Glosse

Der Rest der Welt

Ein Glas Golan-Wein geht, danach wird es schwierig. Foto: Getty Images / istock

Wieder haben wir einen Seder hinter uns gebracht, und auch diesmal habe ich eine der wichtigsten Mizwot nicht vollständig erfüllt. Und zwar nicht aus religiösen, sondern aus gesundheitlichen Gründen: Ich schaffe es nie, vier Gläser Wein zu trinken.

Migräne Schon ein kleines Gläschen von 0,1 Liter ist für mich eine Überdosis: Der Migräneanfall am nächsten Morgen folgt garantiert, wenn ich mich nicht zurückhalte. Und Migräne sollte man am ersten Tag von Pessach tunlichst vermeiden, denn irgendjemand muss ja das Chaos nach dem Sederabend aufräumen.

Doch interessanterweise komme ich (jedenfalls in winzigen Mengen) mit Golan-Wein klar: Der Cabernet Sauvignon aus den Weinkellern von Katzrin ist der einzige rote Tropfen, der meinen Kopf auch am nächsten Tag noch halbwegs funktionieren lässt.

Mit Golan-Wein komme ich ganz gut klar.

KaDeWe Aus diesem Grund stand ich unmittelbar vor Pessach zusammen mit Dutzenden ungeduldiger Berlin-Touristen schon kurz vor der Öffnung vor dem KaDeWe, um mir in der Spirituosenableitung drei Flaschen Golan-Rotwein für den Seder zu sichern – Gamla für 17 Euro pro Stück. Leider war die noch teurere Sparte Yarden nicht im Angebot. Oder ausverkauft?

Wider Erwarten hielt sich der Ansturm vor dem israelischen Weinregal in Grenzen. Wahrscheinlich haben die jüdischen Kunden zu dieser Stunde noch ihren Prä-Pessach-Kater ausgeschlafen oder waren zu gestresst vom Pessachputz. Oder sie hatten sich schon in die Osterferien verabschiedet. Ich gehe ja sonst auch nicht um zehn Uhr morgens ins KaDeWe.

Golan-Wein Mein Mann schüttelte den Kopf, als ich die Flaschen anschleppte. Er findet, Preis und Leistung stünden in keinem Verhältnis. Aber er ist im Gegensatz zu mir auch kein Migränepatient. Ein Hoch auf den Golan-Wein. Lechaim! Viermal am Glas zu nippen, hat mich nicht ausgeknockt. Auch dieses Jahr bin ich wieder gesund und heil aus Ägypten ausgezogen.

Viermal am Glas zu nippen, hat mich nicht ausgeknockt.

Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Ich bin kein Fan der Idee von Benjamin Netanjahu, die nächste Siedlung auf den Golanhöhen nach Donald Trump zu benennen. Auch den in Israel bereits diskutierten Vorschlag, alle Trampiaden (die Bushaltestellen, an denen auch Soldaten trampen), in Trumpiaden umzubenennen, halte ich für wenig subtil.

Promille Mir geht es nicht um Politik, sondern nur um ein bisschen Promille. Fiele der Golan an Syrien zurück, wäre zu befürchten, dass Sunniten und Schiiten in seltener Einigkeit die Fässer aus französischem Eichenholz samt Inhalt vernichten würden.

Die vulkanischen Böden des Hochplateaus lägen brach, um die Muslime nicht in Versuchung zu bringen. Und ich hätte wieder Kopfschmerzen, wenn ich ein Glas Rotwein nur anschaue.

Kein Alkohol ist bekanntermaßen auch keine Lösung. Rick Blaine aus Ca­sablanca würde sich, nach der Zukunft der Golanhöhen gefragt, meiner Position sofort anschließen. (»Welche Nationalität haben Sie?« »Ich bin Trinker.«) Allerdings: Wenn in Katzrin die Rebsorte »Donald« auf den Markt kommt, dann trinke ich zu Pessach lieber Traubensaft.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Sehen!

»Der Meister und Margarita«

In Russland war sie ein großer Erfolg – jetzt läuft Michael Lockshins Literaturverfllmung auch in Deutschland an

von Barbara Schweizerhof  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025