documenta

Gegen »Antisemitismus, Rassismus und Islamophobie«

om 18. Juni bis 25. September findet in Kassel die »documenta fifteen« statt. Foto: imago images/imagebroker

Ein mit internationalen Experten besetztes Forum soll den Streit um Antisemitismus-Vorwürfe gegen die documenta in Kassel entschärfen. Die hessische Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) begrüßte am Mittwoch einen entsprechenden Vorstoß der Veranstalter der Kunstausstellung, die in diesem Jahr am 18. Juni in der nordhessischen Stadt eröffnet werden soll.

Dem Vorschlag der documenta fifteen und ihrer Kuratoren aus der indonesischen Künstlergruppe »ruangrupa« zufolge soll zeitnah zu dem Forum mit dem Arbeitstitel »We need to talk! Art - Freedom - Limits« (deutsch: Wir müssen reden! Kunst - Freiheit - Grenzen) eingeladen werden.

DEBATTE Geplant ist demnach eine »offene und vielstimmige Debatte« mit Stimmen aus unterschiedlichen Bereichen wie Holocaust- und Antisemitismusforschung, Kolonialismus- und Rassismusforschung, Land Right Studies, Indigenous Studies, Recht, Medien sowie Kunst und Kultur, um das Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts von steigendem Antisemitismus, Rassismus und Islamophobie zu diskutieren.

Dorn, die auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der documenta ist, sagte: »Die Kunstfreiheit ist ein hohes Gut und ein zentraler Bestandteil unserer demokratischen Gesellschaft.« Darüber sei sich das Land Hessen mit dem Bund, der Stadt Kassel und der documenta gGmbH einig. Das gelte »auch und gerade dann, wenn sie den politischen Diskurs berührt«.

EXISTENZRECHT ISRAELS Die Bedeutung und Verteidigung des Existenzrechts Israels seien aber »untrennbar mit unserer historischen Verantwortung verbunden«. Dorn betonte, sie sei sicher, dass die documenta fifteen einen wichtigen Beitrag dazu leisten könne, diesen aus der Geschichte geschärften deutschen Blick in einen konstruktiven Dialog mit den Perspektiven internationaler Künstlerinnen und Künstler und deren jeweiligem Erfahrungshorizont zu bringen.

Dorn hatte am Montag in einem Videogespräch mit der Kulturstaatsministerin des Bundes, Claudia Roth (Grüne), und den documenta-Veranstaltern über die Antisemitismus-Vorwürfe beraten. An dem Gespräch hatten der documenta-Aufsichtsratsvorsitzende und Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) und die documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann teilgenommen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth sagte am Mittwochabend: »Die documenta ist eines der wichtigsten kulturellen Ereignisse in Deutschland und von höchster internationaler Bedeutung für Kunst und Kultur«. Sie habe »in einem intensiven Austausch« mit documenta, Stadt und Land gestanden und begrüße den Vorschlag für ein internationales Forum. »Ich finde es richtig, dass die documenta Gelegenheit geben will, in eine Debatte einzutreten, um das Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts des Kampfes gegen Rassismus und Antisemitismus und Islamophobie zu diskutieren und werde sie auf dem Weg dahin unterstützen.«

KOLLEKTIV Die Kritik an der documenta entzündet sich vor allem an der Einladung des palästinensischen Künstlerkollektivs Cultural Center Khalil al-Sakakini (KSCC) nach Kassel. Namensgeber des KSCC ist der arabische Nationalist Khalil al-Sakakini (1878-1953), der mit den Nationalsozialisten sympathisierte und gegen eine »jüdische Weltverschwörung« agitierte.

Dem KSCC wird zudem vorgeworfen, sich in der Vergangenheit immer wieder für den Boykott Israels im kulturellen Leben ausgesprochen zu haben. Das Künstlerkollektiv »ruangrupa« wies in einer Stellungnahme die Antisemitismus-Vorwürfe zurück. epd/dpa

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