Zentralratspräsident

Josef Schuster: Negatives Israel-Bild in Medien stärkt Extremismus

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Foto: picture alliance/dpa

Nach Ansicht des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ist das in den Medien transportierte negative Israel-Bild ein Brandbeschleuniger für den Extremismus. Da seien einerseits die Sozialen Medien, die ganz bewusst Hass in die Gesellschaft trügen, sagte Schuster im Interview der Würzburger »Main-Post« und der »Augsburger Allgemeinen« (Wochenende). Eine Verantwortung sehe er aber auch bei öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern: »Bilder generell, aber ganz konkret die aus dem Nahen Osten, wirken einfach mehr als Worte.«

Lesen Sie auch

Als Beispiel verwies Schuster auf aus Gaza kommende Bilder, die Verletzte zeigten: »Jeder Verletzte in Gaza tut mir genauso leid wie ein verletzter Israeli. Allerdings wird bei der Bildauswahl häufig einfach vergessen, dass die Menschen dort von den Hamas, von den eigenen Leuten, ganz bewusst als menschliche Schutzschilde benutzt werden.« Abschussrampen und Terrorzentralen seien unter Wohnhäusern, Krankenhäusern und Schulen angelegt worden. Viele dieser Gebäude würden nicht mehr in dieser Form genutzt und trotzdem laute die Meldung »Angriff auf Schule«. Fatal seien auch übernommene Narrative der Terrorgruppen, so der Zentralratspräsident.

Legitime Kritik an Israel

Für eine legitime Kritik an Israel empfiehlt Schuster die Drei-D-Theorie. Demnach komme diese an ihre Grenzen, wo Israel dämonisiert werde, wo an Israel Doppelstandards angelegt würden, die man an andere Länder nicht anlege, und wo Israel delegitimiert werde, also dem Staat das Existenzrecht abgesprochen werde. »Natürlich ist es völlig unstrittig, dass man die Politik von Premier Netanjahu kritisieren kann - so wie man nicht alle Entscheidungen des deutschen Bundeskanzlers oder der Kanzlerin gut finden muss. Genau das ist Demokratie.« kna

Erinnerungskultur

»Algorithmus als Chance«

Susanne Siegert über ihren TikTok-Kanal zur Schoa und den Versuch, Gedenken neu zu denken

von Therese Klein  07.11.2025

Erinnerung

Stimmen, die bleiben

Die Filmemacherin Loretta Walz hat mit Überlebenden des KZ Ravensbrück gesprochen – um ihre Erzählungen für die Zukunft zu bewahren

von Sören Kittel  07.11.2025

New York

Kanye West bittet Rabbi um Vergebung

Der gefallene Rapstar Kanye West hat sich bei einem umstrittenen Rabbiner für seine antisemitischen Ausfälle entschuldigt

 07.11.2025

Rezension

Mischung aus Angst, alptraumhaften Erinnerungen und Langeweile

Das Doku-Drama »Nürnberg 45« fängt die Vielschichtigkeit der Nürnberger Prozesse ein, erzählt weitgehend unbekannte Geschichten und ist unbedingt sehenswert

von Maria Ossowski  07.11.2025

Interview

Schauspieler Jonathan Berlin über seine Rolle als Schoa-Überlebender und Mengele-Straßen

Schauspieler Jonathan Berlin will Straßen, die in seiner Heimat Günzburg nach Verwandten des KZ-Arztes Mengele benannt sind, in »Ernst-Michel-Straße« umbenennen. Er spielt in der ARD die Rolle des Auschwitz-Überlebenden

von Jan Freitag  07.11.2025

Paris

Beethoven, Beifall und Bengalos

Bei einem Konzert des Israel Philharmonic unter Leitung von Lahav Shani kam es in der Pariser Philharmonie zu schweren Zwischenfällen. Doch das Orchester will sich nicht einschüchtern lassen - und bekommt Solidarität von prominenter Seite

von Michael Thaidigsmann  07.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  07.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  07.11.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  07.11.2025