Berlin

Förderung für Begabte

Standen im Mittelpunkt: Stipendiaten des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks Foto: Gregor Zielke

Namentlich genannt wurde sie ganz bewusst nicht. Mit einem Festakt im Glashof des Jüdischen Museums Berlin beging das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES) am vergangenen Donnerstag die Aufnahme der 1000. Stipendiatin. Man habe in den Blick nehmen wollen, »was unsere Stipendiaten und Stipendiatinnen geleistet haben, was ihnen ELES bedeutet, wie sie als Gemeinschaft zusammenarbeiten«, sagte ELES-Geschäftsführer Jo Frank der Jüdischen Allgemeinen.

In ihrem Grußwort betonte Michal Or-Guil, Vorsitzende des ELES-Beirats, den Stellenwert des Studienwerks: »Ich war immer Wissenschaftlerin, Punkt« – und nie »jüdische Wissenschaftlerin«, sagte die Leiterin der Arbeitsgruppe Systemimmunologie am Institut für Biologie der Berliner Humboldt-Uni. Aber: »Mit mir im Labor und am Computer sind immer auch meine Erfahrungen, meine Identität, Konflikte und Positionen in der Gesellschaft.«

FESTGESPRÄCH An dem von Paula-Irene Villa Braslavsky moderierten Festgespräch zum Thema »Jüdische Perspektiven auf gesellschaftliche Verantwortung« nahmen Galina Putjata, erste ELES-Stipendiatin und Professorin für Literalität und einwanderungsbedingte Mehrsprachigkeit an der Frankfurter Universität, die Sozialwissenschaftlerin Anastassia Pletoukhina, »Keshet«-Vorstandsmitglied Rosa Jellinek und der Filmemacher Arkadij Khaet teil.

Das Studienwerk nehme die Vorwürfe sehr ernst, sagte Jo Frank.

Die Stipendiatszeit habe »Raum geboten, zu schnuppern, etwas auszuprobieren, was vielleicht Teil meiner Identität werden könnte«, erinnerte sich Pletoukhina. Jellinek würdigte, »dass ich bei ELES auch mal aus meiner Keshet-Komfortzone herauskam und mich mit anderen, konservativeren Gesichtspunkten auseinandersetzen musste«. Für die in Odessa geborene Putjata war es etwas ganz Neues, »plötzlich mit Leuten an einem Tisch sitzen und sie ganz viel fragen zu können«. Khaet unterstrich: »Bei ELES musste man nichts erklären, nicht das eigene Judentum, nicht das Migrantsein, gar nichts.«

VORWÜRFE Überschattet wurde der Festakt vom Skandal um Vorwürfe sexueller Belästigung am Potsdamer Abraham Geiger Kolleg, in deren Zuge Rabbiner Walter Homolka bekannt gab, seine Ämter in der jüdischen Gemeinschaft – darunter auch die ELES-Leitung – ruhen zu lassen. Das Studienwerk nehme die Vorwürfe sehr ernst, sagte Jo Frank in seiner Rede am Schluss der Veranstaltung. Eine zentrale Frage sei jetzt: »Stimmen unsere Strukturen, sind sie tragfähig und sind sie offen für wirklich alle Themen, die die Stipendiaten und Stipendiatinnen mit uns besprechen möchten und müssen?«

Als nächste Schritte stünden nun die Bestärkung von ELES’ klarer Ablehnung von sexualisierter Belästigung und Machtmissbrauch sowie der Ausbau von Strukturen und Mechanismen an, »um diesen noch entschiedener und vor allem rasch entgegenzutreten«. »Wichtig ist mir, dass wir uns zugleich solidarisch mit Betroffenen zeigen«, so Frank. Dazu gehöre auch, »Fehlverhalten zu benennen und zu ahnden und – in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen – professionelle Schutzräume aufzubauen«.

Musik

Das letzte Einhorn?

Popstar Noa Kirel tritt mit »Unicorn« für Israel beim Eurovision Song Contest an

von Sophie Albers Ben Chamo  21.03.2023

USA

»National Medal of Arts« für Julia Louis-Dreyfus

Präsident Joe Biden will die Schauspielerin und Comedienne auszeichnen

 21.03.2023

Debatte

Metropoltheater setzt umstrittenes Stück »Vögel« endgültig ab

Nach einer aufgeheizten Debatte mit Antisemitismusvorwürfen sollte das Drama eigentlich am 26. März in München wieder aufgenommen werden

 19.03.2023

Film

»Ich erreiche Frauen überall«

Die schweizerisch-israelische Schauspielerin Naomi Krauss verkörpert die Hauptrolle in »Faraway« – die Netflix-Komödie landete weltweit auf Platz zwei

von Ayala Goldmann  19.03.2023

Schauspiel

Münchnerin mit vielen Identitäten

Ein Podcast über Therese Giehse lässt auch Aktivistinnen der queer-jüdischen Szene zu Wort kommen

von Katrin Diehl  19.03.2023

Journalismus

Zerfall eines Helden

Eine neue Biografie zeigt die Widersprüche des »rasenden Reporters« Egon Erwin Kisch auf

von Gernot Wolfram  19.03.2023

Lesen!

»Der Transitmann«

Dmitrij Belkin hat ein aufschlussreiches Buch über den bedeutenden Germanisten, Schriftsteller und Humanisten Lew Kopelew geschrieben

von Katrin Richter  19.03.2023

Glosse

Der Rest der Welt

»Rennen Sie!« oder Als ich einmal Kurzstrecke fliegen wollte

von Margalit Edelstein  18.03.2023

Aufgegabelt

Fruchtiger Dattelreis

Rezepte und Leckeres

 18.03.2023