Leipzig

»Die Zukunft ist Geschichte«

Streitbare Autorin: Masha Gessen Foto: dpa

Die russisch-amerikanische Schriftstellerin Masha Gessen gilt als eine der wichtigsten Stimmen zum Thema Homosexualität und Menschenrechte in Russland. Bekannt wurde sie mit Büchern über den russischen Präsidenten Wladimir Putin, die feministische Punkgruppe Pussy Riot sowie die Attentäter vom Boston Marathon.

Gessen lebt offen lesbisch und hat die gegen Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender gerichtete Politik Russlands mehrfach scharf kritisiert. Gessen erhält an diesem Mittwoch den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2019. Sie wird für ihr Buch Die Zukunft ist Geschichte. Wie Russland die Freiheit gewann und wieder verlor ausgezeichnet.

Gessen wanderte 1981 als Jugendliche mit ihren Eltern in einer der letzten jüdischen Emigrationswellen in die USA aus.

journalistin Geboren wurde die Autorin 1967 als Maria Alexandrowna Gessen in Moskau und wanderte 1981 als Jugendliche mit ihren Eltern in einer der letzten jüdischen Emigrationswellen in die USA aus. Ihre Mutter arbeitete als Literaturkritikerin, ihr Vater als Computeringenieur. Gessen pendelte zwischen San Francisco, Boston und New York und befasste sich als Journalistin zunehmend mit HIV und dem Kampf der Schwulengemeinde gegen die Infektionskrankheit. 1996 kehrte sie nach Moskau zurück, um dort als Journalistin zu arbeiten.

2004 wurde bei Gessen der Gendefekt BRCA1 festgestellt, der das Risiko auf Brust- und Eierstockkrebs deutlich erhöht. 2005 ließ sie sich daraufhin beide Brüste abnehmen. Ihren Entscheidungsprozess veröffentlichte sie als Tagebuch beim Online-Magazin »Slate«. Die Debatte um Erbgut griff sie 2008 auch in ihrem Buch Blood Matters: A Journey Along the Genetic Frontier auf.

Aus Angst vor politischer Verfolgung zog Gessen 2013 erneut in die USA. Sie ist in zweiter Ehe mit einer Frau verheiratet und hat drei Kinder.

adoptivsohn Aus Angst vor politischer Verfolgung zog Gessen 2013 erneut in die USA. Sie ist in zweiter Ehe mit einer Frau verheiratet und hat drei Kinder. Ihren Adoptivsohn lernte sie als Baby in einem Waisenhaus für HIV-Kinder im russischen St. Petersburg kennen, ihre erste Tochter bekam sie bald darauf nach jahrelangen Versuchen, sich künstlich befruchten zu lassen.

Zu Gessens bekanntesten Titeln zählt heute Der Mann ohne Gesicht über Präsident Putin. Ihn bezeichnete sie im Magazin »Vanity Fair« als »aufstrebenden Schurken«, mit dessen Vereidigung die »Rückwärts-Evolution Russlands« begonnen habe. Gessen hat zudem unter anderem für die »New York Times«, die »International Herald Tribune« und den »Guardian« geschrieben. Zu ihrer Arbeitsroutine sagte sie 2016: »Ich stehe mittags auf. Ich arbeite bis vier Uhr morgens.«  dpa

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert