Gurlitts Kunstsammlung

Alle 14 NS-Raubkunstwerke jetzt restituiert

Blick in die Ausstellung »Bestandsaufnahme Gurlitt. Ein Kunsthändler im Nationalsozialismus« im Martin-Gropius-Bau Berlin (2018) Foto: imago

Die bislang als NS-Raubkunst identifizierten Werke aus dem spektakulären Schwabinger Kunstfund von Cornelius Gurlitt sind nun alle restituiert worden. Zum Abschluss sei die Zeichnung »Das Klavierspiel« auf Wunsch der Erben des ehemaligen Eigentümers Henri Hinrichsen an das Auktionshaus Christie’s übergeben worden, teilte das Kunstmuseum Bern am Mittwoch mit.

Insgesamt hatten die Experten 14 Werke aus der Sammlung Gurlitt als von den Nationalsozialisten geraubte Kunst eingestuft. Das Spitzweg-Bild war das letzte, das nun restituiert wurde.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sprach von einem wichtigen Zeichen. Hinter jedem dieser Bilder stehe ein tragisches Schicksal wie das des Auschwitz-Opfers Henri Hinrichsen. »Wir können dieses schwere Leid nicht wiedergutmachen. Aber durch die Aufarbeitung des NS-Kunstraubs versuchen wir, ein Stück weit zu historischer Gerechtigkeit beizutragen und unserer moralischen Verantwortung gerecht zu werden«, sagte Grütters.

»Durch die Aufarbeitung des NS-Kunstraubs können wir versuchen, ein Stück weit zu historischer Gerechtigkeit beizutragen und unserer moralischen Verantwortung gerecht zu werden.«

Die Zeichnung stammt aus einem Konvolut von rund 1500 Kunstwerken, die vor rund neun Jahren in Gurlitts Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing sowie später in seinem Haus in Salzburg beschlagnahmt worden waren. Als die Staatsanwaltschaft Augsburg im Herbst 2013 von dem Fund berichtete, sorgte sie für eine Sensation.

Bei mehr als 1000 Werken blieb trotz intensiver Recherchen unklar, woher sie stammten, 445 Positionen wurden als unbedenklich eingestuft. Nur 14 Werke von Künstlern wie Henri Matisse, Max Liebermann, Thomas Couture oder Adolph von Menzel konnten eindeutig als NS-Raubkunst identifiziert werden. Als Gurlitt 2014 mit 81 Jahren starb, vermachte er seine Sammlung dem Kunstmuseum Bern.

Das Spitzweg-Bild war den Recherchen zufolge 1939 von den Nazis von dem jüdischen Musikverleger Hinrichsen geraubt worden.

Besonderes Augenmerk bei der Erforschung des Kunstschatzes lag auf Gurlitts Vater Hildebrand (1895-1956). Der Kunsthändler hatte eng mit den Nationalsozialisten kooperiert und war einer der Chefeinkäufer Adolf Hitlers im besetzten Frankreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Leiter des Kunstvereins Düsseldorf.

Das Spitzweg-Bild war den Recherchen zufolge 1939 von den Nazis von dem jüdischen Musikverleger Hinrichsen geraubt worden. 1940 hatte Gurlitt das Werk erworben, Hinrichsen wurde 1942 in Auschwitz ermordet.

Kulturkolumne

Was bleibt von uns?

Lernen von John Oglander

von Sophie Albers Ben Chamo  25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Hollywood

Scarlett Johansson macht bei »Exorzist«-Verfilmung mit

Sie mimte die Marvel-Heldin »Black Widow« und nahm es in »Jurassic World: Die Wiedergeburt« mit Dinos auf. Nun lässt sich Scarlett Johansson auf den vielleicht düstersten Filmstoff ihrer Laufbahn ein

 25.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  24.11.2025

Nachruf

Das unvergessliche Gesicht des Udo Kier

Er ritt im Weltall auf einem T-Rex, spielte für Warhol Dracula und prägte mit einem einzigen Blick ganze Filme. Udo Kier, Meister der Nebenrolle und Arthouse-Legende, ist tot. In seinem letzten Film, dem Thriller »The Secret Agent«, verkörpert er einen deutschen Juden

von Christina Tscharnke, Lisa Forster  24.11.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Nürnberg

»Tribunal 45«: Ein interaktives Spiel über die Nürnberger Prozesse

Darf man die Nürnberger Prozesse als Computerspiel aufarbeiten? Dieses Spiel lässt User in die Rolle der französischen Juristin Aline Chalufour schlüpfen und bietet eine neue Perspektive auf die Geschichte

von Steffen Grimberg  24.11.2025