Schule

Feindselige Kulisse für Juden

Die heute vorherrschende Form von Antisemitismus kommt nach Aussage der Soziologin Julia Bernstein im Gewand von Israelkritik daher. »Die meisten Juden in Deutschland fühlen sich von israelbezogenem Antisemitismus bedroht«, sagte die Wissenschaftlerin aus Frankfurt am Main dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Delegitimierung des jüdischen Staats als Verbrechensregime führe zu einer feindseligen Kulisse für Juden.

Obwohl sie Bürger in Deutschland seien, werde ihnen als vermeintliche Vertreter Israels eine unmenschliche Unterdrückung der Palästinenser vorgeworfen.

israel Viele Deutsche fühlten sich anscheinend verpflichtet, Israel kritisieren zu müssen, stellte die Professorin für soziale Ungleichheiten und Diskriminierungserfahrungen an der Frankfurt University of Applied Sciences fest. Israel werde mehr als andere Länder unter die Lupe genommen.

Mit dem Anspruch, Kritik darzustellen, unterlaufe Antisemitismus im Gewand der Israelkritik die Ächtung und mache scheinbar überkommenen Antisemitismus wieder sagbar. Israelbezogener Antisemitismus liege dann vor, wenn an Israel andere Standards als an andere Länder angelegt würden, das Land dämonisiert und die Legitimität seiner Existenz infrage gestellt werde.

Der israelbezogene Antisemitismus ist nach Bernsteins Untersuchungen an Schulen sowohl in der Schüler- als auch in der Lehrerschaft verbreitet.

Der israelbezogene Antisemitismus ist nach Bernsteins Untersuchungen an Schulen sowohl in der Schüler- als auch in der Lehrerschaft verbreitet. So habe in einem Fall ein Schüler einer jüdischen Mitschülerin gegenüber derb seine Verachtung aller Juden ausgedrückt und auf Nachfrage gesagt: »Die fressen doch Kinder.« Das habe er in einer türkischen Fernsehsendung erfahren. Hier werde mit Bezug auf den Nahostkonflikt die mittelalterliche Ritualmordlegende in neuer Form propagandistisch befeuert, erklärte die Soziologin.

klassengemeinschaft In Gestalt von Israelkritik werde Antisemitismus auch von manchen Lehrerinnen und Lehrern in die Klassen getragen, stellte Bernstein fest. »Wenn ein jüdischer Schüler sich dann genötigt fühlt, auch etwas für Israel zu sagen, sind alle gegen ihn.« Wo vorher eine Klassengemeinschaft bestanden habe, sei nach der Auseinandersetzung eine Spaltung nach ethnischen oder religiösen Kategorien entstanden.

Lehrkräfte sollten sich über antisemitische Klischees informieren und früh im Unterricht einschreiten, empfahl Bernstein. Antisemitische Anwürfe in Form von Israelkritik dürften nicht als »Meinung« in Schutz genommen werden. Schon beim Wort »Jude« sollten Lehrerinnen und Lehrer darauf achten, dass es nicht als Schimpfwort benutzt werde. Wenn das Thema Nahostkonflikt im Unterricht behandelt werde, sollten Lehrkräfte vorher die Auswirkungen auf die verschiedenen Schüler bedenken. epd

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  10.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Neuerscheinung

Albert Speer als Meister der Inszenierung

Wer war Albert Speer wirklich? Der französische Autor Jean-Noël Orengo entlarvt den gefeierten Architekten als Meister der Täuschung – und blickt hinter das Image vom »guten Nazi«

von Sibylle Peine  10.12.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  09.12.2025

Zahl der Woche

2 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 09.12.2025

Sehen!

»Golden Girls«

Die visionäre Serie rückte schon in den jugendwahnhaftigen 80er-Jahren ältere, selbstbestimmt männerlos lebende Frauen in den Fokus

von Katharina Cichosch  09.12.2025

Film

Woody Allen glaubt nicht an sein Kino-Comeback

Woody Allen hält ein Leinwand-Comeback mit 90 für unwahrscheinlich. Nur ein wirklich passendes und interessantes Rollenangebot könnte ihn zurück vor die Kamera locken.

 09.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025