Dortmund

Jachad Köln und Kavanah Aachen gewinnen die Jewro 2025

Jachad Köln & Kavanah Aachen haben die 22. Jewrovision in Dortmund gewonnen. Mit ihrem Song beeindruckten die Jugendlichen die Jury und erhielten insgesamt 143 Punkte. Die JuJuBa (Juedische Jugend Baden) kam mit 139 Punkten auf Platz zwei, vor dem mit 128 Punkten drittplatzierten JuZe Halev aus Stuttgart. 

Der Videopreis ging an das JuZe Chesed aus Gelsenkirchen. Die Jugendlichen brachten mit der Zeile »Zeit, dass wir aufstehen« die Halle zum Singen. Die Gelsenkirchener hatten bereits 2023 den Preis für das beste Video bekommen.

In diesem Jahr wurden auch die »Special Preise« vergeben: für den besten Gesang (JuZe Jachad Köln), die beste Performance Tanz und Choreografie (JuZe Olam aus Berlin), den besten Text (JuZe Emet Nürnberg feat. Am Echad Bayern) und das beste Bühnenbild (JuZe HaLev aus Stuttgart).

Es war ein Abend der Herzen, der Einheit und der Stärke. Unter dem Motto »United in Hearts« standen 14 Jugendzentren auf der Bühne der Messe Dortmund und lieferten eine Show, die ihresgleichen sucht. 

Mega – so beschrieben die Moderatoren den Abend

Angefangen beim Opening Act »Hurricane«, der von der israelischen Sängerin Lior Peretz gesungen wurde, über die einzelnen Auftritte der vielen großen aber auch kleinen Jugendzentren bis hin zum Special Act Static – und der Halbzeit-Show, in der DJ Lev und Joel Schneider das Publikum mit Songs wie »Tel Aviv« oder »Uptown Funk« unterhielten: Der Abend war, wie es Moderator Gregor Peskin und Moderatorin Mascha JamFM in ihrem Lieblingswort beschreiben würden - mega!

Dabei waren die Themen, die die Jugendlichen in ihren Songs und ihren Performances zum Ausdruck brachten, alles andere als leicht. Kriege, Antisemitismus, Ausgeschlossensein, Einsamkeit: Diese Stichwörter waren Teil vieler Auftritte.

Aber: Die Jewro wäre nicht die Jewro, wenn sie nur ernste Dinge verhandeln würde. Im Zentrum aller Auftritte standen auch immer Stärke, Zusammenhalt und das »Jetzt erst recht«. 

Und so hatte es die Jury, die unter anderem aus Jewro-Erfahrenen wie Susan Sideropoulos, Daniel Botmann oder Diana Goldberg, die sogar selbst schon bei der Jewrovision auf der Bühne stand, und relativen Jewro-Neulingen wie dem Reality Star Sam Dylan oder der Schauspielerin Lina Larissa Strahl bestand, die Qual der Wahl, das Gewinner-JuZe zu bestimmen.

Eingebettet in ein Mini-Machane

Zwar wird der Abend – und damit das unbestrittene Highlight des mehrtägigen Mini-Machanes – den über 1200 Jugendlichen mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleiben, aber die prägenden Tage mit jüdischen Jugendlichen, mit anderen Freunden aus jüdischen Gemeinden sind insgesamt eine tief emotionale Erfahrung.

Die gemeinsame Schabbatfeier, Workshops und ein intensives Begleitprogramm zum Alltag nach dem 7. Oktober 2023, darunter auch ein Gespräch mit einer Überlebenden des Anschlags der Terrororganisation Hamas. Wie geht man mit dem Alltag um, wie bleibt man resilient, welche Erfahrungen machen die anderen? Darüber wurde in verschiedenen Workshops diskutiert. 

Nach der gemeinsamen Gedenkzeremonie »Bring Them Home« ließen die Jugendlichen gemeinsam weiße Schaumherzen steigen. Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann sagte anschließend: »Wir lassen uns nicht sagen, wo wir unser Judentum leben. Wir werden immer stolz sein.«

Um den über 1200 Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass sie nicht allein sich, gab Marat Schlafstein den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bereits schon zum Start in die neue Woche Sätze mit auf dem Weg, die sie so schnell sicher nicht vergessen werden. Der Abteilungsleiter Programme und Veranstaltung beim Zentralrat sagte: »Wir gehören hier her. Wir gehören in dieses Stadion. Wir gehören in andere Stadien. Wir gehören in unsere Schulen. Wir gehören in unsere Innenstädte. Wir gehören in unsere Gemeinden. Wir gehören hier her.«

Und die Jewro gehört zum jungen jüdischen Leben fest dazu. Das werden die vielen Kinder und Jugendlichen nun feiern. Bis sie sich 2026 vom 14. bis zum 17. Mai in Stuttgart wiedersehen – zur 23. Jewrovision.

Lesen Sie einen ausführlichen Artikel in der kommenden Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

In einer früheren Version war das JuZe Amichai als Drittplatzierter genannt. Wegen eines Punktegleichstands von HaLev Stuttgart und Amichai Frankfurt/Main entscheiden nach Jewro-Regelwerk in diesem Fall die abgegebenen Stimmen der JuZe-Leiter. Da Stuttgart von den Roschim zehn Punkte erhielt, Frankfurt/Main jedoch nur neun, geht der dritte Platz folglich an die Jugendlichen von HaLev Stuttgart.

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