungen nach angeblichem Seitenblick

Auch prominente Israelis sind immer öfter mit Judenhass konfrontiert. Diesmal trifft es Melanie Shiraz in Thailand

 17.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  17.11.2025

Jubiläum

Weltliteratur aus dem Exil: Vor 125 Jahren wurde Anna Seghers geboren

Ihre Romane über den Nationalsozialismus machten Anna Seghers weltberühmt. In ihrer westdeutschen Heimat galt die Schriftstellerin aus Mainz jedoch lange Zeit fast als Unperson, denn nach 1945 hatte sie sich bewusst für den Osten entschieden

von Karsten Packeiser  17.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025