Sehen!

Heim nach Polen

Politisches symbol: Wasserrohre im israelischen Pavillon Foto: KBV

Auf der Biennale in Venedig hat jedes Land einen Pavillon, in dem es seine zeitgenössische Kunst präsentiert. Nur Israel hat dieses Jahr quasi zwei. Neben dem offiziellen Ausstellungsgebäude des jüdischen Staates wird auch der polnische Pavillon von einer israelischen Künstlerin gestaltet. Yael Bartana präsentiert dort ihre Filmtrilogie ... and Europe will be stunned –zu Deutsch »... und Europa wird erstaunt sein«.

science fiction Es handelt sich um eine Art politische Science Fiction. Bartana malt sich aus, was geschehen würde, wenn drei Millionen polnischstämmige Juden in ihr Herkunftsland zurückkehren würden. Unter anderem hat die 1970 in Kfar Jesechel geborene Künstlerin dafür in einem Warschauer Stadtteil einen Kibbuz im Stil der 30er-Jahre errichtet.

Bartanas Filmprojekt hat in Polen schon vor Eröffnung der Biennale vorige Woche für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Nicht nur, weil erstmals in der Geschichte der Kunstausstellung eine Nichtpolin den Pavillon des Landes gestaltet. Die Israelin greift mit ihren drei Filmen auch das noch immer virulente Thema des polnischen Antisemitismus und des verdrängten jüdischen Teils der Nationalgeschichte auf.

Mut zur Kontroverse zeigt auch der »offizielle« israelische Pavillon. Dort präsentiert Sigalit Landau ihr Projekt One Man’s Floor is Another Man’s Feelings, übersetzt in etwa »Was dem einen der Fußboden, sind dem anderen seine Gefühle«. Hinter dem kryptischen Titel verbirgt sich ein Thema mit politischer Sprengkraft: der Kampf um die natürlichen Ressourcen, vor allem Wasser, zwischen Israel und den arabischen Nachbarn.

Riesige Wasserleitungsrohre durchziehen den Pavillon; in einer Videoinstallation kämpfen Jungen an einem Strand um ihre jeweiligen »Territorien«. Doch auch ein optimistisches Zeichen setzt die 41-jährige Jerusalemerin. Eine imaginäre Brücke aus Salz, die Israel und Jordanien über dem Toten Meer verbindet. mjw

54. Internationale Kunstausstellung, Venedig, 4. Juni bis 27. November
www.labiennale.org/en/art

Interview

»Die Zeit der Exzesse ist vorbei«

In ihrem neuen Buch »Glamour« setzt sich die Berliner Autorin Ute Cohen mit Schönheit und Eleganz auseinander. Dabei spielt auch Magie eine Rolle - und der Mut, sich selbst in einer »Zwischenwelt« inszenieren zu wollen

von Stefan Meetschen  17.12.2025 Aktualisiert

Potsdam

Kontroverse um Anne-Frank-Bild mit Kufiya

Ein Porträt von Anne Frank mit Palästinensertuch in einem Potsdamer Museum entfacht Streit. Während Kritiker darin antisemitische Tendenzen sehen, verteidigt das Museum das Bild. Die Hintergründe

von Monika Wendel  17.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Nachruf

Albtraum in der Traumfabrik

Eine Familientragödie hat den Hollywood-Riesen und seine Frau aus dem Leben gerissen. An Rob Reiners Filmen voller Menschenliebe wie »Harry und Sally« ist eine ganze Generation mitgewachsen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025

Theater

Die Krise des Schlemihl

»Sabotage« von Yael Ronen ist ein witziger Abend über einen Juden, der sich ständig für den Gaza-Krieg rechtfertigen muss

von Stephen Tree  17.12.2025

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 17.12.2025

Zahl der Woche

30 Minuten

Fun Facts und Wissenswertes

 17.12.2025

Musik

Großes Konzert: Xavier Naidoo startete Tournee

Die Synagogen-Gemeinde Köln kritisiert: »Gerade in einer Zeit zunehmender antisemitischer Vorfälle ist es problematisch, Herrn Naidoo eine Bühne zu bieten«

 17.12.2025

"Imanuels Interpreten" (16)

Ethel Lindsey: Queer und funky

Die Französin mit israelischen Wurzeln bringt mit ihrem Debütalbum »Pretty Close« die 70er-Jahre zurück

von Imanuel Marcus  17.12.2025