Wuligers Woche

Fake News aus Neukölln

Wann und wo immer es gegen den jüdischen Staat geht, ist die »Jewish Antifa Berlin« besonders lautstark mit dabei. Foto: Facebook/Jewish AntiFa Berlin

Da macht man einen Witz, und ein Jahr später holt er einen ein. Der Witz ist die »Jewish Antifa Berlin«, eine Gruppe von anderthalb Dutzend radikal antizionistischen Juden, vor allem Israelis, die, wann und wo immer es gegen den jüdischen Staat geht, besonders lautstark mit dabei sind. Als sich der Verein 2017 gründete, habe ich darüber an dieser Stelle geschrieben, leicht amüsiert über dieses neue Gewächs im linken Sektengarten.

Inzwischen aber macht die »Jewish Antifa Berlin« Karriere. Der abgebrochene Rabbinatsstudent Armin Langer, der bei Leuten, die von der Materie keine Ahnung haben, als Experte für Jüdisches gilt und damit seinen Lebensunterhalt bestreitet, erklärte die Kleingruppe auf »ZEIT Online« zu »einer der größten jü­dischen Bürgerinitiativen in der Bundesrepublik«. Das muss den Genossen zu Kopf gestiegen sein. Denn jetzt betreten sie die Weltbühne.

Boykott Vor rund zwei Wochen erschien eine Erklärung mit dem Titel »Globale jüdische Organisationen bestätigen die BDS-Bewegung«. Der Israelboykott, heißt es da, sei überhaupt nicht antisemitisch. Kritik an der BDS-Bewegung solle nur den »Widerstand gegen die israelische Besatzungs- und Apartheidpolitik« delegitimieren.

Dasselbe perfide Ziel verfolge auch die Antisemitismusdefinition der Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken (IHRA), wie sie von 31 Regierungen, einschließlich der deutschen, übernommen wurde. Diese Definition sei, weil sie auch den israelbezogenen Antisemitismus thematisiert, geeignet, »legitime Kritik an Israel und das Eintreten für die Rechte der Palästinenser*innen zu unterdrücken«.

Unterschrieben ist die Erklärung von 36 »weltweit vertretenen Organisationen für soziale Gerechtigkeit«, darunter die weltweit in Neukölln vertretene »Jewish Antifa Berlin«. Ähnlich relevant dürften andere Unterzeichner sein wie die »Scottish Jews Against Zionism«, »Judeus Brasileiros Pela Descolonização da Palestina« oder »Gate48 – Critical Israelis in the Netherlands«. Womit man die Erklärung beruhigt im Ordner »Größenwahn/Hochstapelei« ablegen könnte.

Corbyn Wenn nicht gerade in der britischen Labour Party eine heftige Debatte ausgebrochen wäre. Die Sozialisten von der Insel plagen sich, seit sie 2015 von ihrem linken Flügel unter Jeremy Corbyn gekapert wurden, ständig mit antisemitischen Vorfällen in ihrer Partei. Moderate Labourpolitiker haben deshalb vorgeschlagen, die IHRA-Definition von Judenhass zu übernehmen. Das will die Führung aber nicht und beruft sich dabei auch auf die Erklärung der »globalen jüdischen Organisationen«.

Derart globalpolitisch geadelt, dürfte einem weiteren Vorankommen der Genossen auch im heimischen Biotop nichts mehr im Weg stehen. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli die Gruppe in ihren »Arbeitskreis gegen Antisemitismus« beruft.

Dann dürften bald auch öffentliche Gelder fließen, womit ein wesentlicher Vereinszweck erfüllt wäre. Hatte die »Jewish Antifa Berlin« in ihrem Gründungsmanifest doch das Fehlen »institutioneller Unterstützung« beklagt. So geht Antizionismus.

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert