Sehen!

Emil Orlik

Emil Orlik: Selbstporträt Foto: wsfoto.de

Er starb am 28. September 1932, 62 Jahre alt. Wie viele Jahre ihm noch geblieben wären, hätte sein Herz nicht versagt, bedarf keiner großen Spekulation. Sein älterer Bruder Hugo, der die in Prag gerühmte Schneiderei seines Vaters übernommen hatte, endete mit seiner Frau ein Jahrzehnt später in Theresienstadt.

Emil Orlik, gleichsam im Schatten der Altneuschul aufgewachsen, hat in seinen frühen Jahren wiederholt Szenen aus dem jüdischen Alltag – in Prag wie in Galizien, wohin er als Einjährig-Freiwilliger der k.u.k. Armee einberufen worden war – gezeichnet und in Holz geschnitten, obwohl, wie er einmal seinem Freund Gerhart Hauptmann schrieb, »mein Judenthum sehr problematisch ist«.

Orlik war ein Praktiker der Kunst, ein genauer Beobachter und ein ewig Neugieriger – sowohl, was das Kennenlernen der Welt betraf, wie das Erkunden neuer grafischer Techniken. Als er, stets ein Vielreisender in Europa, im März 1900 zum ersten Mal für ein Jahr nach Japan fuhr, war das die Technik des Farbholzschnittes, die ihn faszinierte und seinen Stil veränderte. 1911 ließ er sich von seiner Professur an der Berliner Lehranstalt des Kunstgewerbemuseums, wo er seit 1905 unterrichtete, für ein Jahr beurlauben, um erneut nach Japan aufzubrechen, mit Zwischenstationen in Ägypten, Ceylon, Korea und China.

1923 kehrt er begeistert aus Amerika zurück, weil ihn die Neue Welt, die er zuvor mit großer Skepsis betrachtet hatte, mit ihrer Dynamik gefangen nahm. Und da er stets mit Skizzenblock unterwegs war und auch in der Fremde Gelegenheit fand, Lithos und Radierungen anzufertigen, gibt es eine reiche Bildausbeute seiner Reisen, von der das Käthe-Kollwitz-Museum in Köln jetzt bis zum 27. April in der Ausstellung »Emil Orlik – Zwischen Japan und Amerika« eine sehenswerte Auswahl bündelt.

www.kollwitz.de

Kino

Düstere Dinosaurier, frisches Starfutter

Neuer »Jurassic World«-Film mit Scarlett Johansson läuft in Deutschland an

von Ronny Thorau  01.07.2025

Berlin

Ausstellung »Die Nazis waren ja nicht einfach weg« startet

Die Aufarbeitung der NS-Zeit hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Wendungen genommen. Eine neue Ausstellung in Berlin schaut mit dem Blick junger Menschen darauf zurück

von Lukas Philippi  01.07.2025

München

Fritz-Neuland-Gedächtnispreis gegen Antisemitismus erstmals verliehen

Als Anwalt stand Fritz Neuland in der NS-Zeit anderen Juden bei. In München wird ein nach ihm benannter Preis erstmals verliehen: an Polizisten und Juristen, die sich gegen Antisemitismus einsetzen

von Barbara Just  30.06.2025

Forschung

Digitales Archiv zu jüdischen Autoren in der NS-Zeit

Das Portal umfasst den Angaben zufolge derzeit rund eine Million gespeicherte Informationen

 30.06.2025

Medien

»Ostküsten-Geldadel«: Kontroverse um Holger Friedrich

Der Verleger der »Berliner Zeitung« irritiert mit seiner Wortwahl in Bezug auf den jüdischen Weltbühne-Gründer-Enkel Nicholas Jacobsohn. Kritiker sehen darin einen antisemitischen Code

von Ralf Balke  30.06.2025

Berlin

Mehr Bundesmittel für Jüdisches Museum

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer betonte, sichtbares jüdisches Leben gehöre zur Mitte der Gesellschaft

 30.06.2025

Großbritannien

Nach Anti-Israel-Eklat bei Glastonbury: BBC gibt Fehler zu

Ein Musiker wünscht während einer BBC-Übertragung dem israelischen Militär von der Festival-Bühne aus den Tod. Die Sendung läuft weiter. Erst auf wachsenden Druck hin entschuldigt sich die BBC

 30.06.2025

Glastonbury-Festival

Anti-Israel-Parolen: Britischer Premier fordert Erklärung

Ein Musiker beim Glastonbury-Festival in England fordert die Menge dazu auf, Israels Militär den Tod zu wünschen. Der Vorfall zieht weite Kreise

 30.06.2025

Essay

Die nützlichen Idioten der Hamas

Maxim Biller und der Eklat um seinen gelöschten Text bei der »ZEIT«: Ein Gast-Kommentar von »WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt

von Ulf Poschardt  29.06.2025