Berlin

FU-Professor findet antisemitischen Post »witzig«

Foto: picture alliance / Schoening

Erneut hat ein Professor einer Berliner Universität mit einem Post in sozialen Medien für einen Antisemitismus-Skandal gesorgt. Wie »Bild« zuerst berichtete, steht der Historiker Peter Schöttler der Freien Universität (FU) im Mittelpunkt dieses jüngsten Eklats.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Er teilte am 6. Juni einen am Tag zuvor verbreiteten Beitrag des X-Kontos »Pamphlets«, in dem zwei Bilder vom Brandenburger Tor zu sehen waren. Auf einem davon wehen Nazi-Flaggen mit Hakenkreuzen zwischen den Säulen des Bauwerkes. Auf dem zweiten Foto prangen der Davidstern und die Farben der israelischen Flagge auf dem Tor.

In Solidarität mit Israel wurde das Brandenburger Tor nach den Massakern vom 7. Oktober 2023 entsprechend angestrahlt, in Gedenken an die 1200 Menschen, die an diesem Tag vom palästinensischen Terror ermordet wurden, und 250 Verschleppten.

Gefallen und Amüsement

In dem Post wird Israel mit Nazi-Deutschland verglichen. »History repeats itself, first as tragedy, then as farce«, heißt es über dem Post. Auf Deutsch: »Die Geschichte wiederholt sich, zuerst als Tragödie, dann als Farce. Karl Marx«

Antisemitischer kann ein Post in sozialen Medien kaum sein. Dennoch zeigte Peter Schöttler nicht nur Gefallen daran, sondern auch Amüsement. »Das nenne ich witzig«, schrieb der 74-jährige Professor über den Eintrag, als er ihn über sein X-Konto verbreitete. Dies geht aus einem von »Bild« veröffentlichten Screenshot hervor.

Lesen Sie auch

Das Blatt zitierte dazu Remko Leemhuis, den Direktor des American Jewish Committee in Berlin: »Dass ein Professor (…) über dieses primitive antisemitische Bild lachen kann, ist schon besonders infam und skandalös«, erklärte er demnach.

Einseitigkeit und Israel-Hass

»Und dieser Tweet ist nach allen gängigen Definitionen antisemitisch und lässt nur den Schluss zu, dass Herr Prof. Schöttler ein Antisemit ist. Wir erwarten, dass alle Institutionen, in denen er noch eine Funktion hat, die Zusammenarbeit umgehend beenden«, so Leemhuis.

Auch DIG-Präsident Volker Beck kommentierte den Post gegenüber der Boulevardzeitung: »Schöttlers Account ist an Einseitigkeit und an Israel-Hass schwer zu toppen. Es hat schon etwas Obsessives. Und sein Humor auf Kosten der Opfer der Schoa und ihrer Nachfahren spricht Bände.«

Die FU distanzierte sich gegenüber Bild von »Antisemitismus in jeder Form«, kündigte an, »die Hintergründe der Veröffentlichung« prüfen zu wollen, und teilte mit, Schöttler habe seit einigen Jahren nicht mehr gelehrt.

»Ironisch-lakonische Sicht«

Derweil löschte Schöttler den skandalösen Eintrag. Er fügte anschließend einen Post hinzu, in dem er sich bei »allen, die schockiert waren« entschuldigte. »Wer sich ständig mit Nazi-Dreck beschäftigt, entwickelt eine ironisch-lakonische Sicht der Dinge«, schrieb der Professor. Sein »schwarzer Humor« sei nicht verstanden worden.

An Universitäten in Berlin häufen sich in jüngster Zeit Antisemitismus-Skandale. Zuletzt hatte die Präsidentin der Technischen Universität, Geraldine Rauch, antiisraelische und sogar antisemitische Posts mit »Gefällt mir«-Klicks versehen. Bei Demonstrationen und »Protestcamps« auf dem Campus sowie Besetzungen von Uni-Gebäuden war in den vergangenen Wochen massenhaft der palästinensische Terror unterstützt und zur Auslöschung Israels aufgerufen worden. im

Meinung

Die Universität Leipzig kuscht vor BDS-Anhängern

Die Absage eines Vortrags des Historikers Benny Morris legitimiert die Erpresserlogik israelfeindlicher Gruppen

von Chris Schinke  02.12.2024

Rezension

Unschöne neue Welt

Autokraten handeln vernetzt. Das macht sie umso gefährlicher, befindet Anne Applebaum in ihrem neuen Buch

von Ralf Balke  02.12.2024

Berlin

Anne Frank Zentrum feiert 30. Jubiläum

Anlässlich seines 30-jährigen Bestehens lädt das Anne Frank Zentrum in Berlin am Wochenende in die Ausstellung »Alles über Anne« ein. Der Eintritt ist frei

von Stefan Meetschen  02.12.2024

Abgesagter Vortrag

Benny Morris nennt Rassismus-Vorwurf »absurd«

Die Universität Leipzig hatte einen Vortrag des israelischen Historikers mit Verweis auf »Sicherheitsbedenken« sowie Aussagen, die als »rassistisch gelesen werden können«, abgesagt

 02.12.2024

Berlin

Sunnyi Melles: »Als kompliziert zu gelten, halte ich aus«

Selbst Brad Pitt ist ein Fan der jüdischen Schauspielerin

 02.12.2024

Kulturkolumne »Shkoyach!«

Hauptsache, richtig verbunden

Wie ich die Telekom besiegte – in der härtesten Nachrichtenwoche meines Lebens

von Ayala Goldmann  02.12.2024

Dokumentation

Antisemitismus und »Palästinensismus« unter syrischen Geflüchteten

In Frankfurt am Main organisiert das Tikvah Institut eine Konferenz zur aktuellen Antisemitismusforschung. Günther Jikeli hat am Sonntag eine Studie zu Syrern in Deutschland vorgestellt

von Günther Jikeli  01.12.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Wie mir ein Münchener Lachs-Tatar gegen Flugangst half

von Katrin Richter  01.12.2024

Dokumentation

»Antisemitismus wiederholt sich nicht, Antisemitismus setzt sich fort«

In Frankfurt am Main organisiert das Tikvah Institut eine Konferenz zur aktuellen Antisemitismusforschung. Mitveranstalterin Julia Bernstein hielt am Sonntag die Eröffnungsrede

von Julia Bernstein  01.12.2024