Imanuels Interpreten (13)

Herb Alpert: Der Universalkünstler

Herb Alpert in den 1960er Jahren Foto: picture alliance / Everett Collection | Courtesy Everett Collection

Warnung: Dieser Beitrag enthält das Wort Grammy im Plural.

Wer Melodien mit der Trompete wiedergeben will, kann schnell in ebenso schrille wie nervtötende Klänge abdriften. Es gibt jedoch Trompeter, bei denen diese Gefahr eher nicht besteht. Zu ihnen gehört Herb Alpert.

In den vergangenen 63 Jahren – und bereits vor der Veröffentlichung seiner ersten Schallplatte im Jahr 1962 – war der heute 90-jährige Trompeter, Pianist, Sänger, Komponist, Songschreiber, Arrangeur, Produzent, Dirigent, Maler und Bildhauer hyperaktiv. Haben wir hier Tätigkeiten vergessen? Vermutlich. Nicht entgangen sind uns seine acht Grammys.

Wir beginnen diese Geschichte in der Mitte: Nachdem der Künstler bereits 20 Alben veröffentlicht hatte, wurde die Welt vom Jahr 1979 heimgesucht. Damals erkannte Herb Alpert einen Trend, der ihm zusagte und zugleich eine Gelegenheit für ihn darstellte: Instrumentaler Jazz-Funk, der Menschen sprichwörtlich bewegte, nämlich beim Tanzen, war beliebt.

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»Rise« ist eine gefühlvoll gespielte, instrumentale Jazz-Funk-Ballade von niemand geringerem als Herb Alpert.
Im Funk-Fieber

Also erfand sich das jüdische Multitalent neu. Vorbei war seine lange Phase der reinen Unterhaltungsmusik. Mit Rise legte er ein Album mit einem komplett neuen Sound vor. Es beginnt mit einer Fanfare namens »1980«, die zunächst im Stil seiner frühen Werke mit der Bläserkapelle Tijuana Brass erklingt, dann aber in die damalige Gegenwart umschaltet. Von fast niedlich anmutenden Klängen mit nordmexikanischem Einschlag bewegt sich Herb Alpert in der Komposition »1980« auf die neue Ausrichtung zu.

Der zweite Track auf Rise ist das gleichnamige Instrumentalstück, das seit seiner Veröffentlichung jahrelang von Radiostationen rund um die Welt rauf- und runtergespielt wurde. Das Funk-Fieber hatte Alpert erreicht. Er nahm es auf – in sich und auf Vinyl –, um es dann im wahrsten Sinne des Wortes in die Welt hinauszublasen.

Das Stück »Rise« erreichte den ersten Platz der amerikanischen Charts. Alpert wurde der erste Künstler überhaupt, der Platz 1 sowohl mit einem Song (nämlich »This Guy’s in Love With You« von 1966) als auch mit einer instrumentalen Komposition erreichte.

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»This Guy’s in Love With You« war ein großer Hit, in dem Herb Alpert sang und die Trompete zum Einsatz brachte.
Schwer verdaulich

Er mag nicht der einzige prominente Blechbläser gewesen sein, der sich in den späten 1970er-Jahren in Richtung Jazz-Funk bewegte. Der Kanadier Maynard Ferguson, der US-Amerikaner Tom Browne, der legendäre Posaunist Peter Herbolzheimer aus Deutschland, sein brasilianischer Kollege Raul de Souza und die Brecker Brothers taten dies ebenfalls – um nur einige zu nennen. Aber niemand klang wie Herb Alpert. Und niemand war so vielseitig wie er.

Dass das Album Rise auch schwer verdauliche Disco-Nummern enthielt, sollten wir Alpert verzeihen. »Behind the Rain« besticht dennoch mit einem gelungenen Arrangement. Selbiges gilt für seine Interpretation des Hits »Street Life« von den Crusaders. Von seiner Disco-Stampf-Version des »Concierto de Aranjuez« hätte er aus heutiger Sicht vielleicht Abstand nehmen sollen.

Sein nächstes Album Beyond zeigte, woher sein Approach zum Teil kam: Er interpretierte darauf »That’s the Way of the World« von Earth, Wind & Fire, einer amerikanischen Jazz-Funk- und Soul-Combo, deren Klänge nicht nur ihn einnahmen und motivierten. Ansonsten schlug er mit dieser Aufnahme und anderen Platten in die Rise-Kerbe.

»Imanuels Interpreten«

Wundervolle Welt

45 Jahre vor Rise, am 31. März 1935, bekamen Tillie Alpert, geborene Goldberg, und Louis Leib Alpert, jüdische Migranten aus der Ukraine und Rumänien, ihr drittes Kind. Diesen Sohn nannten sie Herb. Die Familie lebte in Boyle Heights, im östlichen Teil von Los Angeles. Während der Pazifik vor sich hin plätscherte, sog der kleine Herb all die Musik auf, die er zu Hause hörte. Sein Vater war Mandolinist, seine Mutter Violinistin, sein Bruder David Schlagzeuger und seine Schwester Mimi Pianistin.

Es war daher kaum verwunderlich, dass sich Herb Alpert ebenfalls ein Instrument aussuchte – und zwar eines, das es im Haus der kalifornischen Familie noch nicht gab: die Trompete. Seine Eltern unterstützten ihn, wo sie konnten. In einem frischen Dokumentarfilm mit dem Titel »Herb Alpert Is ...« erzählt er, wie sich einst ein Nachbar über die Lautstärke seiner Trompete beschwerte, als er übte. »Spiel’ leiser!«, rief der Mann. Seine Mutter rief zurück: »Er wird jetzt lauter spielen!«

Zwar konzentrierte sich Alpert zunächst etwas zu sehr auf Gymnastik. Ab 1953 rückte sein Blasinstrument aber in den Mittelpunkt. In der University of Southern California war er Teil einer Marschkapelle. Während seiner Zeit in der Armee sah seine Waffe aus wie eine Trompete, denn es war eine. Die 6th Army Band war ein guter Platz für ihn.

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In Kooperation mit Sérgio Mendes brachte Herb Alpert die Schönheit Brasiliens in Form von Klängen nach Nordamerika. In diesem Fall war es »nur« eine Interpretation des Songs »Going Out of My Head« von Teddy Randazzo und Bobby Weinstein.
Enormer Einfluss

Die Welt erhaschte erstmals einen kurzen Blick auf Herb Alpert, als er als »Trommler auf dem Sinai« in dem Kinohit »Die zehn Gebote« erschien. Dieselbe Welt hörte ihn schon bald, ohne seinen Namen zu kennen. Denn Alpert schrieb den Hit »Wonderful World« mit Sam Cooke, der ihn anschließend sang. Noch heute wird der Song andauernd im Radio gespielt (»Don’t know much about history ...«).

Seine Karriere nahm schnell Fahrt auf. 1962 gründete Herb Alpert mit seinem Geschäftspartner Jerry Moss das Plattenlabel Carnival Records, das später in A&M Records umbenannt wurde. Dieses in den Charlie-Chaplin-Studios in Hollywood untergebrachte Label wurde schnell eine Institution, die zahllose große Künstler verlegte. Alpert war damit nicht mehr nur Musiker, sondern er bekam enormen Einfluss.

Das erste A&M-Album war »The Lonely Bull« von Herb Alpert und Tijuana Brass. Dieser Bandname klingt, als hätte er Kollegen aus dem benachbarten Mexiko engagiert. Dabei war er es zunächst selbst, der alle Trompeten-Stimmen nacheinander aufnahm und im Studio zusammenfummelte. Inspiriert wurde er von Stierkämpfen südlich der nahegelegenen Grenze zu Mexiko: »In Tijuana gab es Weltklasse-Matadoren«, sagt Alpert in einem Interview. »Das Stierkampf-Programm wurde stets mit Trompetenklängen angekündigt. Dabei lief mir stets ein Schauer über den Rücken.«

Herb Alpert ist 90 Jahre alt und tourt dennoch wie verrückt.Foto: picture alliance / Everett Collection | Derek Storm/Everett Collection
Hals über Kopf

In den folgenden Jahrzehnten kamen bei A&M unzählige Künstler hinzu, darunter Legenden wie Quincy Jones, Gino Vannelli, Paul Desmond, Wes Montgomery, Billy Preston, Joan Baez, Cat Stevens, Joe Cocker, Procol Harum, Supertramp, The Brothers Johnson, Chuck Mangione, Atlantic Starr, The Police, Sting solo und sogar die The Carpenters. Zusammengefasst bedeutet dies: Das »Who is Who?« der Musikwelt war bei A&M.

Eine Klangfarbe, die Herb Alpert am Herzen lag, kam aus Brasilien. Er verlegte mit Antônio Carlos Jobim den Vater des Bossa Nova. Auch stellte er eine weitere brasilianische Größe in Nordamerika vor, nämlich den im vergangenen Jahr verstorbenen Sérgio Mendes. Über ihn allein lassen sich ganze Festplatten mit Stories und vor allem mit brillanter Musik füllen.

Die Zusammenarbeit mit Sérgio Mendes hatte zusätzlich ganz andere Folgen: Herb Alpert verliebte sich Hals über Kopf in eine der Sängerinnen aus dessen Formation Brasil 66, nämlich Lani Hall. Die Anziehung beruhte auf Gegenseitigkeit. Sie heirateten 1974 und sind bis heute ein Ehepaar.

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Trauer und Rührung

In einem CBS-Interview zu seinem 90. Geburtstag am 31. März 2025 zeigt sich ein sensibler Herb Alpert. Er erzählt von seiner Kooperation mit Jerry Moss, die komplett auf Vertrauen aufgebaut gewesen sei. »Bis zu dem Moment, in dem wir das Unternehmen 1990 verkauften, hatten wir keinen offiziellen Vertrag unterschrieben«, sagt Alpert und weint dann vor der TV-Kamera um seinen guten, ebenfalls jüdischen Freund. Auch als er in einem anderen Interview auf Karen Carpenter angesprochen wird, der einen Hälfte der Formation The Carpenters, die 1983 im Alter von 32 Jahren an Magersucht starb, kommen ihm die Tränen.

Den großen Geburtstag verbringt Herb Alpert nicht nur im TV-Studio, sondern auch auf der Bühne. Das neun Jahrzehnte alte Multitalent spielt »Rise« und andere Hits, auch aus den Tijuana-Brass-Jahren, souverän, ganz als wäre er gerade nach einer Zeitreise als 45-Jähriger im Jahr 1980 aufgewacht. Die begeisterten Reaktionen berühren ihn sichtlich.

Einer der vielen Höhepunkte in Alperts langem Leben war 1966 gekommen. Damals gab ihm ein weiterer Freund, der große jüdische Komponist Burt Bacharach, einen Song namens »This Guy’s in Love with You«. Eine Fernsehaufnahme von damals zeigt einen 31-jährigen Herb Alpert, der diese romantische Ballade überzeugend singt und dann auch noch zur Trompete greift.

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»Spanish Flea« war einer von Alperts 60er-Jahre-Hits, denen man kaum entfliehen konnte.
»Nur ein Metallrohr«

Wenig später rutschte er in eine Krise ab. »Ich war dabei, mich scheiden zu lassen und verlor mein Selbstvertrauen«, sagt er in dem CBS-Interview im Frühling 2025. »Ich stotterte sogar. Aus der Trompete bekam ich keinen Ton raus.« In diesem Moment sah er sein Instrument als »Feind« an, bis er Hilfe von einem »Problemlöser« in New York bekam.

Sein Therapeut wies ihn damals auf eine Tatsache hin: »Diese Trompete ist nur ein Metallrohr. Die Musik kommt aber tief aus deinem Inneren.« Herb Alpert heute: »Das war ein großer Aha-Moment für mich.« Die Reise ging also weiter. Mit Metallrohr. Und mit mehr Selbstvertrauen.

Vor Rise nahm Alpert zwei Solo-Alben und 17 Schallplatten mit Tijuana Brass auf, einer Band, die am Anfang fiktiv war und im Laufe der Zeit zusammengestellt wurde, als dies nötig erschien. Wer in den 1960er-Jahren bereits Radio hörte oder den Fernseher anschaltete, kennt zweifellos etwas penetrante Melodien, denen man nicht entfliehen konnte. Hinter vielen davon steckte Herb Alpert: »Spanish Flea«, »A Taste of Honey« und »Flamingo« hießen drei davon.

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Ohne Herb Alpert gäbe es den Hit »Close to You« der Carpenters nicht. Er entdeckte die Geschwister und machte sie zu Stars.
Beatles und Stones

Alperts Klänge waren dennoch sehr gefragt. Sie kamen in Werbespots vor, in Filmen wie der ersten Version von Casino Royal mit David Niven als James Bond – und sie wurden »gekauft wie geschnitten Brot«, wie man in Berlin sagt. Mit seinem 1965er Album Whipped Cream & Other Delights stellte Herb Alpert sowohl die Beatles als auch die Rolling Stones und Frank Sinatra bei den verkauften Stückzahlen in den Schatten. Hatte dies auch mit der lediglich mit Rasierschaum bedeckten Frau auf dem Cover zu tun?

Unter den insgesamt 21 Alben dieses Projektes befindet sich ein Weihnachtsalbum, das 1968 in die Läden kam. Alpert ist offensichtlich nicht der einzige Jude, der ein solches aufnahm, aber er hätte zumindest einen Dreidel-Song oder ein anderes Chanukka-Lied hinzufügen können.

Nach Rise und Beyond, in der zweiten künstlerischen Phase des Herb Alpert, ist eine Menge Kitsch zu finden, was auch mit dem amerikanischen »Smooth Jazz«-Phänomen zu tun hat. Ähnlich wie Kenny G. präsentierte er etwa auf dem Album Blow Your Own Horn von 1983 seichte Nummern, die aus europäischer Sicht in die Rubrik »Fahrstuhl-Mucke« eingeordnet werden könnten. Da half es auch nicht, dass er eine weichgespülte Interpretation von »Garden Party« der isländischen Jazz-Funk-Band Mezzoforte einbaute.

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Während der Corona-Krise nahm Herb Alpert dieses Video mit dem Stück »Smile« auf, um in schwierigen Zeiten etwas Optimismus und Mut zu erzeugen.
Philantropische Aktivitäten

Auch in Stücken, die er in den frühen 90er-Jahren aufnahm, zum Beispiel auf dem Album North on South Street, ist zwar sein Trompetenspiel hervorragend, nicht aber das Arrangement. Zu dieser Zeit war Alpert allerdings nicht der einzige, der auf simplistische Melodien aufgebaute Stücke aufnahm, da es für sie einen Markt gab. Ja, ein großes Publikum für eher steril anmutende »Smooth Jazz«-Klänge wartete nur auf mehr.

Seine philantropischen Aktivitäten lassen ihn sehr gut aussehen. Die Herb Alpert Foundation finanziert Jugendbildung im Bereich Kunst und Umwelt. Vor 18 Jahren spendete Alpert der University of California 30 Millionen Dollar. Mit diesen Mitteln wurde die UCLA Herb Alpert School of Music gegründet. Weitere 15 Millionen flossen an die Harlem School of Arts.

Herb Alpert gründete das nach seinen Eltern benannte Louis and Tillie Alpert Music Center in Jerusalem. Diese Einrichtung fördert die Zusammenarbeit jüdischer und arabischer Musikstudenten, die dort aufeinandertreffen und zueinander finden sollen. Zudem ist sie einer der wenigen öffentlich zugänglichen Hinweise darauf, dass seine jüdische Herkunft für ihn eine Rolle spielt. Insgesamt spendete er gut 100 Millionen Dollar an Institutionen, in der Bildung und Verständigung großgeschrieben werden.

Herb Alpert und Lani Hall im Jahr 2011Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Ein Eimer rote Farbe

Alpert, der auch durch den Verkauf von A&M Records einen erheblichen Reichtum anhäufte, ist nicht nur Musiker und Philantrop, sondern obendrein Geschäftsmann. Sein Parfüm-Unternehmen wollte allerdings nicht so recht abheben, obwohl seine Duftwasser-Marke »Listen« hieß. Mit der Nase sollten die Leute demnach das Parfüm hören. Vor gut 20 Jahren eröffnete er mit seiner Tochter Eden einen Jazz-Club mit Restaurant in Los Angeles – das »Vibrato«.

Aber die Kunst überwiegt. Bei Herb Alpert kommt diese nicht nur im Musik-Gewand daher. Als Bildhauer fertigt er schöne, unkonventionelle Skulpturen, als Maler klatscht er schon mal einen Eimer rote Farbe auf eine weiße Leinwand und kreiert so moderne Kunst. Sein überdimensionaler Garten mit Meerblick im kalifornischen Malibu hat einen mit seinen Skulpturen vollgestellten Teil.

Noch größer als sein Garten ist seine Fangemeinde, der auch Prominente angehören. Miles Davis sagte einst: »Du brauchst nur drei Töne zu hören, um zu wissen: Das ist Herb Alpert.« Die Tatsache, dass er weit mehr als 70 Millionen Alben verkauft hat, zeigt: Seine Musik wird geliebt.

Herb Alpert und Tijuana Brass im Oktober 1965Foto: picture alliance/United Archives
Von Fort Lauterdale nach Hollywood

Aus seiner ersten Ehe, deren Ende 1971 für die zeitweilige Krise sorgte, von der er wiederum im Fernsehen sprach, ging neben Eden auch sein Sohn Dore hervor. Mit Lani Hall hat er eine weitere Tochter namens Aria. Das Geheimnis ihrer langen Beziehung beschreibt seine zweite Ehefrau so: »Kommunikation, Lachen, Romantik.«

Sicher ist: Ohne Herb Alpert würde Musik heute anders klingen. Viele monumentale Pop-Songs wie etwa »Close to You« von den Carpenter-Geschwistern gäbe es gar nicht. Selbiges gilt für so manche Musikerkarriere und unvergessliche Sounds, ohne die die Welt heute weniger Schönheit zu bieten hätte.

Der 90-jährige Herb Alpert ist weiterhin überaus aktiv. In diesem Jahr gab er bisher 28 Konzerte von Fort Lauterdale bis Chicago. Weitere elf von Winnipeg (Kanada) nach Hollywood stehen noch an. Von 2026 ganz zu schweigen.

»Imanuels Interpreten« ist eine Kolumne über jüdische Musiker von Imanuel Marcus. E-Mail: marcus@juedische-allgemeine.de

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