Kino

Der talentierte Mr. Zuckerberg

Facebook – jenes soziale Netzwerk im Internet, das heute 500 Millionen Menschen auf der Welt miteinander verbindet – verdankt sich buchstäblich einer Schnapsidee. Das können wir in dem Film The Social Network lernen, der diese Woche in die deutschen Kinos kommt: Mark Zuckerberg hatte Stress mit seiner Freundin, kippte sich in seiner Studentenbude in Harvard daraufhin verschiedene Alkoholika hinter die Binde, bloggte besoffen Gemeinheiten über besagte Freundin und schickte unbefugterweise Fotos der heißesten Bräute auf dem Campus herum. Quasi als Buße für dieses Unrecht erfand er »Facebook« und wurde der jüngste Multimilliardär seit dem Urknall.

Quetschknödelstimme Der Film, bei dem der sonst eher auf düstere Thriller spezialisierte David Fincher Regie geführt hat, ist vor allem deshalb so lustig und rasant, weil sich der Held der weltweiten sozialen Verknüpfung im persönlichen Umgang wie ein Stoffel benimmt. Und der 26-jährige Jesse Eisenberg liefert als Zuckerberg eine reife schauspielerische Leistung ab: Er spricht mit Quetschknödelstimme, schaut seinem Gegenüber nie genau in die Augen und lässt schön in der Schwebe, ob dieser Zuckerberg nun ein Mark im Glück war, der sein Geschäftsimperium in einem Moment der Geistesabwesenheit erworben hat, oder ob er von Anfang an mit einer Zielstrebigkeit, die er vor allen anderen verborgen hielt, auf seinen Triumph zumarschiert ist.

Das Drehbuch stammt von Aaron Sorkin, dem wir auch die Serie The West Wing und den Film Der Krieg des Charlie Wilson verdanken. Weil Sorkin die Dialoge geschrieben hat, glänzen die Studenten in The Social Network allesamt mit Witz und Brillanz, als seien sie von Oscar Wildes Muse geküsst worden. Das ist ein bisschen unrealistisch, macht aber nichts.

Mysterium Die Rahmenhandlung liefern zwei Rechtsstreitigkeiten. Den einen Kampf hat Zuckerberg mit zwei blonden Riesen auszufechten. Die behaupten, Zuckerberg habe ihre Idee geklaut. Den anderen Kampf liefert sich der Facebook-Gründer mit seinem früheren besten Freund, den er ausgebootet hat. Keinen Zweifel lässt der Film daran, was das tiefe und dunkle Mysterium des Geschäftserfolgs ist: harte Arbeit.

Eine junge Anwältin enthüllt ganz am Schluss des Films dann auch noch das Geheimnis von Zuckerbergs Charakter: »Sie sind kein Arschloch. Sie versuchen nur auf Biegen und Brechen, eines zu sein.« Fragt sich, warum der echte Zuckerberg den Film nicht gut gefunden hat.

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 18. September bis zum 2. Oktober

 18.09.2025

Fußball

Mainz 05 und Ex-Spieler El Ghazi suchen gütliche Einigung

Das Arbeitsgericht Mainz hatte im vergangenen Juli die von Mainz 05 ausgesprochene Kündigung für unwirksam erklärt

 18.09.2025

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 18.09.2025

Berlin

Mut im Angesicht des Grauens: »Gerechte unter den Völkern« im Porträt

Das Buch sei »eine Lektion, die uns lehrt, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten Menschen gab, die das Gute dem Bösen vorzogen«, heißt es im Vorwort

 17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Berlin

»Stärker als die Angst ist das menschliche Herz«

Die Claims Conference präsentiert in einem Bildband 36 Männer und Frauen, die während der Schoa ihr Leben riskierten, um Juden zu retten

von Detlef David Kauschke  17.09.2025

Auszeichnung

Theodor-Wolff-Preis an Journalisten vergeben

Der Theodor-Wolff-Preis erinnert an den langjährigen Chefredakteur des »Berliner Tageblatts«, Theodor Wolff (1868-1943)

 17.09.2025

Los Angeles

Barbra Streisand über Dreh mit Robert Redford: »Pure Freude«

Mit dem Klassiker »The Way We Were« (»So wie wir waren«) brachen die beiden Stars in den 70er-Jahren Millionen Herzen. Nach dem Tod von Redford blickt Hollywood-Ikone Streisand zurück auf den Dreh

von Lukas Dubro  17.09.2025

Kritik

Toni Krahl hat »kein Verständnis« für israelfeindliche Demonstrationen

Was in der Region um Israel passiere, sei ein Drama, das sich über Jahrzehnte entwickelt habe, sagte Krahl

 17.09.2025