JFBB

Großes Kino mit Facettenreichtum

In der Filmstadt Berlin wird stets großes Kino geboten, in jeder Hinsicht. Die Stadt taucht in zahlreichen Filmen und Serien auf, viele Werke werden am laufenden Band produziert und jedes Jahr bei mehreren Festivals vorgestellt. Eines davon ist das Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg (JFBB), dessen 29. Ausgabe im Juni stattfindet.

Nun wurden erste Details des Programms bekannt gegeben. Insgesamt werden 64 Filme zu sehen sein. Nach Angaben der Organisatoren decken sie »die gesamte filmische Vielfalt jüdischer Erfahrungen auf der großen Leinwand« ab. Je näher die in das Festival integrierten Wettbewerbe um die besten Spiel- und Dokumentarfilme rücken, desto höher und schneller steigt der Begeisterungs-Level innerhalb der jüdischen Filmwelt.

Kontemplative Reflexion Das Programm zeigt »nicht nur den Facettenreichtum jüdischer Erfahrung, sondern auch die Vielfalt, wie diese Geschichten erzählt werden«, sagt Programmdirektor Bernd Buder. »Inszeniert mit leichter Hand und tiefer Betroffenheit, messerscharfer Analyse und kontemplativer Reflexion, Hochspannung und Lakonie, bieten die 53 Lang- und 11 Kurzfilme umfassende Einsichten in Geschichte und Gegenwart der condition humaine – überraschend, verstörend, nachdenklich, unterhaltend und auch befreiend.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die 64 Werke wurden mit viel Knowhow und Liebe zum Detail konzeptualisiert, gedreht und geschnitten. Mit ebensolcher Sorgfalt gingen Bernd Buder und sein Team an die Zusammenstellung des Festivalprogramms heran. »Die Programmierung ist wie ein gut durchdachtes Puzzle«, heißt es auf der Facebook-Seite des JFBB. Daran besteht nicht der geringste Zweifel. Das Motto der diesjährigen Ausgabe: »Jewcy Movies«, wobei das erste Wort die Paarung von »Jewish« mit der Vokabel »juicy« darzustellen scheint, also jüdisch und saftig.

Bei den Dokumentarfilmen ist Queen of the Deuce ein in der Tat saftiges Beispiel. In dem Streifen von Valerie Kontakos geht es um den scheinbar gelebten amerikanischen Traum von Chelly Wilson, einer sephardischen Jüdin mit starker Persönlichkeit, die in den 1970er-Jahren über ein Imperium von Pornokinos in New York City herrschte. Der Trailer für dieses Werk ist ansprechend und funky.

Jüdisches Erbe Die israelische Produktion Knock on the Door ist laut JFBB eine »nachdenklich-emotionale Reflexion über Offiziere der israelischen Streitkräfte, die den Familien getöteter Soldaten die Todesnachrichten überbringen müssen«. Auch das israelisch-marokkanische Werk Remembering Marrakech gehört zur Doku-Sparte des Festivals. Darin erkunden israelische und marokkanische Studierende gemeinsam das vielfältige jüdische Erbe in Marrakesch.

Unter den Spielfilmen, die im Rahmen des Jüdischen Filmfestivals Berlin & Brandenburg vorgestellt werden, befinden sich ebenfalls Produktionen, die herausstechen. Dazu gehört der französische Film Where Life Begins (im Original Tu choisiras la vie) über eine ultra-orthodoxe Frau, die sich in einen geschiedenen Bauern verliebt. Das Drama Shttl zeigt die Situation in einem von Juden bewohnten Dorf in der Sowjetunion, als 1941 die Wehrmacht einmarschiert.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

March ’68, eine während der Studentenproteste und der antisemitischen Kampagne im sozialistischen Polen spielende Liebesgeschichte, wird beim JFBB zu sehen sein, ebenso wie Find a Jew, ein deutsch-russisches Werk, das Verschwörungstheorien in der sowjetischen Gesellschaft und im postsozialistischen Russland behandelt. In 999: The Extraordinary Young Women of the First Official Jewish Transport to Auschwitz beleuchtet Heather Dune Macadam das Thema ihres gleichnamigen Buches, nämlich den Transport von slowakischen Jüdinnen ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

»Method Acting« In einer aus mehreren Filmen bestehenden Hommage wird Jack Garfein gedacht, dem in der Tschechoslowakei geborenen, amerikanischen Pionier des »Method Acting«, der im Jahr 2019 in der Ukraine starb. Auch eine ganze Filmreihe zum 75. Jahrestag der Staatsgründung Israels wurde angekündigt.

Das Festival bietet auch weniger ernste Facetten. Es will unter anderem zeigen, wie jüdische Erzählungen die Vielfalt des Horrorfilm-Genres bereichern. Das Comedy-Duo YidLife Crisis kuratiert eine Reihe mit kanadisch-jüdischen Filmen, die es persönlich präsentieren wird.

Am 23. Mai soll das komplette Festivalprogramm vorgestellt werden. Noch mehr Begeisterung ist damit vorprogrammiert – im wahrsten Sinne des Wortes.

Das 29. Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg findet vom 13. bis zum 18. Juni 2023 statt.

Glosse

Rest der Welt

Fettiges zu Chanukka? Mir wird gleich schlecht ...

von Joshua Schultheis  15.12.2024

Comic

Es lebe der Balagan!

Die israelische Illustratorin Einat Tsarfati legt ein aufgeräumtes Buch über Chaos vor

von Tobias Prüwer  14.12.2024

Düsseldorf

»Seine Prosa ist durchdrungen vom tiefen Verständnis und empathischer Nähe«

Der Schriftsteller David Grossman wurde am Samstag mit dem Heine-Preis ausgezeichnet

 14.12.2024

Alexander Estis

»Ich bin Pessimist – aber das wird bestimmt bald besser«

Der Schriftsteller über die Folgen der Kriege in der Ukraine und Nahost, Resilienz und Schreiben als Protest

von Ayala Goldmann  12.12.2024

Kino

Film-Drama um Freud und den Lieben Gott

»Freud - Jenseits des Glaubens« ist ein kammerspielartiges Dialogdrama über eine Begegnung zwischen Sigmund Freud und dem Schriftsteller C.S. Lewis kurz vor dem Tod des berühmten Psychoanalytikers

von Christian Horn  12.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Dezember bis zum 18. Dezember

 12.12.2024

London

Hart, härter, Aaron Taylor-Johnson

Ein Marvel-Schurke zu sein, ist körperlich extrem anstrengend. Dies räumt der jüdische Darsteller nach dem »Kraven The Hunter«-Dreh ein

 11.12.2024

PEN Berlin

»Gebot der geistigen und moralischen Hygiene«

Aus Protest gegen Nahost-Resolution: Susan Neiman, Per Leo, Deborah Feldman und andere verlassen den Schriftstellerverein

 11.12.2024

Medien

»Stern«-Reporter Heidemann und die Hitler-Tagebücher

Es war einer der größten Medienskandale: 1983 präsentierte der »Stern« vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler. Kurz darauf stellten die Bände sich als Fälschung heraus. Ihr »Entdecker« ist nun gestorben

von Ann-Kristin Wenzel  10.12.2024