Ausstellung

Haskala der Baukunst

Blick in die Ausstellung Foto: Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum / Anna Fischer

Von bisweilen unscheinbaren Hinterhof-Gebetsstätten im 18. Jahrhundert bis zu den teilweise prominenten Prachtarchitekturen der deutschen Synagogen Ende des 19. Jahrhunderts reicht der Bogen, den eine sehenswerte Ausstellung im Centrum Judaicum in Berlin seit heute präsentiert. Studenten der Forschungsstelle für jüdische Architektur an der Universität Braunschweig, haben herrliche, helle Holzmodelle der verschiedensten Synagogen in Deutschland angefertigt, von denen nun zwölf im Kuppelschaft der Neuen Synagoge in Berlin ausgestellt sind. Im Modell wird die reiche Architekturgeschichte der jüdischen Gotteshäuser in Deutschland lebendig und plastisch greifbar.

reform Wie ein Spiegel der religiösen Reformbewegung verdeutlichen die Bauten Höhen, Tiefen und Wendepunkte des deutsch-jüdischen kulturellen Erbes in der Architektur. Von Texttafeln begleitet, beschreibt die Ausstellung »Synagoge und Tempel – 200 Jahre jüdische Reformbewegung und ihre Architektur« die Entwicklung der Synagogenarchitektur von Barock über Neo-Klassizismus und Eklektizismus bis in die Moderne.

Die Berliner Schau zeigt, wie im Zuge der Haskala, der jüdischen Aufklärung, die Gleichberechtigung der Juden und die damit einhergehende Neuordnung des jüdischen Kultus nicht nur religiöse, sondern auch liturgische Impulse bewirkte, die bis heute im liberalen Judentum wirkungsmächtig sind. Dass sich nach einer allzu langen »chronologischen Lücke« zwischen der Schoa und der deutschen Wiedervereinigung 1990 endlich wieder in Deutschland Architekten die Frage stellen müssen, wie sie die Synagogen, die überall im Land aus dem Boden sprießen, bauen, ist dabei der erfreulichste Aspekt.

Lesen Sie den ausführlichen Bericht in unserer Printausgabe am 31. Mai.

»Synagoge und Tempel – 200 Jahre jüdische Reformbewegung und ihre Architektur«. Centrum Judaicum Berlin, bis 8. Juli
www.cjudaicum.de

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  08.11.2025

Erinnerungskultur

»Algorithmus als Chance«

Susanne Siegert über ihren TikTok-Kanal zur Schoa und den Versuch, Gedenken neu zu denken

von Therese Klein  07.11.2025

Erinnerung

Stimmen, die bleiben

Die Filmemacherin Loretta Walz hat mit Überlebenden des KZ Ravensbrück gesprochen – um ihre Erzählungen für die Zukunft zu bewahren

von Sören Kittel  07.11.2025

New York

Kanye West bittet Rabbi um Vergebung

Der gefallene Rapstar Kanye West hat sich bei einem umstrittenen Rabbiner für seine antisemitischen Ausfälle entschuldigt

 07.11.2025

Rezension

Mischung aus Angst, alptraumhaften Erinnerungen und Langeweile

Das Doku-Drama »Nürnberg 45« fängt die Vielschichtigkeit der Nürnberger Prozesse ein, erzählt weitgehend unbekannte Geschichten und ist unbedingt sehenswert

von Maria Ossowski  07.11.2025

Interview

Schauspieler Jonathan Berlin über seine Rolle als Schoa-Überlebender und Mengele-Straßen

Schauspieler Jonathan Berlin will Straßen, die in seiner Heimat Günzburg nach Verwandten des KZ-Arztes Mengele benannt sind, in »Ernst-Michel-Straße« umbenennen. Er spielt in der ARD die Rolle des Auschwitz-Überlebenden

von Jan Freitag  07.11.2025

Paris

Beethoven, Beifall und Bengalos

Bei einem Konzert des Israel Philharmonic unter Leitung von Lahav Shani kam es in der Pariser Philharmonie zu schweren Zwischenfällen. Doch das Orchester will sich nicht einschüchtern lassen - und bekommt Solidarität von prominenter Seite

von Michael Thaidigsmann  07.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  07.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  07.11.2025