Düsseldorf

Heines Haarlocke

Forschungsinstitut zeigt neue Dauerausstellung über den Dichter

 27.03.2014 17:12 Uhr

Heinrich Heine (1797–1856) auf dem Titelblatt der Zeitung »Jugend« zu seinem 50. Todestag 1906 Foto: dpa

Forschungsinstitut zeigt neue Dauerausstellung über den Dichter

 27.03.2014 17:12 Uhr

»Romantik und Revolution« lautet der Titel der neuen Dauerausstellung im Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut, die ab heute zu sehen ist. Das Institut sei weltweit das einzige Museum zu Person und Werk des 1797 in Düsseldorf geborenen Heine, sagte Museumsdirektorin Sabine Brenner-Wilczek am Mittwoch bei der Präsentation der neuen Schau in den modernisierten Ausstellungsräumen des Hauses.

Zu sehen sind insgesamt rund 250 Exponate, von der Handschrift der weltberühmten Loreley und einer Haarlocke des jungen Heine über das berühmte Porträt von Gottlieb Gassen bis hin zur Totenmaske des Dichters, der als der größte Sohn der Stadt Düsseldorf gilt. Stärker als bislang rückt dabei die Entstehung der literarischen Werke Heines in den Vordergrund. Aktuelle Video-, Bild- und Audioinstallationen ergänzen die historischen Bild- und Textzeugnisse.

Liebeslieder Interaktive Exponate, ein Literaturlabor und eine Hör- und Leseecke laden die Besucher zudem zur selbstständigen Beschäftigung mit dem Dichter und seinem Werk ein. Die Ausstellung im ersten Stock des Instituts verteilt sich auf acht Räume. Den Titel der Schau verdeutlichen im Treppenhaus zwei großflächige Plakate. Eines zeigt französische Revolutionäre beim Straßenkampf, das andere einen Jüngling, der seiner Liebsten mit einer »Klampfe« im Arm Liebeslieder vorzusingen scheint.

Ganz leise im Hintergrund der neuen Dauerausstellung hört man das Lied der Loreley. In rund 35 Sprachen kann man dem berühmten Text Heines Ich weiß nicht, was soll es bedeuten ... lauschen. Heines Buch der Lieder gibt es auch in einer nur wenige Zentimeter großen Miniaturausgabe von 1907. Eine Karikatur von 1847 zeigt »Die gute Presse«, die in Zeiten der Zensur mit einer Schere im Kopf abgebildet ist.

Dazu passt eines der vielen Heine-Zitate, die in der Ausstellung zu lesen sind: »Aber ein Schwert sollt ihr mir auf den Sarg legen; denn ich war ein braver Soldat im Befreiungskrieg der Menschheit« (1829). Viele Exponate erinnern an Heines Kindheit in der Düsseldorfer Altstadt, seine Schulzeit, seine Familie und seine Ausbildung zunächst in der Textilhandlung des Vaters. Später studierte er in Bonn, Göttingen und Berlin. Im Mai 1825 unmittelbar vor dem Doktorexamen konvertierte er wegen der erhofften, aber ausbleibenden Karriere im Staatsdienst vom jüdischen zum protestantischen Glauben.

Querelen Heines Auseinandersetzungen mit der verfassten Kirche und dem Staat werden in der Schau ebenso thematisiert wie dessen Zeitgenossen, seine Arbeit in Paris und die Jahre nach seinem Tod 1856. Dabei spart die Ausstellung die Querelen um Heine in seiner Geburtsstadt Düsseldorf nicht aus.

Darüber hinaus wird ein Film zum jahrzehntelangen Streit um die Benennung der örtlichen Hochschule in Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gezeigt, sowie die Streitigkeiten um den renommierten Heine-Preis der Stadt thematisiert. epd

www.duesseldorf.de/heineinstitut

Kommentar

Bleibt stark, Emily, Romi und Doron!

Die drei jungen Frauen sind endlich in Israel. Emily Damari gab nach ihrer Freilassung ein Zeichen, das ihren Schmerz zeigt – aber viel mehr noch ihre Kraft

von Katrin Richter  19.01.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  19.01.2025

Meinung

Verrat an Frauen und an der Mitmenschlichkeit

Wie viele Fälle sadistischer Gewalt müssen noch nachgewiesen werden, damit die Welt endlich Mitgefühl mit den Opfern des 7. Oktober zeigen kann?

von Sarah Maria Sander  19.01.2025

Gedenkkultur

Virtuell zu Besuch bei Überlebenden des Holocaust

Es gibt immer weniger Schoa-Überlebende. Wie können ihre Erinnerungen weitergegeben werden? Ein neues Projekt setzt auf »Virtuelle Begegnungen«

von Michael Grau  19.01.2025

TV-Tipp

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Drama über einen jüdischen Belgier, der als angeblicher Perser in einem Konzentrationslager einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll

von Michael Ranze  19.01.2025

Doku

Über eine weitreichende Unwahrheit

»W. – was von der Lüge bleibt« (2020) nähert sich der Lebensgeschichte von Bruno Dösekker alias Wilkomirski, der die Identität eines Schoa-Überlebenden annahm

von Silvia Bahl  17.01.2025

Sehen!

»Traumnovelle«

Der Film arbeitet sich an den sieben anekdotischen Kapiteln der literarischen Vorlage von Arthur Schnitzler entlang

von Britta Schmeis  17.01.2025

Kino

»Wie eine Art Heimkehr«

Schauspielerin Jennifer Grey über den Film »A Real Pain« und Dreharbeiten in Polen

von Patrick Heidmann  16.01.2025

Nachruf

Der Soziologe und das »Gedächtnistheater«

Eine persönliche Erinnerung an Y. Michal Bodemann, der sich unter anderem mit Erinnerungspolitik in Deutschland beschäftigte

von Janine Cunea  16.01.2025