Glosse

Ich würde ihn Eli nennen

Einsamer Spion – Sacha Baron Cohen spielt Elijahu Cohen. Foto: Netflix

Ich war so überheblich. Niemals würde ich den Netflix-Sechsteiler The Spy gucken. Ich meine – Sacha Baron Cohen spielt Eli Cohen. DEN Eli Cohen.

Dass er sich das überhaupt traut. Der Schauspieler, der als Borat bekannt wurde und dabei ein Kleidungsstück trug, welches den Begriff »Kleidungsstück« nicht im Geringsten verdient hat. Eli Cohen war immer exzellent angezogen. Borat nie. Borat trug einen »Man-Kini«. Noch Fragen?

taxifahrer Andererseits: In Tel Aviv nicht The Spy zu schauen, ist, als würde man niemals bei »Tamara« einen frisch gepressten Saft trinken. Als würde man sich niemals über die Taxifahrer echauffieren, bei »Anita« Eis essen oder einen der zahlreichen Hunde streicheln.

Man muss hier schlicht und einfach ein TV-Date mit Eli Cohen haben, auch wenn es nur der Versuch von Netflix und eben jenem Sacha Baron Cohen ist, Eli Cohen in die Gegenwart zu holen.

Man muss hier schlicht und einfach ein TV-Date mit Eli Cohen habe.

Als Eli Cohen gehängt wurde, war ich noch nicht geboren. Seine Frau Nadia lebt immer noch. Sie hat nie wieder geheiratet und die drei gemeinsamen Kinder allein großgezogen. Ich würde sie gern treffen und fragen, wie das möglich ist, weiter zu machen, weiter machen zu müssen, obwohl man das Liebste verloren hat.

mut Ich weine schon in den ersten Szenen von The Spy, und ich atme erst wieder normal, nachdem ich alle sechs Folgen (in einer Nacht vier, in der darauffolgenden die letzten zwei) zu Ende geschaut habe. Bei Eli Cohen schaltet man nicht aus. Man möchte ihm nahe sein. In der Hoffnung, ein wenig abzubekommen von seinem Mut. Und seiner Liebe. Zu Nadia, seiner Frau. Und zu Israel. Dem gelobten Land.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Meine Güte – war dieser Mann mutig. Meine Güte – hat dieser Mann geliebt. Wir können ihn nicht fragen, ob er, ob es wirklich so war. Seine Frau Nadia sagt in Interviews: »Na ja ...«

Wie dem auch sei. Der Mann ist ein Held. Und schon nach einer Sekunde ist Borat nicht mehr existent. Sondern nur noch zwei Cohens: der heldenhafte Ex-Spion Eli und der Schauspieler Sacha Baron Cohen. Bekäme ich in diesem Leben noch einmal einen Sohn, ich würde ihn Eli nennen.

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Zahl der Woche

4275 Personen

Fun Facts und Wissenswertes

 09.07.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Studieren in Wien, Mampfen im neunten Bezirk

von Margalit Edelstein  09.07.2025

Psychologie

Modell für die Traumaforschung

Die Hebräische Universität veranstaltet eine Konferenz zu seelischer Gesundheit in Kriegszeiten

von Sabine Brandes  09.07.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 10. Juli bis zum 18. Juli

 09.07.2025

Musikbranche

»Schmähungen allein verbrauchen sich schnell«

Marek Lieberberg gehört zu den größten Konzertveranstaltern Europas. Der 79-Jährige über den Judenhass auf internationalen Musikfestivals, die 1968er und Roger Waters

von Sophie Albers Ben Chamo  09.07.2025

Berliner Philharmonie

Gedenkfeier für Margot Friedländer am Mittwoch

Erwartet werden zu dem Gedenken langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Freundinnen und Freunde Friedländers sowie Preisträgerinnen und Preisträger des nach ihr benannten Preises

 08.07.2025

Berlin

Die Tänzerin ist Raubkunst

Heinrich Stahl musste die Statue während der NS-Zeit unter Zwang verkaufen. 1978 geriet sie an das Georg Kolbe Museum. Jetzt erheben Erben Vorwürfe gegen die Direktorin

von Ayala Goldmann  08.07.2025

Andrea Kiewel

»Sollen die Israelis sich abschlachten lassen?«

Die »Fernsehgarten«-Moderatorin äußert sich im »Zeit«-Magazin erneut deutlich politisch zu ihrer Wahlheimat

 08.07.2025