Glosse

Der Rest der Welt

Foto: Getty Images/iStockphoto

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Was Rabbiner mit Piloten gemeinsam haben sollten

von Beni Frenkel  04.12.2023 08:39 Uhr

Ich habe eine neue Arbeitsstelle. Um dahin zu kommen, muss ich jeden Morgen durch den Züricher Flughafen rennen und die Bahn erwischen. Wenn ich den Zug verpasse, setze ich mich irgendwo hin und gucke den Reisenden zu. Auch sie sind meistens in Eile. Und dann fallen mir die vielen Uniformierten auf.

Da gibt es natürlich das fliegende Personal, das herrlich kostümiert ist. Mir gefallen vor allem die Gradabzeichen, die Achselschlaufen. Je mehr Striche, desto wichtiger der Pilot. Auch die Frauen und Männer, die nur Getränke ausschenken, werden nach Strichen unterteilt.

Man hört immer wieder von Gewaltausbrüchen gegenüber den Hostessen. Ich bin bei der Überzeugung angelangt, dass diesem Problem ziemlich einfach zu begegnen ist. Hostessen sollten auch Orden tragen. Ganz viele, etwa so wie in der Armee. Für die 1000. Sicherheitsdurchsage gibt es dieses Abzeichen, für den 100.000. ausgeschenkten Kaffee jenen Orden. Das macht Eindruck.

Viele Menschen haben Angst vor Flügen

Viele Menschen haben Angst vor Flügen. Wie wäre es, wenn der Kapitän einmal durch die Gänge läuft – am besten vor dem Flug – und seine Uniform zeigen würde? Wie sehr könnte man das Zittern der Reisenden verringern? Gleiches gilt übrigens für unsere Rabbiner, die eben nur Rabbiner heißen und nicht einmal äußerlich zu unterscheiden sind. Da lobe ich mir die Kirchen, wo ich sowieso keinen Durchblick habe. Wer ist höher angesiedelt: der Bischof oder der Kardinal?

Im Judentum gibt es eigentlich nur den Rabbi. In Zürich gab es einmal einen Oberrabbiner, aber das war nur Fanfare. Er war den anderen Züricher Rabbinern ebenbürtig, auch wenn ihn das wahrscheinlich ärgerte.

Und es gibt keine Abzeichen. Ich habe einmal ein Bild einer Rabbinerkonferenz gesehen. Etwa 100 dunkel gekleidete Rabbiner stellten sich vor dem Fotografen hin. Alle lächelten.

Aber wer war der Gescheiteste, der Frömmste, der Schummler? Man könnte zum Beispiel für jeden beherrschten Teil des Schulchan Aruch einen Strich geben. Der Schulchan Aruch, die gesammelte Gesetzeslehre, besteht aus vier Teilen. Also maximal vier Striche. So viele tragen auch Kapitäne der Lufthansa.

Nebst dieser Qualifizierung dürfte der Rabbiner von heute noch mehr Abzeichen tragen. Für jede gerettete Ehe gäbe es noch einen rosa Punkt auf Herzhöhe. Für eine vermittelte Eheschließung sogar zwei.
Auch die Hüte müssen modernisiert werden. Vorbild ist wieder die Aviatik. Was anderes ist denn ein Rabbiner als ein Pilot?

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