Tel Aviv

Ein echter Hingucker

Der Gordon Pool in Tel Aviv Foto: Andrea Kiewel

Oh, er sieht wirklich gut aus. Nicht nur aus der Ferne betrachtet, zum Beispiel vom Dach des Carlton-Hotels, nein, auch aus der Nähe ist er ein echter Hingucker.

Ich schwärme nicht von einem Mann, ich bejubele mein Lieblingsschwimmbad, den Gordon Pool in Tel Aviv. Als wir uns – der Pool und ich – noch nicht so gut kannten, verstand ich sein allabendliches Ausleeren falsch. Ein Swimmingpool ohne Wasser bedeutet in meiner Welt nichts Gutes. Es kommt beispielsweise dem Abtauchen des Mannes gleich, mit dem man sich am Abend zuvor wirklich gut unterhielt und der sich dennoch nie wieder meldet. Ein Swimmingpool ohne Wasser bedeutet entweder, dass ein technischer Defekt vorliegt, oder das Ende der Badesaison.

ferienkinder Ein leerer Gordon Pool hingegen ist das komplette Gegenteil. Das Aus- und Einlassen des Salzwassers am Abend bedeutet das Sich-Bereitmachen für den nächsten Tag. Für all die Schwimmerinnen und Schwimmer, die auf den nach Geschwindigkeit unterteilten Bahnen ihre Meter herunterkraulen werden. Ohne von den Rettungsschwimmern aus den Augen gelassen zu werden, die parallel versuchen, die vom Beckenrand springenden Ferienkinder zur Ordnung zu rufen und die nicht Badekappenträger aus dem Wasser zu scheuchen.

Im Gordon Pool herrscht Ordnung, erklärt mir Ben, der gerade seinen Armeedienst beendet hat und nun als Rettungsschwimmer sein Geld verdient, bevor er sich – wie die meisten Israelis nach der Armee – für ein paar Monate ins pralle Leben irgendwo auf der Welt stürzen will. In der Armee war Ben ein Fighter, weshalb ich nicht widerspreche, als er mich von der Bahn für Flossenschwimmer verweist, obwohl diese komplett leer ist.

»Du bist Schwimmerin?«, fragte mich Ben, als täte es ihm ein bisschen leid, so kleinkariert gewesen zu sein.

Leg dich nicht mit den Rettungsschwimmern in Tel Aviv an! Weder am Strand noch im Gordon Pool. Egal, in welcher Sprache sie die Badenden anbrüllen, sie haben immer recht. Weil sie’s können.

einsatz »Du bist Schwimmerin?«, fragt mich Ben, als täte es ihm ein bisschen leid, so kleinkariert gewesen zu sein. Wir kommen ein wenig ins Gespräch, ich erzähle ihm von der DDR-Schwimm-Nationalmannschaft, er mir von den sogenannten »Dog Tags«, jenen kleinen Metallplättchen, die die Soldaten wie einen Anhänger an einer Kette um den Hals tragen. »Und wenn es in einen Einsatz geht, steckst du dir Teile davon in deine Schuhe, damit die Sanitäter wissen, welches abgetrennte Bein zu wem gehört.«

Leg dich nicht mit den Rettungsschwimmern an! Sie sorgen dafür, dass ich mich im Gordon Pool sicher fühle. Und weil mich Bens Geschichte sehr beeindruckt, schwimme ich zehn Bahnen extra, in der Hoffnung, er würde hin und wieder ein Auge für mich haben. Aber eine Gruppe Kindergartenkinder ist gekommen, denen sich der ehemalige Soldat und jetzige Rettungsschwimmer zuwendet. Ich gönne es den Kleinsten.

Kino

Düstere Dinosaurier, frisches Starfutter

Neuer »Jurassic World«-Film mit Scarlett Johansson läuft in Deutschland an

von Ronny Thorau  01.07.2025

Berlin

Ausstellung »Die Nazis waren ja nicht einfach weg« startet

Die Aufarbeitung der NS-Zeit hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Wendungen genommen. Eine neue Ausstellung in Berlin schaut mit dem Blick junger Menschen darauf zurück

von Lukas Philippi  01.07.2025

München

Fritz-Neuland-Gedächtnispreis gegen Antisemitismus erstmals verliehen

Als Anwalt stand Fritz Neuland in der NS-Zeit anderen Juden bei. In München wird ein nach ihm benannter Preis erstmals verliehen: an Polizisten und Juristen, die sich gegen Antisemitismus einsetzen

von Barbara Just  30.06.2025

Forschung

Digitales Archiv zu jüdischen Autoren in der NS-Zeit

Das Portal umfasst den Angaben zufolge derzeit rund eine Million gespeicherte Informationen

 30.06.2025

Medien

»Ostküsten-Geldadel«: Kontroverse um Holger Friedrich

Der Verleger der »Berliner Zeitung« irritiert mit seiner Wortwahl in Bezug auf den jüdischen Weltbühne-Gründer-Enkel Nicholas Jacobsohn. Kritiker sehen darin einen antisemitischen Code

von Ralf Balke  30.06.2025

Berlin

Mehr Bundesmittel für Jüdisches Museum

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer betonte, sichtbares jüdisches Leben gehöre zur Mitte der Gesellschaft

 30.06.2025

Großbritannien

Nach Anti-Israel-Eklat bei Glastonbury: BBC gibt Fehler zu

Ein Musiker wünscht während einer BBC-Übertragung dem israelischen Militär von der Festival-Bühne aus den Tod. Die Sendung läuft weiter. Erst auf wachsenden Druck hin entschuldigt sich die BBC

 30.06.2025

Glastonbury-Festival

Anti-Israel-Parolen: Britischer Premier fordert Erklärung

Ein Musiker beim Glastonbury-Festival in England fordert die Menge dazu auf, Israels Militär den Tod zu wünschen. Der Vorfall zieht weite Kreise

 30.06.2025

Essay

Die nützlichen Idioten der Hamas

Maxim Biller und der Eklat um seinen gelöschten Text bei der »ZEIT«: Ein Gast-Kommentar von »WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt

von Ulf Poschardt  29.06.2025