Justiz

Ermittlungen gegen Kollegah und Farid Bang eingestellt

Die umstrittenen Rapper Farid Bang (l.) und Kollegah beim Musikpreis Echo 2018 Foto: dpa

»Mache mal wieder nen Holocaust«, »Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen«, »Mache Asche wie’n KZ-Ofen«: Es waren Zeilen, die zynischer und geschmackloser nicht sein könnten. Mehrere Strafanzeigen gegen die beiden Rapper Kollegah und Farid Bang waren im April unter anderem wegen diesen Textstellen bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft eingegangen. Daraufhin prüfte die Behörde in den vergangenen Wochen die Texte der Battle-Rapper auf ihre strafrechtliche Relevanz.

Nun hat die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass die umstrittenen Textstellen nicht strafbar sind. Die Ermittlungen gegen Kollegah und Farid Bang wurden eingestellt. Laut Staatsanwaltschaft haben die Ermittler die Texte auf die Straftatbestände Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener überprüft, jedoch keine Anhaltspunkte für justiziable Äußerungen gefunden. Gegen die Entscheidung kann noch Beschwerde eingelegt werden.

BELEIDIGUNG In der Begründung der Staatsanwaltschaft heißt es, dass die Äußerungen der Rapper durch die in der Verfassung verankerte Kunstfreiheit gedeckt seien. Die betreffenden Textstellen seien zwar »voller vulgärer, menschen- und frauenverachtender Gewalt- und Sexfantasien«. Strafbar seien die für das Genre Gangsta-Rap üblichen Äußerungen indes nicht.

Mit Blick auf die am meisten kritisierte Textstelle »Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen« auf dem Album Jung, brutal, gutaussehend 3 teilte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mit: »Diese ist weder eine Billigung noch eine Verharmlosung der NS-Herrschaft und ihres Völkermordes.« Der Vergleich von Insassen eines Konzentrationslagers mit dem eigenen Körper sei zwar geschmacklos, aber keine Leugnung der Schoa. Die Liedzeile »Mache mal wieder nen Holocaust« erfülle des Weiteren nicht den Tatbestand der Aufforderung zur Gewalt und sei auch keine Verharmlosung des Völkermords an den Juden während der NS-Zeit, so die Staatsanwaltschaft weiter.

Die folgenden Zeilen aus dem im Jahr 2009 erschienenen Album Jung, brutal, gutaussehend sei ebenfalls nicht zu beanstanden: »Ich komm in dein Wohlstandsviertel mit dem Wagen voll Rauschgift / Und ein Monat nachdem die letzte Ladung verkauft ist / Gleicht die Gegend zunehmend afrikanischen Townships / Oder Lagern in Auschwitz.«

Index Farid Bang und Kollegah waren im April trotz Antisemitismus-Vorwürfen und massiver Kritik im Vorfeld mit dem Musikpreis Echo ausgezeichnet worden. Sie erhielten die Ehrung für ihr Album Jung, brutal, gutaussehend 3. Schon zuvor war Kollegah wiederholt mit antisemitischen Texten auffällig geworden.

In dem Video zu seinem Lied »Apokalypse« sehnt Kollegah, der mit 15 zum Islam konvertierte, eine postapokalyptische Welt ohne Judentum herbei und rappte Zeilen wie »Mache Asche wie’n KZ-Ofen«. Schon mehrfach standen Alben des Rappers, der mit bürgerlichem Namen Felix Blume heißt, auf dem Index.

Die Auszeichnung von Kollegah und Farid Bang hatte bundesweit eine Welle der Empörung ausgelöst. Unter massivem öffentlichen Druck entschied der Bundesverband Musikindustrie, den Echo in der bisherigen Form abzuschaffen. Das Musiklabel der beiden Rapper, BMG, hatte sich während des Eklats zunächst hinter Kollegah und Farid Band gestellt, dann aber die Zusammenarbeit beendet. ja

Antisemitismus

Kanye Wests Hitler-Song »WW3« ist Hit auf Spotify

Der Text ist voller Hitler-Verehrung, gleichzeitig behauptet der Musiker, er könne kein Antisemit sein, weil er schwarz sei

 12.05.2025

Berlin

Ruth Ur wird neue Direktorin der Stiftung Exilmuseum in Berlin

In Berlin soll ein Museum über die Menschen entstehen, die vor den Nazis ins Exil flohen. Die Stiftung, die das Vorhaben vorantreibt, bekommt nun eine neue Direktorin

von Alexander Riedel  12.05.2025

Kulturpolitik

Kulturrat berät künftig zu Antisemitismus

Ziel sei es, Handlungssicherheit innerhalb des Kulturbereichs zu gewinnen

 12.05.2025

Tschechien

Holocaust-Museum in ehemaliger Schindler-Fabrik eröffnet

Der Unternehmer Oskar Schindler rettete viele Juden vor den Nazis. Seine Rüstungsfabrik verlegte er 1944 von Krakau nach Brnenec im heutigen Tschechien. Nun ist dort ein Museum eröffnet worden

 12.05.2025

Basel

Drohgebärde bei ESC-Eröffnung – Kan erstattet Anzeige

Der Sender Kan veröffentlichte ein Video, auf dem ein Mann mit palästinensischer Flagge zu sehen ist, der sich mit seiner Hand waagerecht über den Hals fährt

 11.05.2025

Berlin

»Es gibt Momente, die sind größer als der Preis«

Die Verleihung des Deutschen Filmpreises war geprägt von politischen Statements – und von der Nachricht vom Tod Margot Friedländers. Und ganz nebenbei war »September 5« der große Gewinner des Abends

von Sabrina Szameitat  11.05.2025

Ruth Achlama

»Alles ist schön und gut? Das wäre gelogen«

Die Übersetzerin über Beziehungsratschläge für Deutsche und Israelis, israelische Autoren auf dem deutschen Buchmarkt und Erzählungen von Chaim Nachman Bialik

von Ayala Goldmann  11.05.2025

Meinung

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet der Sieger des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Reaktionen

»Ihr Vermächtnis ist Mahnung und Verpflichtung«

Der Tod der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer ist in Politik und Gesellschaft mit großer Trauer aufgenommen worden

 11.05.2025