Meinung

Gedenkkonzert? Fehlanzeige!

Maria Ossowski, Kulturkorrespondentin des RBB Foto: privat

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Gedenkkonzert? Fehlanzeige!

Die Berliner Orchester sollten sich ein Beispiel an Cottbus nehmen. Dort zeigt das Staatstheater Solidarität mit Israel

von Maria Ossowski  31.10.2023 18:01 Uhr

Berlin rühmt sich gern, Weltstadt der klassischen Musik zu sein mit seinen sieben großen, steuerlich geförderten Spitzen­orchestern. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine haben nahezu alle Klangkörper der Hauptstadt bestbesuchte Solidaritäts- und Benefizkonzerte veranstaltet. Und jetzt, nach dem Massaker der Hamas an Schwangeren und Alten, Holocaustüberlebenden, Babys und jungen Frauen, Tänzern, Musikerinnen, an über 1400 friedfertigen Menschen – wo können wir uns in klassischen Gedenkkonzerten trösten und die Trauer in der Gemeinschaft des gemeinsamen Hörens ertragen?

Unsere öffentlich geförderten Klangkörper bieten nichts an. Die Berliner Philharmoniker fühlen natürlich mit ihrem Solobratscher Amihai Grosz, dessen Neffe Geisel der Hamas ist. Sie gehen aber auf Asientournee. Gedenkkonzert? Fehlanzeige. Die Deutsche Oper, immerhin, hat ein deutliches Statement für Israel und gegen das Massaker auf die Website gestellt. Solidaritätskonzert für die israelischen Opfer? Nicht geplant. Der Komischen Oper ist das Thema zu komplex, nichts geplant. Das Haus präsentiert seit vielen Jahren Operetten und Musicals jüdischer Komponisten. Das Konzerthausorchester will keinen Alleingang wagen und sich lieber abstimmen mit den anderen Orchestern.

Angst vor Demonstrationen oder »Ja, aber«-Relativierungen sind schlechte Ratgeber.

Die Staatsoper Unter den Linden überlegt, aber auch dort plant man nichts Konkretes. Sie alle sollten sich ein Beispiel nehmen an Cottbus. Das Vierspartenhaus in der Lausitz hat dezidiert ein Solidaritätskonzert für Israel mit jüdischen Künstlern und jüdischen Komponisten ins Programm genommen.

Ein solches Konzert gehört nach Berlin! Berlin hat bis zur Machtergreifung Hitlers eine unvergleichliche kulturelle Blüte erlebt. Dank jüdischer Künstler wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Kurt Weill, Paul Abraham, Bruno Walter, Max Reinhardt und vielen anderen. In Berlin haben die Nationalsozialisten die Vernichtung des europäischen Judentums beschlossen und konkret vorbereitet. Heute ist Berlin die Stadt mit den meisten Jüdinnen und Juden in Deutschland.

Angst vor Demonstrationen oder »Ja, aber«-Relativierungen sind schlechte Ratgeber. Je mehr Bilder aus Gaza die Medien fluten, desto unwahrscheinlicher wird es, ein Konzert zu veranstalten, das der Opfer in Israel gedenkt. Als Geste und Trost für unsere jüdischen Bürger in Berlin stünde es jedoch jedem dieser hochsubventionierten Orchester gut an, mit einem besonderen Konzert Solidarität zu zeigen.

Nie war jüdisches Leben bei uns so gefährdet wie jetzt. Ich finde die Untätigkeit beschämend und kann nur Martin Luther King zitieren: »Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde.«

Andrea Kiewel

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