Eurovision

Der zweite Anlauf

Eden Alene Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Eurovision

Der zweite Anlauf

Eden Alene tritt beim Gesangswettbewerb in Rotterdam für Israel an. Karriere wird sie auf jeden Fall machen

 21.05.2021 07:59 Uhr

Eden Alene hat einige Tage Krieg abgewartet, bis sie dann doch etwas auf ihrer Instagram-Seite gepostet hat: »Ich bin hier in Holland, aber in Gedanken bin ich in jedem Moment bei euch … in großer Sorge nach allem, was in Israel passiert.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Sie hat das so allgemeingültig und vorsichtig wie möglich formuliert. Vielleicht liegt es daran, dass die junge Sängerin, die gerade erst 21 geworden ist, bereits in Rotterdam ist und dass sie das, was in Israel gerade passiert, nicht selbst miterlebt.

In Rotterdam bereitet sie sich auf den Eurovision Song Contest vor, der am nächsten Wochenende endlich gefeiert wird, nachdem er im vergangenen Jahr wegen Corona ausfiel. Am Dienstag qualifizierte sie sich im Halbfinale für die große Endrunde am Samstag.

Liederwettbewerb Vielleicht erwähnt Eden Alene die Raketenangriffe auf ganz Israel aber auch nicht direkt, weil es klüger ist, sich jetzt, so kurz vor dem Liederwettbewerb, nicht zwischen die Fronten zu begeben. Der Song Contest, das war schon immer so, hat auch eine politische Komponente.

Und das nicht nur, weil Bands wie Hatari aus Island den Contest gerne mal für ein politisches Statement gegen den jüdischen Staat nutzten, sondern auch, weil die Bewertungen aus den einzelnen Ländern für Israel immer auch ein bisschen damit zu tun haben, wie Israels Image auf der Welt gerade so ist.

Für Eden Alene ist die Veranstaltung auch ohne politische Komponente eine riesige Herausforderung. Antreten sollte sie ja schon letztes Jahr. Damals mit dem Song »Feker Libi«, einem wirklich außergewöhnlichen Hit, und das nicht nur, weil er vom selben Mann geschrieben wurde, der auch schon den Gewinnertitel »Toy« für Netta Barzilai kreiert hatte.

FREIHEIT »Feker Libi« war mit seinen aramäisch-äthiopischen Elementen, die auf modernen Pop trafen, eigentlich die ideale Kombination für jemanden wie Eden Alene: eine jüdische Israelin mit äthiopischen Wurzeln, eine moderne junge schöne Frau mit ganz viel Geschichte. Dann kam die Pandemie, der Contest wurde abgesagt, und Eden Alenes großer Traum, als erste äthiopischstämmige Sängerin für Israel anzutreten, vielleicht sogar den Titel zu holen, lag erst einmal auf Eis.

Wer jemals ihren Auftritt mit dem Demi-Lovato-Song »Stone Cold« gesehen hat, weiß, dass sie so viel mehr kann, als sie in »Set Me Free« zeigen darf.

Zwar darf sie in diesem Jahr auch wieder für ihr Heimatland antreten, aber es musste ein neuer Song gefunden werden, das war die Bedingung der Europäischen Rundfunkunion. Ihr neuer Song heißt nun »Set Me Free«. Vom Hebräischen ist nur noch ein Satz geblieben, und das Aramäisch-Äthiopische ist ganz verschwunden. Besonders begeistert waren die Kritiker davon nicht. Die »Haaretz« monierte, der Song klinge »wie von Robotern geschrieben«, und im deutschen Fanblog nahm man ihn als »merkwürdig glattproduziert« war.

Wer jemals ihren Auftritt mit dem Demi-Lovato-Song »Stone Cold« in der israelischen Show X-Factor gesehen hat, weiß, dass Eden Alene so viel mehr kann, als sie in »Set Me Free« zeigen darf. Ihre Stimme hat so viele Farben, Tiefe und Emotion, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Diejenigen wissen aber auch, dass Eden Alene mit einem so außergewöhnlichen Talent gesegnet ist, dass die Eurovision nur ein weiterer Schritt in ihrer noch lange andauernden Karriere sein wird. Egal, wie sie dabei abschneidet, Eden Alene ist ein Star. Und sie fängt gerade erst an.

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Hommage

Pionier des Erinnerns

Der Filmemacher und Journalist Claude Lanzmann wäre diese Woche 100 Jahre alt geworden. Unser Autor ist ihm mehrmals persönlich begegnet

von Vincent von Wroblewsky  26.11.2025

Zahl der Woche

6500 Rabbiner

Funfacts & Wissenswertes

 26.11.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Coole Nichten, coole Tanten

von Katrin Richter  26.11.2025

Kulturkolumne

Lob der Anwesenheit

Lahav Shani und Jason Stanley: Warum unser Autor nicht nur in der Westend-Synagoge vor Ort ist

von Eugen El  26.11.2025

Film

Shira Haas ist Teil der Netflix-Serie »The Boys from Brazil«

Die israelische Schauspielerin ist aus »Shtisel« und »Unorthodox« bekannt

 26.11.2025

Zwischenruf

Was bleibt von uns?

Was bleibt eigentlich von uns, wenn Apple mal wieder ein Update schickt, das alles löscht? Jede Höhlenmalerei erzählt mehr als eine nicht mehr lesbare Floppy Disk

von Sophie Albers Ben Chamo  25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025