Gratulation

Der Vielseitige

Michael Degen als Leo Katzenberger in Joseph Vilsmaiers Schoa-Drama »Leo und Claire« Foto: odeon

Michael Degen ist eine Bühnenlegende: Er hat bei Bertolt Brecht gelernt, mit Peter Zadek, George Tabori, Claude Chabrol und Ingmar Bergman gearbeitet. Als legitimen Erben Gustav Gründgens’ feierte ihn der Kritiker Gerhard Stadelmayer in der Frankfurter Allgemeinen.

donna leon Aber Degen ist auch ein populärer Fernsehstar seit der Serie Diese Drombusch in den 80ern. Heute kennt ihn das Publikum als Vize-Questore Patta in den Donna-Leon-Verfilmungen. Zwischendurch hat sich Degen auch nicht gescheut, in OP ruft Dr. Bruckner auf RTL den Professor Bergmann zu geben, den silberhaarigen Charmeur Manfred Berger auf dem Traumschiff und George Winston bei Rosamunde Pilcher. »Ich hatte vier Kinder zu ernähren, da habe ich auch mal Schrott gedreht.«

Nicht zuletzt ist Michael Degen ein erfolgreicher Buchautor. 1999 erschienen seine Erinnerungen Nicht alle waren Mörder. Eine Kindheit in Berlin über seine Jahre als »U-Boot«, wie man die untergetauchten Juden in der Nazizeit nannte. Er war elf Jahre alt, als vom Bahnhof Grunewald aus die Deportationszüge Richtung Auschwitz rollten. Mit seiner Mutter ging der Junge in den Untergrund. Sein Vater, ein Professor, war drei Jahre zuvor an den Folgen von Folter im KZ Sachsenhausen gestorben.

israel 2007 kam der zweite Teil von Degens Erinnerungen heraus, Mein heiliges Land, über seine Jahre in Israel. 1949 war er in den jüdischen Staat gegangen – seinen israelischen Pass hat er bis heute – und trat an den Kammerspielen Tel Aviv auf. Doch zwei Jahre später kehrte er nach Deutschland zurück. »Ich wäre am liebsten dageblieben«, hat er 2009 in einem Interview mit dieser Zeitung gesagt. »Aber meine Muttersprache war und ist Deutsch.«

Am Dienstag wird Michael Max Degen, geboren am 31. Januar 1932 in Chemnitz, 80. Man merkt ihm sein Alter nicht an. Beruflich aktiv ist er weiterhin. Im Herbst kommt sein neuer Film in die Kinos. In Margarethe von Trottas Biopic über Hannah Arendt spielt er Kurt Blumenfeld, einen Freund der Philosophin und führenden deutschen Zionisten. Wieder einmal eine Rolle, die mit Michael Degen ideal besetzt ist.

Eine ausführliche Würdigung zu Michael Degens 80. Geburtstag bringen wir in unserer nächsten Printausgabe am Donnerstag.

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Antisemitismus

Schlechtes Zeugnis für deutsche Schulen

Rapper Ben Salomo schreibt über seine Erfahrungen mit judenfeindlichen Einstellungen im Bildungsbereich

von Eva M. Grünewald  04.12.2025

Literatur

Königin Esther beim Mossad

John Irvings neuer Roman dreht sich um eine Jüdin mit komplexer Geschichte

von Alexander Kluy  04.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter, Imanuel Marcus  04.12.2025

Show-Legende

Mr. Bojangles: Sammy Davis Jr. wäre 100 Jahre alt geworden

Er sang, tanzte, gab den Spaßmacher. Sammy Davis Jr. strebte nach Erfolg und bot dem Rassismus in den USA die Stirn. Der Mann aus Harlem gilt als eines der größten Showtalente

von Alexander Lang  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

Philosophie

Drang zur Tiefe

Auch 50 Jahre nach ihrem Tod entzieht sich das Denken Hannah Arendts einer klaren Einordnung

von Marcel Matthies  04.12.2025

Kulturbetrieb

»Wie lange will das politische Deutschland noch zusehen?«

Der Bundestagskulturausschuss hörte Experten zum Thema Antisemitismus an. Uneins war man sich vor allem bei der Frage, wie weit die Kunstfreiheit geht

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025