Medizin

Gesundheit aus dem Supermarkt

Der Star der »healthy nuts«, die Walnuss Foto: Thinkstock

Für Menschen, die auf ihre Gesundheit achten müssen oder wollen, ist die Lage ziemlich unübersichtlich: Alle Vierteljahre macht eine neue Wunderdiät Schlagzeilen, alle vier Monate ein diesmal aber wirklich für ewige Jugend sorgender neuer Fitnesstrend.

Und dazwischen wird immer mal wieder ein schickes exotisches Lebensmittel angepriesen, das angeblich sowohl Übergewicht als auch das Krebsrisiko drastisch reduziert (und wahrscheinlich auch für Weltfrieden sorgt).

Gleichwohl leiden immer mehr Menschen an Übergewicht und den daraus resultierenden Krankheiten – und das aus unterschiedlichen Gründen. In den USA wurde beispielsweise festgestellt, dass sich gerade arme Menschen den in Magazinen propagierten jeweils hippen Lebensstil gar nicht leisten können. Wer mehrere schlecht bezahlte Jobs hat, um über die Runden zu kommen, ist abends zu müde, um etwas anderes als Fastfood zu essen, stellten Wissenschaftler fest.

Linolsäure Was bei der Jagd nach neuen Lifestyle-Trends jedoch unterschlagen wird: Sich gesund zu ernähren, ist relativ günstig und einfach zu bewerkstelligen. Und ganz wichtige Hauptzutaten liegen in jedem Supermarktregal: Nüsse. Darauf wies die »Israel Cancer Association« (ICA) kürzlich in ihrer jährlichen Pressekonferenz hin.

Eine von der ICA in Auftrag gegebene Meta-Studie in israelischen Krankenhäusern bestätigte, dass Menschen, die regelmäßig frische Produkte essen, ein geringeres Risiko haben, an Blut- oder Lymphdrüsenkrebs zu erkranken. Wer zusätzlich täglich mindestens eine Handvoll Nüsse isst, verringert die Gefahr, später an Zivilisationskrankheiten wie Diabetes zu leiden.

Allerdings ist nicht jede Nuss gleich gesund: Laut ICA sind nur die Nüsse, die auf Bäumen wachsen, auch wirkliche Fitmacher – dazu gehören Mandeln, Macadamia, Pekannüsse sowie die gute alte Walnuss. Sie ist der Star der »healthy nuts«, mit 7490 Milligramm pro 100 Gramm enthält sie den höchsten Anteil an Linolsäure – das ist eine Omega-3-Fettsäure, die besonders gesund für das menschliche Herz ist.

Neben Linolsäure nehmen Walnussesser auch noch Vitamin E, Zink, Magnesium und weitere wichtige Spurenelemente auf. Circa zehn Walnüsse täglich wirken sich außerdem positiv auf den Blutdruck aus – wobei auch das aus der Nuss gewonnene Öl einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat.

Nicht von ungefähr gehören Walnüsse zur sogenannten Mittelmeerdiät (www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/30428). Dabei handelt es sich um eine Ernährungsform mit vielen frischen Zutaten wie Obst und Gemüse, Olivenöl und wenig rotem Fleisch. Auch ein Glas Rotwein gehört dazu. Eine französische Bauernweisheit besagt übrigens, dass ein gutes Weinjahr auch immer ein gutes Walnussjahr ist.

Vorbeugung Der tatsächlichen Ernährungsweise der im Mittelmeerraum lebenden Menschen entspricht diese Diät allerdings schon lange nicht mehr. Der zunehmende westliche Lebensstil bereitet auch der »Israel Cancer Association« Sorgen, wie die Epidemiologin Lital Keinan-Boker, im Gesundheitsministerium zuständig für »Disease Control«, also Krankheitsvorbeugung, auf der Pressekonferenz schilderte.

Nach Feststellung des nationalen Krebsregisters, in dem alle Krebsfälle erfasst und statistisch ausgewertet werden, erkrankten arabische Israelis früher seltener an Krebs als jüdische. Mittlerweile sieht das jedoch anders aus, die Krankheitszahlen haben sich in den vergangenen Jahren an die der Juden angenähert. Als Gründe für diese Entwicklung sieht Keinan-Boker den gestiegenen Anteil der Raucher in dieser Bevölkerungsgruppe sowie eine Umorientierung der Ernährungsgewohnheiten von eher traditionellen Gerichten mit hohem Gemüseanteil hin zu Fastfood.

Miri Ziv, Chefin der ICA, betonte daher: »Krebs kennt keine territorialen Grenzen, er trifft Menschen überall auf der Welt. Und deswegen ist jeder Fortschritt in der Forschung, wie hier in Israel, auch ein Erfolg für die ganze Welt.« Ziv, die sich seit dem Krebstod ihres Sohnes im Jahr 1992 bei der Israel Cancer Association engagiert, weiß, dass die israelische Forschung Patienten weltweit nutzt: »Neue Behandlungsmethoden, die aus israelischen Studien resultieren, werden eben nicht nur hier, sondern auf der ganzen Welt umgesetzt.«

Faktoren Ziv, die keine Ärztin ist, sondern Medizinsoziologie studierte, setzt vor allem auf Vorbeugung und Gesundheitserziehung. »Mit dem Rauchen aufhören, Übergewicht vermeiden, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden und maßvoll Alkohol trinken« nennt sie neben gesunder Ernährung und regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen als wichtigste Faktoren für ein gesundes Leben.

Und natürlich Walnüsse. Die sind allerdings bedauerlicherweise viel teurer als ihre nicht so gesunden Vettern, die Erdnüsse. Das liegt unter anderem daran, dass die Bäume sehr lange Zeit, nämlich zwischen 15 bis 20 Jahre, brauchen, bis sie zum ersten Mal Früchte tragen. Und auch dann sind es zunächst je nach Standort nur sieben bis zehn Kilo, die pro Baum geerntet werden können.

Erst zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr erreicht der Walnussbaum dann seine höchste Ertragsrate, nämlich bis zu 55 Kilogramm. Bis zu 100 Jahre kann er alt werden – wenn er nicht zuvor für hochwertige Produkte wie Armaturen von Luxusautos, Musikinstrumente und Uhren sterben muss, denn Walnussholz gehört zu den begehrtesten Edelhölzern. Gefällt werden Walnussbäume übrigens nicht, sondern mitsamt der Wurzel ausgegraben, weil die unteren Baumteile besonders schön gemasert sind.

Meinung

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Fall Samir

Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024

TV

Bärbel Schäfer moderiert neuen »Notruf«

Die Autorin hofft, dass die Sendung auch den »echten Helden ein wenig Respekt« verschaffen kann

von Jonas-Erik Schmidt  21.04.2024

KZ-Gedenkstätten-Besuche

Pflicht oder Freiwilligkeit?

Die Zeitung »Welt« hat gefragt, wie man Jugendliche an die Thematik heranführen sollte

 21.04.2024

Memoir

Überlebenskampf und Neuanfang

Von Berlin über Sibirien, Teheran und Tel Aviv nach England: Der Journalist Daniel Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Familie

von Alexander Kluy  21.04.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Nur nicht selbst beteiligen oder Tipps für den Mietwagen in Israel

von Ayala Goldmann  20.04.2024

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024