Eröffnung

Die Museumsinsel ist komplett

In Anwesenheit von Timothy M. Simon (2.v.r.), Nachfahre von James Simon, wurde am Freitag die neue James‐Simon‐Galerie offiziell eröffnet. Foto: dpa

Die Kanzlerin hat vis-à-vis ein neues Café. Von ihrer Wohnung gegenüber der Museumsinsel sind es für Angela Merkel knapp zwei Minuten zu Fuß, wenn sie von den schlanken Kolonnaden der neuen James-Simon-Galerie aus einen bisher unbekannten Blick auf den neu gestalteten Bereich dieser historischen Ecke Berlins werfen will.

Die Eröffnung in der Nachbarschaft ließ sich Merkel am Freitag nicht entgehen: Nach zwei Jahrzehnten Planung mit neun Jahren Bauzeit und reichlich Problemen ist das zentrale Empfangsgebäude für das Weltkulturerbe Museumsinsel fertig. Von diesem Samstag an können die jährlich zuletzt knapp 2,5 Millionen Besucher der fünf berühmten Häuser hier alles zentral bekommen, was vom modernen Museumsbetrieb für unbeschwerten Kunstgenuss erwartet wird.

EINSICHTEN Die bereits mit anhaltendem Applaus empfangene Merkel nutzte den Festakt zugleich für eine fulminante Beschreibung dessen, was Kulturvermittlung in modernen Museen heute zu leisten hat: »Aus neuen Ansichten neue Einsichten gewinnen.« Die Museumsinsel sei ein Ort, an dem gegenseitige Abhängigkeiten der Welt bewusst werden könnten. Denn wo Kulturen, Ethnien, Staaten nicht voneinander lernen, sieht Merkel »Abgrenzung, Ausgrenzung, Abschottung« als »Nährboden für Missverständnisse, Vorurteile, Feindbilder«.

Ein Beispiel dafür findet sich schon im Namen der Galerie. Benannt ist das Gebäude nach dem jüdischen Kunstsammler James Simon (1851–1932), dessen umfassenden Schenkungen die Berliner Museen auch den Touristen-Magneten Nofretete verdanken. Die Familie des jüdischen Unternehmers musste aus Nazi-Deutschland fliehen. Nachfahre Timothy Simon – auch als Berlin-Rückkehrer mit viel Beifall bedacht – sprach nun von der Hoffnung, der nach dem Mäzen benannte Bau werde »eine Inspiration für die Menschen, die ihn sehen«.

Zu Verzögerungen kam es nicht nur wegen Schlampereien, sondern auch wegen des für seine Unsicherheit gefürchteten Berliner Untergrunds.

Was sehen sie? Nach den Worten von Hermann Parzinger, als Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hausherr auch im neuen Bau, spiegelt die Architektur deutsche und preußische Geschichte. Die James-Simon-Galerie zitiert die Treppe der Alten Nationalgalerie, die Gänge des Kolonnadenhofes am Neuen Museum, den Sockel des direkt anschließenden Pergamonmuseums.

SÄULEN Architekt Chipperfield selbst sieht in seinen schlanken Säulen eine Kontinuität von der griechischen Antike über die preußische Umsetzung auf der Museumsinsel bis zu dem sie nun vollendenden Bau.

Chipperfield erinnerte auch an »die Komplexität eines Abenteuers, das vor 20 Jahren begann«. Ursprünglich sollte die James-Simon-Galerie bereits 2013 fertig sein. Zu Verzögerungen kam es nicht nur wegen Schlampereien, sondern auch wegen des für seine Unsicherheit gefürchteten Berliner Untergrunds.

So mussten Taucher 1200 Pfähle in den schlammigen Boden treiben, um das Fundament des Gebäudes mit einer Nutzfläche von 4600 Quadratmetern zu sichern. Auch dies ist einer der Gründe, warum sich die Kosten von ursprünglich geplanten 71 auf schließlich 134 Millionen Euro fast verdoppelten.

GALERIE Das Gebäude dient künftig nicht nur als zentraler Empfang und Servicestation des berühmten Ensembles aus Pergamonmuseum, Alter Nationalgalerie, Bode Museum, Altem Museum und Neuem Museum. Für die Besucher beginnt in der Galerie zudem künftig die neue archäologische Promenade, die die einstmals über Brücken untereinander verbundenen Gebäude künftig unterirdisch anbinden soll.

»Viele Museen in Deutschland wären ohne jüdische Mäzene nicht das, was sie heute sind«, betonte Hermann Parzinger bei der Eröffnung.

Dann können sich Besucher über diese Promenade zu den einzelnen Museen leiten lassen oder eben die historischen Eingänge der eher Rücken an Rücken stehenden Häuser suchen. Doch das ist Zukunftsmusik. Mit der Fertigstellung ist erst in den 2030er-Jahren zu rechnen.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025

Berlin

»Eine Zierde der Stadt«

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte eingeweiht

 28.04.2025

Paris

»Bambi«-Neuverfilmung: Nah an Felix Saltens Original

Ganz ohne Spezialeffekte und Animation: In Michel Fesslers »Bambi«-Neuauflage stehen echte Tiere vor der Kamera. Das Buch wurde einst von den Nazis verboten

von Sabine Glaubitz  28.04.2025