Kolumne

Essen in Zeiten des Krieges

Foto: Shay

Kolumne

Essen in Zeiten des Krieges

Kekse, Kuchen und der Geschmack von Zuhause

von Katrin Richter  26.10.2023 09:52 Uhr

Uri Buri tut es, Ariel Rosenthal tut es, und viele, viele andere bekannte Köche in Israel tun es derzeit auch: Sie bereiten Essen für Soldatinnen und Soldaten zu. Von Falafel über Hummus bis hin zu Sandwiches. Von Dumplings über Pizza bis hin zu Salaten. Auch Eyal Shani, der als der Mann gilt, der Blumenkohl aus dem Ofen wieder res­taurantfähig machte, hat in den sozialen Medien kleine Videos aus seinem Lokal gepostet.

Man sieht, wie die vielen Angestellten und Freiwilligen Tomaten schneiden, gebratene Hühnerschenkel in runde Take-away-Schachteln legen und alles so verpacken, dass es auch frisch bei den vielen jungen Einberufenen ankommt. Tüten, mit kleinen Herzen versehen, werden befüllt, in Autos verladen und auf den Weg gebracht.

Uri Buri hat für alle Sicherheitskräfte im Norden einen Airstream mit Getränke-Angebot zur Verfügung gestellt: Kaffee, Eis und Limo gibt es. Uri Scheft, der Meisterbäcker, schickte mit Unterstützung der Armee am vergangenen Schabbat 1500 Challot zu den Familien, deren Angehörige entführt wurden, und zu denen, die gerade um Freunde und Verwandte trauern.

Pitataschen und Knafeh

Essen sei seine »Waffe«, schrieb der Hakosem-Chef aus Tel Aviv, der aufgrund seines Alters nicht mehr zum Armeedienst muss, auf seinem Ins­tagram-Account. Also schickte er seine beliebten gefüllten Pitataschen und Knafeh zu den Soldaten und erhielt ein Dankesfoto zurück.

Aber auch viele Privathaushalte backen und kochen für die Armee, packen alles gut ein und schicken es dorthin, wo es gerade gebraucht wird. Auch an den Ort, an dem mein Freund Shay gerade mit seinen Kameradinnen und Kameraden ist. Gefühlt im 20-Minuten-Takt, so beschreibt er es, bekämen sie Essen zugesandt: Gekauftes, Gekochtes, in Tüten, in Assietten, mit Bildern, mit Zetteln, mit vielen Herzen.

Shay ist eigentlich Musiker. Er lebt in Tel Aviv und spielt Hammondorgel in einer Surfrock-Band. Er hat die wahrscheinlich umfangreichste Schallplattensammlung in ganz Nord-Tel Aviv, darunter auch einige peinliche Sachen – als wir uns vor Jahren kennenlernten, zeigte er mir stolz eine Udo-Jürgens-Platte. Aber zurück zum Thema.

Kuchen, Chips, Cookies, Snacks

Shay ist so überwältigt ob der schier endlosen Kuchen, Chips, Cookies, Snacks, süßen Teilchen, dass er angefangen hat, sie online zu bewerten: Aussehen, Geschmack, Konsistenz. Der Pistazienkuchen der einen Familie ist ziemlich süß, aber – gesamtgeschmacklich betrachtet – hervorragend. Die Brownies sind etwas trocken.

Und hier, erklärt er in einem anderen Post, gibt es diese kleinen Ringe mit Ketchup-Geschmack, ja, interessant. Optisch ein wenig befremdlich wirkte die Pizza im Karton, an dem sich der Käse schon etwas zu fest lang zog. Geschmacklich lag die Bewertung im unteren Bereich. Die Gelee-Ringe aus fast 99 Prozent Zucker landeten hingegen auf Platz eins.

Ein Höhepunkt waren übrigens die Kekse einer gewissen Rachel. »Das war aber nicht Rachel Edri«, schrieb Shay. Gestern kamen Cookies von einer Großmutter: Sie schmeckten nach Zuhause, das gerade so weit entfernt ist.

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