Pop

Elektronische Poesie

Sasha Spielberg aka Buzzy Lee Foto: Getty Images

Pop

Elektronische Poesie

Eine jüdische Lana Del Rey mit einzigartiger, eigener Stimme: das Debütalbum von Buzzy Lee

von Katharina Höftmann Ciobotaru  11.02.2021 08:45 Uhr

Wenn Buzzy Lee wollte, dass die Welt darüber spricht, wer ihr Vater ist, hätte sie ihr Debütalbum sicherlich nicht unter dem Namen Buzzy Lee veröffentlicht.

Und es gibt auch keinen Grund, über ihren Vater zu sprechen, denn Buzzy Lee ist Buzzy Lee. Ihre zarte, mal verletzliche, mal entschlossene Stimme, ihre Melodien, die hüpfen, tänzeln und berühren, und immer wieder dieser elektronische Sound, ein sanfter Beat, der aus all dem etwas höchst Modernes, gar nicht Kitschiges macht, sprechen für sich.

»Schlussmach-Album« Ein »Schlussmach-Album« soll Spoiled Love sein, das vertonte Ende einer Beziehung, aber man kann Lieder wie »High On You« oder »Strange Town« auch hören, wenn man verliebt ist. Und auch dann, wenn man gar nicht an die Liebe denken will, sondern an das Leben, das man lebt, und an das, das man leben will.

Buzzy Lee hat sich mit ihrer Musik auf jeden Fall ein Leben erschaffen, wie sie es immer schon wollte. Als Kind liebte sie Filmmusik, mit fünf Jahren begann sie, Klavier zu spielen, mit acht, Lieder zu schrei­ben, mit zwölf Jahren lernte sie Gitarre und begann, Songs zu komponieren. Sie erzählt gern, dass sie, seit sie sich erinnern kann, besessen davon war, Songs zu schreiben. Schweres Lampenfieber hielt sie lange davon ab, alleine auf der Bühne zu stehen. Bevor ihr Debütalbum als Solokünstlerin nun herauskam – inzwischen ist Buzzy Lee 30 Jahre alt –, sang sie gemeinsam mit ihrem Bruder Theo in einer Band.

Man hört dem Album an, dass Buzzy Lee sich damit Zeit gelassen hat.

Als sie immer mehr Songs schrieb, die ihr Bruder für ihr gemeinsames Projekt nicht haben wollte, begann sie, mit dem amerikanischen DJ und Produzenten Nicolas Jaar zusammenzuarbeiten, der neben chilenischen auch palästinensische Wurzeln hat und gerne mal als »Renaissance Man« der elektronischen Musik bezeichnet wird. Mit Jaar hatte Buzzy Lee gemeinsam an der Brown-Universität Literatur und kreatives Schreiben studiert.

hintergrund Diesen Hintergrund hört man nun auch auf ihrem Album, wenn sie in dem Song »Strange Town« Zeilen singt wie: »Signs pointing north / His hand fixed in the wind / And it blows him off course / And I look right at him smile and say oh well / I would be surprised / If he left«.

Ja, die interessanten poetischen Texte wären noch mal einen ganz eigenen Artikel wert, funktionieren sie doch auch alleine und nicht nur mit den zauberhaften Melodien, die Buzzy Lee erst mit Nicolas Jaar richtig zusammenbekommen hat. Alle vorherigen Versuche, das Album zu produzieren, waren nämlich an ihrem hohen Anspruch gescheitert. Mit Spoiled Love hingegen ist sie jetzt richtig zufrieden, auch wenn die Veröffentlichung zuerst wegen der Pandemie und dann, weil ihre geliebte Großmutter starb, immer wieder verschoben werden musste.

Man hört dem Album an, dass Buzzy Lee sich damit Zeit gelassen hat. Die beiden Instrumentalstücke »Brie« und »Mendenoma« sind so eigen und besonders, wie Kunst nur dann werden kann, wenn man sich die Zeit und die Freiheit nimmt, nicht das zu machen, was von einem erwartet wird. Deshalb sind Vergleiche, wie sie nun angestellt werden, um Buzzy Lees Musik irgendwie in eine Schublade zu bekommen, auch unnötig.

Angesprochen auf ihre angebliche Ähnlichkeit mit Lana Del Rey lacht Buzzy Lee nur: »Eine jüdische Lana mit dunklen Haaren dann wohl am ehesten.« Nein, Buzzy Lee ist Buzzy Lee, und ihr Album Spoiled Love ist eine einzigartige Angelegenheit, die man unbedingt mal gehört haben sollte.
Ach so, im wahren Leben heißt Buzzy Lee übrigens Sasha Rebecca Spielberg.

Biografie

Schauspieler Berkel: In der Synagoge sind mir die Tränen geflossen 

Er ging in die Kirche und war Messdiener - erst spät kam sein Interesse für das Judentum, berichtet Schauspieler Christian Berkel

von Leticia Witte  11.07.2025

TV-Tipp

Der Mythos Jeff Bridges: Arte feiert den »Dude«

Der Weg zum Erfolg war für Jeff Bridges steinig - auch weil der Schauspieler sich gegen die Erfordernisse des Business sträubte, wie eine Arte-Doku zeigt. Bis er eine entscheidende Rolle bekam, die alles veränderte

von Manfred Riepe  11.07.2025

Thüringen

Yiddish Summer startet mit Open-Air-Konzert

Vergangenes Jahr nahmen rund 12.000 Menschen an den mehr als 100 Veranstaltungen teil

 11.07.2025

Musik

Nach Eklat: Hamburg, Stuttgart und Köln sagen Bob-Vylan-Auftritte ab

Nach dem Eklat bei einem britischen Festival mit israelfeindlichen und antisemitischen Aussagen sind mehrere geplante Auftritte des Punk-Duos Bob Vylan in Deutschland abgesagt worden

 10.07.2025

Agententhriller

Wie drei Juden James Bond formten

Ohne Harry Saltzman, Richard Maibaum und Lewis Gilbert wäre Agent 007 möglicherweise nie ins Kino gekommen

von Imanuel Marcus  11.07.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Bilder, die bleiben

Rudi Weissensteins Foto-Archiv: Was die Druckwelle in Tel Aviv nicht zerstören konnte

von Laura Cazés  10.07.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  10.07.2025

Ethik

Der Weg zum Glück

Nichts ist so flüchtig wie der Zustand großer Zufriedenheit. Doch es gibt Möglichkeiten, ihn trotzdem immer wieder zu erreichen – und Verhaltensweisen, die das Glück geradezu unmöglich machen

von Shimon Lang  10.07.2025

Essay

Das Jewish-Hollywood-Paradox

Viele Stars mit jüdischen Wurzeln fühlen sich unter Druck: Sie distanzieren sich nicht nur von Israel und seiner Regierung, sondern auch von ihrem Judentum. Wie konnte es so weit kommen?

von Jana Talke  10.07.2025