Finale

Der Rest der Welt

Nur frisch lecker: das Fischbrötcen Foto: Getty Images

Immer wieder behaupten schlaue Leute, Corona sei eine Chance. Die Pandemie eröffne eine neue Sicht auf das Leben – auf das, was wirklich wichtig ist. Ich habe nie verstanden, was diese Leute wollen.

Jetzt aber, nachdem ich meinen Herbsturlaub in Südtirol abgesagt habe – und somit den Empfehlungen von Gesundheitsminister Spahn gefolgt bin, die Herbstferien im Inland zu verbringen –, habe auch ich endlich begriffen, dass es darum geht, sich auf das Essenzielle zu konzentrieren.

Luxus Urlaub in den Bergen ist nicht essenziell, wer braucht solchen Luxus! Sollen die Tiroler doch alleine in ihren zugigen Hütten herumsitzen, Speckknödel essen und Skiwasser trinken. Statt solch unnötiger Ausschweifungen habe ich mich für ein verlängertes Wochenende in einem schicken ehemaligen Kaiserbad auf der Ostseeinsel Usedom entschieden, eine gute Wahl, wie mir schien, ganz im Sinne der Bundesregierung.

Wo steht geschrieben, dass Urlaub glücklich macht?

Leider ist Berlin inzwischen Corona-Risikogebiet. Wer jetzt nach Meck-Pomm fährt, muss auch bei negativem Corona-Test in Quarantäne. Nicht ganz so meine Vorstellung von Urlaub am Meer. Wäre ich anfällig für Verschwörungsmythen, würde ich jetzt vermuten, dass es sich um eine späte Rache von Ostsee-Ossis handelte, die uns West-Berliner einmauern wollen – und ihre preußischen Brüder, die ehemaligen Ost-Berliner, gleich mit.

»Freierit« Aber ich beschwere mich nicht, ganz im Gegenteil – immerhin konnte ich die Unterkunft in der »Villa Sonnenschein« kostenfrei stornieren! Das ist in Corona-Zeiten die neue Definition von erfolgreichem Urlaub: Zuhause bleiben, kostet nix! Hätte ich bezahlen müssen, wäre ich, wie man in Israel sagt, zur »Freierit« geworden – zur Deppin, die sich über den Tisch ziehen lässt. Bin ich aber nicht. An der Ostsee hätte die Sonne sowieso nicht geschienen!

Und wer braucht schon Fischbrötchen vom Strandkiosk? Gibt es genausogut bei »Nordsee« in unserem Berliner Corona-Hotspot Tempelhof-Schöneberg. Angela Merkel hat Inlands- oder Italienurlaub empfohlen, aber sogar die Kanzlerin kann sich irren. Auch in Südtirol hätte es geregnet, andere Urlauber hätten uns als Virenschleudern aus dem Risikogebiet gedisst, und wer will schon Bergwandern mit Maske?

Wenn der Impfstoff kommt, fliegen wir nach Hawaii!

14 Tage Überhaupt, wo steht geschrieben, dass Urlaub glücklich macht? Wussten Sie, dass die Israelis zu den glücklichsten Menschen der Welt zählen, obwohl sie nur 14 Tage Urlaub im Jahr haben? Das sollte ich lieber nicht laut so sagen, meine Kollegen sind alle so urlaubssüchtig. Außerdem sind die Israelis im Moment eher unter den unglücklichsten Menschen der Welt, im Lockdown auf unbestimmte Zeit …

Womit wir wieder beim Anfang wären – der Konzentration auf das Wesentliche. Meinem Sohn, der gerne in die Ferien gefahren wäre, habe ich gepredigt, er solle an die armen Kinder in Israel denken. Haben die etwa Urlaub? Eine Million Israelis sind arbeitslos, sitzen zu Hause und gehen ihren Kindern auf die Nerven. Es gibt nicht mal Geld für Fischbrötchen! Auf unserem Konto aber sammelt sich das Geld. Und wenn der Impfstoff kommt, fliegen wir nach Hawaii!

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

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