Lesen!

Freud – die Graphic Novel

Eine unterhaltsame Einführung in Leben und Werk des Psychoanalytikers

von Roland Ernst  25.06.2012 18:15 Uhr

Ein Bild der Psychoanalyse Foto: Knesebeck

Eine unterhaltsame Einführung in Leben und Werk des Psychoanalytikers

von Roland Ernst  25.06.2012 18:15 Uhr

Psychoanalyse ist keine exakte Wissenschaft und kein standardisiertes medizinisches Verfahren. Was sie stattdessen eigentlich ist, lässt sich am besten anhand des Lebens ihres Begründers Sigmund Freud selbst erklären. Das haben die Psychologin Corinne Maier und die Illustratorin Anne Simon getan. Herausgekommen ist eine Graphic Novel, die ebenso intelligent wie unterhaltsam in Freuds Biografie und seine Seelenlehre einführt. Das zuerst in Frankreich erschienene Buch ist diesen Monat deutsch bei Knesebeck herausgekommen.

fallstudien Chronologisch führt der Bilderreigen von Freuds akademischem Werdegang über die jüdische Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim, die als Freuds »Fall Anna O.« in die Geschichte der Psychoanalyse einging, hin zum »Fall Dora«, der Wiener Unternehmertochter Ida Bauer, die von ihrem Vater zur Psychoanalyse geschickt wurde, weil sie den Mann nicht wollte, den er für sie ausgesucht hatte. Weiter geht es schnur-stracks zum Ödipus-Komplex und zum »Rattenmann«, einem jungen Wiener Juristen mit Pferdephobie. Die Sätze der Sprechblasen sind meist Originalton Freud. Mit leichtem und liebevollem Strich führt Anne Simon in die bildhaften Abgründe der Psyche. Die erlebt auch Freud. Er muss 1938 vor den Nazis nach London emigrieren. Hier stirbt er.

Heute gilt die Psychoanalyse vielen als überholt, von ihrer Krise ist immer wieder die Rede. Doch der Comic-Freud resümiert fast trotzig: »Im 21. Jahrhundert braucht man mich immer noch.«
Und augenzwinkernd fügt er hinzu, direkt an den Leser gerichtet: »Vergessen Sie nicht, was mein Name, FREUD, bedeutet.«

Corinne Maier, Anne Simon: »Freud. Die Graphic Novel«, Knesebeck, München 2012, 48 S., 19,95 €

Literatur

Leichtfüßiges von der Insel

Francesca Segals Tierärztin auf »Tuga«

von Frank Keil  21.10.2024

Berlin

Jüdisches Museum zeigt Oppenheimers »Weintraubs Syncopators«

Es ist ein Gemälde der Musiker der in der Weimarer Republik berühmten Jazzband gleichen Namens

 21.10.2024

Europa-Tournee

Lenny Kravitz gibt fünf Konzerte in Deutschland

Der Vorverkauf beginnt am Mittwoch, den 22. Oktober

 21.10.2024

Geistesgeschichte

Entwurzelte Denker

Steven Aschheim zeigt, wie deutsch-jüdische Intellektuelle den Herausforderungen des 20. Jahrhunderts begegneten

von Jakob Hessing  21.10.2024

Heideroman

Wie ein Märchen von Wölfen, Hexe und Großmutter

Markus Thielemann erzählt von den Sorgen und Ängsten eines jungen Schäfers in der norddeutschen Provinz

von Tobias Kühn  21.10.2024

Nachruf

Mentor und Mentsch

Hannah M. Lessing erinnert sich an den verstorbenen israelischen Holocaust-Forscher Yehuda Bauer

von Hannah M. Lessing  21.10.2024

Sam Sax

Apokalyptisch in New York

Der queere Coming-of-Age-Roman »Yr Dead« beschreibt eine Selbstverbrennung

von Katrin Diehl  20.10.2024

Tatort

Alte Kriegsverbrechen und neue Zivilcourage

Im neuen Murot-»Tatort« findet ein Kriminalfall im Zweiten Weltkrieg in die Gegenwart. Und Hauptdarsteller Ulrich Tukur treibt doppeltes Spiel

von Andrea Löbbecke  20.10.2024

Buchmesse

Friedenspreis des deutschen Buchhandels für Anne Applebaum

Als die Historikerin Anne Applebaum in Frankfurt mit dem Buchhandels-Friedenspreis geehrt wurde, richtete sie einen dramatischen Appell an die Welt

von Christiane Laudage, Christoph Arens, Volker Hasenauer  20.10.2024