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Else Meidner

Das Jüdische Museum Frankfurt präsentiert in der Schau »Melancholia« Werke der gebürtigen Berlinerin

von Eugen El  03.09.2024 17:25 Uhr

Selbstporträt von Else Meidner

Das Jüdische Museum Frankfurt präsentiert in der Schau »Melancholia« Werke der gebürtigen Berlinerin

von Eugen El  03.09.2024 17:25 Uhr

»Es gibt Pflanzen, die gedeihen, wenn man sie verpflanzt. Aber ich konnte nie neue Wurzeln schlagen. Meine Wurzeln sind in Berlin geblieben.« Diese Zeilen schrieb die Künstlerin Else Meidner (1901–1987) im Londoner Exil. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges floh sie aus Nazi-Deutschland nach Großbritannien. Während ihr Mann, der Maler und Grafiker Ludwig Meidner, 1953 in die Bundesrepublik zurückkehrte, blieb sie, von einem mehrmonatigen Deutschlandbesuch abgesehen, bis zu ihrem Tod in London.

Wie die eingangs zitierten Zeilen belegen, fühlte sich Else Meidner in Großbritannien trotz Einbürgerung nicht heimisch. Dort gelang es ihr auch nicht, an ihre früheren künstlerischen Erfolge anknüpfen. Die Mühsal und die Widersprüche des Lebens im Exil schlugen sich unmittelbar in ihrer Kunst nieder, wie die aktuelle Schau Melancholia im Jüdischen Museum Frankfurt vor Augen führt.

»Meidner war in erster Linie Porträtistin«

»Meidner war in erster Linie Porträtistin«, sagt Ausstellungskurator Erik Riedel. Für die Kabinettpräsentation, die bis zum 2. März 2025 zweimal mit neuen Werken bestückt wird, hat er 57 großformatige Porträtzeichnungen der gebürtigen Berlinerin zusammengestellt. Ihr rund 1300 Werke umfassender künstlerischer Nachlass ist Teil des vom Jüdischen Museum seit 1994 betreuten Ludwig Meidner-Archivs.

Den gezeigten Porträts und Selbstporträts aus mehreren Dekaden ist der melancholische Gestus gemeinsam: Die porträtierten Personen sind mit in der Hand aufgestütztem Kopf dargestellt. Doch während die Zeichnungen in den 1920er- und 30er-Jahren noch lebensfroh, beschwingt oder zeittypisch »sachlich« wirken, vermitteln die seit den 50er-Jahren geschaffenen Bilder ein Gefühl von Müdigkeit, Trauer und Schmerz.

In ihren Aufzeichnungen formulierte Else Meidner ihr Mitgefühl für die unzähligen in der Schoa verlorenen Leben jüdischer Männer, Frauen und Kinder. Sie trauerte auch um ihre Schwester und ihren Vater. Diese Last und die Entbehrungen des Exils scheinen sich im dunklen, kräftigen Strich ihrer späten Blätter niederzuschlagen, die mitunter an Zeichnungen von Philip Guston denken lassen. Ihre letzten Werke schuf Else Meidner Mitte der 60er-Jahre. In Frankfurt besteht jetzt die Gelegenheit, das Œuvre einer zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Künstlerin wiederzuentdecken.

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