Finale

Der Rest der Welt

Weich, getiegert, samt – einfach zum Liebhaben. Foto: Thinkstock

Finale

Der Rest der Welt

Miez, miez – Auf den besten Rabbiner der Welt

von Beni Frenkel  20.11.2017 16:54 Uhr

Es gibt eine Konstante in meinem Leben, und das ist der Schabbat. Viele Mizwot habe ich im Laufe der Jahre leider abgeworfen. Ich trinke nicht mehr ausschließlich Koscher-Milch, ich bete am Morgen nur noch ein paar Seiten, und ich laufe ohne Kopfbedeckung durch die Straßen.

Aber am Schabbat, da ruhe ich. Ich arbeite nicht, ich schreibe nicht, und ich gehe morgens in die Synagoge. Nichts auf der Welt kann mich davon abbringen, den Schabbat zu ehren. Nichts.

Einmal habe ich am Boden einen 20-Franken-Schein gesehen. Ich bin achtlos daran vorbeigelaufen. Und selbst wenn die Schweizer Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft im Finale gegen Deutschland antritt, bleibt der Fernseher am Schabbat aus!

Kater Sie sehen: Ich meine es ernst. Nur Alvin bringt mich ernsthaft in Versuchung. Alvin heißt unsere neue Katze. Er ist ein Kater. Er ist so süß! Anfangs war er schüchtern und versteckte sich immer unter dem Sofa. Langsam kapierte er, dass wir ihn nicht essen wollen. Und von da an dauerte es nur noch ein paar Wochen, bis er auf meinen Schoß sprang, wenn ich mir im Fernsehen einen Krimi ansah. Ich muss ihn nur ein wenig am Hals kraulen, dann beginnt er so laut zu schnurren, dass ich den Kommissar nicht mehr verstehe.

Leider ist Alvin am Schabbat »mukza«. Das bedeutet: Ich darf ihn nicht berühren. Das Verbot stammt aus früheren Zeiten, als Tiere noch einem Zweck dienten. Hunde wurden ausschließlich als Wachhunde eingesetzt, Pferde dienten als Packesel, und die süßen Katzen ...? Die jagten den Mäusen nach. Aber da wir heutzutage unsere Katzen aus anderen Gründen haben – zum Beispiel zum Schmusen –, gelten sie als »zweckentfremdete Gegenstände«. Und das ist »mukza«. Berühren verboten.

Herz Kompliziert. Nun. Es ist verdammt schwierig für mich. Wie gesagt, ich kann problemlos an Geld vorbeilaufen (bis 50 Franken), aber wenn sich dieses liebe Lebewesen auf meinen dicken Bauch legt und mich so liebevoll anguckt ... Ich habe doch kein Herz aus Stein!

Lange habe ich überlegt, ob ich zum Rabbiner gehen und ihm meine Gewissensbisse erklären soll. Aber der Rabbi versteht das sicher nicht.

Wenn ich etwas nicht weiß, suche ich eigentlich immer nach einem YouTube-Tutorial oder einem Video. Und tatsächlich, ich habe etwas gefunden. Ein amerikanischer Rabbi erklärt dort, dass es Rabbiner gebe, welche Haustiere unter die Kategorie Spielzeuge einordnen. Und Spielzeuge kraulen ist auch am Schabbat erlaubt. Ich war so glücklich, als ich das gelesen habe. Klar, habe ich einen Kommentar geschrieben: »You are the best rabbi! Beni and Alvin.«

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  14.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025