Cannes

Ehrenpalme für Michael Douglas

Michael Douglas bei der Preisvergabe in Cannes Foto: picture alliance / abaca

Mit der Vergabe der Goldenen Ehrenpalme an den US-Schauspieler Michael Douglas sind die 76. Filmfestspiele von Cannes eröffnet worden. »Das bedeutet mir so viel«, sagte der 78-Jährige am Dienstagabend auf der Bühne. »Denn es gibt Hunderte Festivals auf der Welt … aber nur ein Cannes.« Er sei sogar älter als das Festival, sagte er und blickte in seiner Ansprache auf seine Karriere und wichtige Weggefährten zurück.

Für eine kurze Rede über Douglas kam Schauspielerin Uma Thurman auf die Bühne. Sie lobte ihn als »einzigartig – sowohl als Produzent als auch als ikonischer Filmstar«.

Jüdische Vorfahren Geboren wurde Michael Douglas 1944 in New Brunswick im Staat New York als Sohn zweier Schauspieler. Mutter Diana stammte von den Bermudas, Vater Kirk hatte weißrussische jüdische Vorfahren. Die Eltern trennten sich früh. Michael wuchs bei der Mutter auf, besuchte seinen Vater aber oft bei Dreharbeiten. Schon als Teenager wollte er Schauspieler werden. Er machte eine Ausbildung in New York und hatte auf der Bühne Erfolg.

https://twitter.com/MichaelWarbur17/status/1658091346882703360

Richtig bekannt wurde Michael Douglas durch die – auch in Deutschland populäre – Fernsehserie Die Straßen von San Francisco (1972–1977). Für seine Rolle als Polizeiinspektor wurde der Schauspieler mit drei Emmys ausgezeichnet. Später folgten zahlreiche große Kinofilme, darunter The China Syndrome, Wall Street, Falling Down, Traffic und Liberace.

«Wenn man mit Kirk Douglas aufwächst, dann hat man ständig um Legenden wie Tony Curtis, Frank Sinatra und Gregory Peck zu tun», sagte Michael Douglas einmal. Diese Stars seien ganz normale Menschen mit Unsicherheiten gewesen. Das habe ihm geholfen, in Hollywood zu bestehen.

Hollywood-Dynastie Die Schauspielerfamilie Douglas ist eine echte Hollywood-Dynastie. Einmal standen sie sogar gemeinsam vor der Kamera: Fred Schepisi drehte 2003 Es bleibt in der Familie, mit Kirk und Diana Douglas, Michael und dessen Sohn aus erster Ehe, Cameron. Seit 2000 ist Michael Douglas mit seiner Kollegin Catherine Zeta-Jones verheiratet – ihr gemeinsamer Sohn Dylan ist ebenfalls Schauspieler.

Zu seiner Jüdischkeit hat Michael Douglas wie sein Vater Kirk erst spät gefunden. Mit 14 Jahren sah dieser in einem Schulbuch ein Bild, dessen Schrecken er bis heute heraufbeschwören kann: »Abraham mit einem langen Bart, einen Arm ausgestreckt, in der Hand ein großes Messer, im anderen Arm einen erschrockenen kleinen Jungen. Und dieser Junge sah mir entsetzlich ähnlich.«

Danach nahm er lange Zeit Abstand vom Judentum. Erst als ihn sein Sohn Michael eines Tages fragte, woher sein Großvater gekommen sei, begann er, sich mit seinen Vorfahren zu beschäftigen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Israel-Besuche Wie zuvor sein Vater Kirk hat Michael Douglas heute ein «jüdisches Herz»: Er spendet regelmäßig für jüdische Institutionen und engagierte sich beispielsweise für den großen Chabad-Telethon. Mit seiner Familie besucht Michael Douglas regelmäßig Israel. Von der Genesis-Stiftung erhielt er vor einigen Jahren für sein Engagement gegen Judenhass den mit einer Million Dollar dotierten Genesis-Preis.

Durch die Eröffnungszeremonie in Cannes führte am Dienstagabend die Schauspielerin Chiara Mastroianni. »Der Sinn dieses Festivals war und bleibt die Beschwörung unserer Freiheit«, sagte sie. »Die Freiheit, die Kraft und Zerbrechlichkeit unserer Existenz auszudrücken.« Neben Douglas begrüßte Mastroianni auch die diesjährige Jury auf der Bühne - diese wird von Regisseur Ruben Östlund angeführt.

Im Anschluss an die Gala wurde der Eröffnungsfilm »Jeanne du Barry« gezeigt. Das Werk der französischen Schauspielerin und Regisseurin Maïwenn erzählt von Marie-Jeanne Bécu (1743-1793), einer Mätresse des französischen Königs Ludwig XV. Johnny Depp verkörpert den König, Maïwenn selbst spielt Bécu. dpa/ja

Literatur

Leichtfüßiges von der Insel

Francesca Segals Tierärztin auf »Tuga«

von Frank Keil  21.10.2024

Berlin

Jüdisches Museum zeigt Oppenheimers »Weintraubs Syncopators«

Es ist ein Gemälde der Musiker der in der Weimarer Republik berühmten Jazzband gleichen Namens

 21.10.2024

Europa-Tournee

Lenny Kravitz gibt fünf Konzerte in Deutschland

Der Vorverkauf beginnt am Mittwoch, den 22. Oktober

 21.10.2024

Geistesgeschichte

Entwurzelte Denker

Steven Aschheim zeigt, wie deutsch-jüdische Intellektuelle den Herausforderungen des 20. Jahrhunderts begegneten

von Jakob Hessing  21.10.2024

Heideroman

Wie ein Märchen von Wölfen, Hexe und Großmutter

Markus Thielemann erzählt von den Sorgen und Ängsten eines jungen Schäfers in der norddeutschen Provinz

von Tobias Kühn  21.10.2024

Nachruf

Mentor und Mentsch

Hannah M. Lessing erinnert sich an den verstorbenen israelischen Holocaust-Forscher Yehuda Bauer

von Hannah M. Lessing  21.10.2024

Sam Sax

Apokalyptisch in New York

Der queere Coming-of-Age-Roman »Yr Dead« beschreibt eine Selbstverbrennung

von Katrin Diehl  20.10.2024

Tatort

Alte Kriegsverbrechen und neue Zivilcourage

Im neuen Murot-»Tatort« findet ein Kriminalfall im Zweiten Weltkrieg in die Gegenwart. Und Hauptdarsteller Ulrich Tukur treibt doppeltes Spiel

von Andrea Löbbecke  20.10.2024

Buchmesse

Friedenspreis des deutschen Buchhandels für Anne Applebaum

Als die Historikerin Anne Applebaum in Frankfurt mit dem Buchhandels-Friedenspreis geehrt wurde, richtete sie einen dramatischen Appell an die Welt

von Christiane Laudage, Christoph Arens, Volker Hasenauer  20.10.2024