Kulturgeschichte

Forscher wollen NS-Propagandafilme näher untersuchen

Wirken Stereotype aus NS-Filmen wie »Jud Süß« bis heute? Foto: Blueprint Film/ALAVA

Der antisemitische Hetzfilm »Jud Süß« oder das die Morde an behinderten Menschen verherrlichende Machwerk »Ich klage an«: zwei Beispiele für besonders belastete NS-Propagandafilme. In den Beständen der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden lagern 44 solcher Streifen. Sie sollen nun von Wissenschaftlern des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin ausgewertet werden. Dazu schlossen beide Einrichtungen eine sogenannte privilegierte Kooperationspartnerschaft, wie sie am Freitag mitteilten.

In den Beständen der nach dem bedeutenden Stummfilm-Regissuer Friedrich Wilhelm Murnau (1888-1931) benannten Stiftung lagern 44 Vorbehaltsfilme wie »Jud Süß«. Diese Filme sind nicht für den Vertrieb freigegeben, sondern können bislang nur begleitet vorgeführt werden, also mit einer Einführung und einer anschließenden Diskussion. Im Rahmen der Kooperationspartnerschaft soll das Institut für Zeitgeschichte unter anderem Vorschläge für den künftigen Umgang mit NS-Filmen erarbeiten.

Christiane von Wahlert vom Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung bezeichnete die Vorbehaltsfilme als »propagandistische Spitze« der umfangreichen NS-Spielfilmproduktion von insgesamt 1.094 Filmen zwischen 1933 und 1945. »Wir erwarten aus der intensiven Beschäftigung mit diesen Filmen eine zeitgemäße und wissenschaftlich fundierte Reflexion, wie künftig mit diesen Filmen umgegangen werden soll, insbesondere wie sie in Bildungsmaßnahmen zu Demokratieerziehung eingesetzt werden können.«

Mit Blick auf die Bestände der Stiftung sprach Historiker Johannes Hürter von einem »einzigartigen Filmstock deutscher Spielfilme von den Anfängen bis in die 1960er Jahre«. Dieser gehe weit über die Vorbehaltsfilme hinaus. Film- und zeithistorisch von herausragender Bedeutung seien die rund 700 Spielfilme der vier wichtigsten Produktionsfirmen Ufa, Terra, Tobis und Bavaria aus den Jahren 1933 bis 1945. Ziel der Kooperationspartnerschaft sei, »viel stärker als bisher die Erkenntnispotenziale von Spielfilmen für die Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der NS-Diktatur zu nutzen«, so der Leiter der Forschungsabteilung München des Instituts für Zeitgeschichte. kna

Bochum

Peter-Weiss-Preis geht an Regisseurin Yael Ronen

Die Preisträgerin nutze Kunst als Instrument gesellschaftlicher Aufklärung, erklärte die Jury

 30.10.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  30.10.2025

Hollywood

Gegenwind für Boykotteure

Wie anti-israelische Kampagnen die Filmindustrie in den USA spalten

von Jana Talke  30.10.2025

Kulturkolumne

Motty Goldman sei Dank!

Meine Mutter ist mir nicht mehr peinlich

von Maria Ossowski  30.10.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 30. Oktober bis zum 6. November

 30.10.2025

Ehrung

Demokratiepreis für Graphic Novel über Schoa-Überlebende

Die Schoa-Überlebenden Emmie Arbel gewährte Zeichnerin Barbara Yelin vier Jahre lang Einblicke in ihr Leben

 30.10.2025

Analyse

Psychiater Otto Kernberg: Dieses Symptom verbindet Trump und Putin

von Anita Hirschbeck  29.10.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 29.10.2025

Meinung

DAVO: Feindbild und Ausschluss

Die Ausrichtung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient unter dem neuen Vorstand legitimiert antiisraelische, antizionistische und in der Konsequenz antisemitische Narrative

von Julia Bernstein  29.10.2025