Rezension

Die Essenz des Drake

Drake hat ein neues Album aufgenommen, und wenn Drake ein neues Album macht, dann geht es in der öffentlichen Wahrnehmung meist gar nicht so sehr um das Album an sich, sondern um das, was Drake über Drake auf seinem neuen
Drake-Album verrät. Denn es ist so: Wenn von Drake gesprochen wird, ist meistens gar nicht der Musiker, sondern viel mehr das Phänomen Drake gemeint. Und das Phänomen ist zumindest einer der Gründe, warum der Musiker so erfolgreich ist.

Aber der Reihe nach: Aubrey Drake Graham wurde einer breiten Öffentlichkeit als Schauspieler in einer kanadischen Soap-Opera bekannt. Dort spielte er einen Schüler, der angeschossen wird und fortan im Rollstuhl sitzt. Er entdeckt seine kreative Ader und wird Rapper. Aubrey Drake Graham machte es seiner fiktionalen Figur nach, wurde ebenfalls Rapper und nannte sich Drake. Das Phänomen war geboren.

Selbstbespiegelung Musikalisch changiert Drake zwischen Hip-Hop und RnB, zwischen Rap und Gesang. Inhaltlich geht es auf allen Alben hingegen nur um eine Sache: um Drake selbst. So auch auf seinem neuen Album Scorpion. Im Intro rappt er, dass sein Mount Rushmore aus seinem eigenen Gesicht mit vier verschiedenen Ausdrücken besteht. Auch seine Alben klingen so. Ein Drake-Album ist das immergleiche Selfie mit unterschiedlichen Filtern präsentiert. Drakes Musik trifft den Zeitgeist, denn sie ist eine klanggewordene konstante Selbstbespiegelung.

Auf Scorpion ändert sich das nicht. Auf Scorpion ändert sich sowieso recht wenig. Zum ersten Mal fügt Drake seinem Mount Rushmore keine neue Facette hinzu. Er verfeinert vielmehr das, was er bereits geschaffen hat. Man merkt schnell, was Scorpion sein will: die Essenz von Drakes Werk. Sein Opus magnum. Ob es das wirklich geworden ist, wird allerdings vorerst kein Thema sein. Denn Drake hat ein neues Album gemacht, und wenn Drake ein neues Album macht, dann geht es meistens nur darum, was Drake über Drake verrät.

Um Gossip. Affären, ein uneheliches Kind – der Musiker äußert sich zu Gerüchten und liefert damit die Themen, über die fortan gesprochen wird, wenn über das neue Drake-Album gesprochen wird. Schade. Es lohnt sich, das Phänomen eineinhalb Stunden Spielzeit auszublenden und sich auf das Werk eines begnadeten Musikers zu konzentrieren. Ein Werk, das nah dran ist, ein Klassiker zu sein.

Drake: »Scorpion«. Young Money Entertainment 2018

Biografie

Schauspieler Berkel: In der Synagoge sind mir die Tränen geflossen 

Er ging in die Kirche und war Messdiener - erst spät kam sein Interesse für das Judentum, berichtet Schauspieler Christian Berkel

von Leticia Witte  11.07.2025

TV-Tipp

Der Mythos Jeff Bridges: Arte feiert den »Dude«

Der Weg zum Erfolg war für Jeff Bridges steinig - auch weil der Schauspieler sich gegen die Erfordernisse des Business sträubte, wie eine Arte-Doku zeigt. Bis er eine entscheidende Rolle bekam, die alles veränderte

von Manfred Riepe  11.07.2025

Thüringen

Yiddish Summer startet mit Open-Air-Konzert

Vergangenes Jahr nahmen rund 12.000 Menschen an den mehr als 100 Veranstaltungen teil

 11.07.2025

Musik

Nach Eklat: Hamburg, Stuttgart und Köln sagen Bob-Vylan-Auftritte ab

Nach dem Eklat bei einem britischen Festival mit israelfeindlichen und antisemitischen Aussagen sind mehrere geplante Auftritte des Punk-Duos Bob Vylan in Deutschland abgesagt worden

 10.07.2025

Agententhriller

Wie drei Juden James Bond formten

Ohne Harry Saltzman, Richard Maibaum und Lewis Gilbert wäre Agent 007 möglicherweise nie ins Kino gekommen

von Imanuel Marcus  12.07.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Bilder, die bleiben

Rudi Weissensteins Foto-Archiv: Was die Druckwelle in Tel Aviv nicht zerstören konnte

von Laura Cazés  10.07.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  10.07.2025

Ethik

Der Weg zum Glück

Nichts ist so flüchtig wie der Zustand großer Zufriedenheit. Doch es gibt Möglichkeiten, ihn trotzdem immer wieder zu erreichen – und Verhaltensweisen, die das Glück geradezu unmöglich machen

von Shimon Lang  10.07.2025

Essay

Das Jewish-Hollywood-Paradox

Viele Stars mit jüdischen Wurzeln fühlen sich unter Druck: Sie distanzieren sich nicht nur von Israel und seiner Regierung, sondern auch von ihrem Judentum. Wie konnte es so weit kommen?

von Jana Talke  10.07.2025