Hamburg

In der Wagenburg

Ich bin gerne Außenseiterin – und fühle mich von Menschen angezogen, die selbst als Außenseiter gelten», sagte die israelische Künstlerin Noga Shtainer im vergangenen Jahr in einem Interview mit dieser Zeitung. Vielleicht hat es mit diesem Gefühl des Fremdseins zu tun, dass die 34-Jährige sofort aufmerksam wurde, als sie im Jahr 2010 bei einem Streifzug durch Berlin zufällig auf eine Gemeinschaft von Aussteigern stieß.

In mehr als 20 Bauwagen am Rande von Friedrichshain und Kreuzberg leben dort Männer und Frauen, schotten sich bewusst von der Außenwelt ab und versorgen sich selbst. Zu ihrer eigenen Verblüffung fühlte sich Shtainer auch an ihre Kindheit in einem Moschaw im Norden Israels erinnert. «Dort gab es ebenfalls monatliche Treffen. Es war ein bisschen wie eine Zeitreise in meine eigene Kindheit», so die Fotografin.

Diskussionen Kurz darauf beschloss Noga Shtainer, die Bewohner der Bau- und Wohnwagen zu fotografieren. Doch diese erlauben Außenstehenden nur ganz selten Einblicke in ihr Leben. Bevor sie mit der Arbeit beginnen durfte, wurde ihr Projekt in den Diskussionsrunden der Wagenburgbewohner ausführlich besprochen. Erst nach drei Wochen erhielt sie die Zusage.

Von da an aber war sie Teil der Gemeinschaft – ganze drei Jahre lang lebte die Fotografin mehrere Tage wöchentlich mit den Aussteigern; bei Menschen, die ihr Fenster und Türen zu ihrer kleinen intimen Welt öffneten. Die dabei entstandenen Bilder sind von nun an unter dem Titel Wagenburg zusammen mit ihrer Schwarz-Weiß-Serie Near Conscious in der Hamburger Galerie des Berufsverbands für Fotojournalisten zu besichtigen.

Das Ergebnis: Wagenburg enthält rätselhafte, fast träumerische Porträts, bei denen man trotz der Nähe von Noga Shtainer zu ihren Objekten nie ganz sicher sein kann, ob es sich um eine spontane Momentaufnahme oder kunstvolle Inszenierung handelt.

Noga Shtainer: «Wagenburg|Near Conscious». FREELENS Galerie Hamburg. Bis zum 10. November

Medien

Wie geht’s Deutschland?

Neues Format auf Sat.1: »Bild«-Reporter Paul Ronzheimer ist in Sachen »Rechtsruck« unterwegs. Und fördert durchaus Erhellendes zutage

von Steffen Grimberg  17.09.2024 Aktualisiert

Fernsehen

Viele Jahre bis zum großen »Hallelujah«

Arte zeigt ein sehr sehenswertes Porträt des kanadischen Sängers Leonard Cohen

von Ulrich Kriest  17.09.2024 Aktualisiert

Literatur

Shortlist für Deutschen Buchpreis 2024 benannt

Jurymitglieder hatten aus 197 Büchern, die zwischen Oktober 2023 und dem 17. September erschienen sind, zunächst eine Auswahl von 20 Werken getroffen

 17.09.2024

Vertreibung

Vor 600 Jahren mussten die Juden Köln verlassen - Zuflucht auf der anderen Rheinseite

Die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen - und dann ist auf einmal Schluss. Vor 600 Jahren verwies Köln seine Juden der Stadt. Viele zogen darauf gen Osten, manche kamen dabei nur ein paar Hundert Meter weit

von Johannes Senk  17.09.2024

Hamburg

Konzert »Gegen das Schweigen« in der Elbphilharmonie

Es wurde musiziert, gesprochen und gelesen. Initiator ist Igor Levit

 17.09.2024

Berlin

Auschwitz Komitee lobt Schwarzeneggers Einsatz gegen Antisemitismus

Der Schauspieler ist laut Vizepräsident Christoph Heubner ein »wichtiger Verbündeter«

 17.09.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 16.09.2024

Zum 100. Todestag

Doppelausstellung mit Kafka-Comics in Rom

Franz Kafka bebilderte seine oft rätselhaften Werke am liebsten selbst. Andere ließ er nicht gerne ran. Zu seinem 100. Todestag erschien eine Comic-Biografie, die man nun in Rom bestaunen kann

von Sabine Kleyboldt  16.09.2024

Porträt

Eleganz und Lässigkeit

Vor 100 Jahren wurde die jüdische Hollywood-Legende Lauren Bacall geboren

von Sabine Horst  16.09.2024